Julia Extra Band 0299
hatte. Mit jedem Tag fand er ihre Gegenwart abstoßender. Und diese schöne Eiskönigin sollte die Mutter seiner Kinder werden? Allein die Vorstellung löste Übelkeit bei ihm aus.
Er stöhnte laut und lehnte sich in die Kissen zurück. Er hatte einer Frau, die er absolut nicht leiden konnte, die Ehe versprochen! Wie hatte er sich nur in so eine Sackgasse hineinmanövrieren können?
„Alles in Ordnung?“
Er schlug die Augen auf, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Abby. Sie brauchte nur ins Zimmer zu kommen, und schon war er ein anderer Mensch. Wieso konnte Stephanie nicht wie Abby sein?
„Klar.“ Allerdings zuckte er vor Schmerz zusammen, als er den Kopf bewegte. „Na ja, es geht. Immerhin lebe ich noch. Das ist doch sehr erfreulich.“
„Wer ist Stephanie?“, fragte sie.
Er musterte sie. Hatte er den Namen etwa laut ausgesprochen? Wahrscheinlich in einem Albtraum. „Stephanie?“, fragte er unschuldig, um Zeit zu gewinnen. „Wieso fragen Sie?“
Sie kam näher, und er ließ den Blick über ihr hübsches Gesicht gleiten. Es war elegant und von erfrischend klarer Offenheit. Lustige Sommersprossen zierten die Nase. Die Kleine hätte sofort einen Job als Model bekommen.
„Weil Sie den Namen vor sich hingesagt haben. Geht es um Stephanie Hollenbeck? Stimmt es, dass Sie sie heiraten werden?“
Die Nachricht schien sich ja wie ein Lauffeuer verbreitet zu haben. Es machte ihn nur noch kränker, dass Abby auch schon davon gehört hatte.
„Soldaten, die nicht in den Krieg ziehen und im Ausland Asyl suchen, nennt man Deserteure“, sagte er leise. „Wie nennt man Männer, die nicht heiraten wollen?“
Sie lächelte unbekümmert. „Drückeberger. Und die kommen auch nicht ungestraft davon. Sie sollten also Manns genug sein, ihr Eheversprechen zu halten.“
Mychale musterte sie entsetzt. „Jetzt fallen Sie mir auch noch in den Rücken! Hält denn niemand mehr zu mir?“
„Warum heiraten Sie sie, wenn Sie …“
„Aus Pflichtgefühl meiner Familie und meinem Land gegenüber. Das gehört zu meinem Job.“
Abby blickte ihn nachdenklich an. „Ihnen eilt ja der Ruf eines Playboys voraus. Vielleicht sollten Sie mal überlegen …“
„Es reicht!“ Zornig blitzte er sie an. Er dachte gar nicht daran, sich zu rechtfertigen, auch wenn er es hasste, als Playboy bezeichnet zu werden – insbesondere wenn der Vorwurf aus einem weiblichen Mund kam. Warum erkannte eigentlich niemand in diesem Land seinen wahren Charakter? Das schmerzte ihn wirklich.
Sie wartete einen Moment, räusperte sich und nahm allen Mut zusammen. „Ich wollte nur sagen, dass Sie irgendwann ja doch heiraten müssen. Und Sie müssen sich um Nachwuchs kümmern. Auch das gehört zu Ihren Pflichten.“
Sie fuhr fort, obwohl er sie immer wütender anfunkelte. „Seit gestern weiß ich, wie gut Sie mit Kindern umgehen können. Sie werden einmal ein guter Vater sein.“ Sie atmete tief durch. „Das war’s.“
Ungläubig blickte Mychale sie an. Was er eben gehört hatte, entsprach so gar nicht seinem Selbstbild. Gleichzeitig rührte es ihn. Er und Babys – das war eine höchst ungewöhnliche Vorstellung.
Am liebsten hätte er Abby jetzt geküsst. Ihr Mund sah so weich und einladend aus. Er liebte es, wenn sie sich beim Nachdenken auf die Lippe biss. Sehnsüchtig stellte er sich vor, sie an sich zu ziehen und hart und verlangend zu küssen. Sein Körper reagierte sofort. So eine heftige Erregung hatte er lange nicht mehr gespürt.
Dann ist ja doch noch etwas Leben in mir, dachte er ironisch.
„Wenn es Ihnen besser geht, dürfen Sie Brianna gern wieder auf den Arm nehmen“, versprach Abby. Offensichtlich hatte sie gar nicht bemerkt, wie sehr er sie begehrte. „Sie können ihr auch das Fläschchen geben. Wenn Sie merken, wie süß so ein Baby sein kann, verlieren Sie vielleicht die Furcht vor …“
„Furcht? Glauben Sie denn wirklich, ich fürchte mich vor einem Baby?“
„Jedenfalls können Sie schon mal üben.“ Sie überhörte seinen Einwand geflissentlich. „Wenn Sie dann eines Tages selbst Kinder haben, sind Sie schon vorbereitet.“
„Ich glaube kaum, dass ich mich selbst um meine Babys kümmern werde. Dafür gibt es Personal.“ Du liebe Zeit, jetzt klang er schon wie Stephanie!
Abby schüttelte den Kopf. „Das ist nicht Ihr Ernst. Sie wollen mich nur herausfordern“, entgegnete sie gelassen.
„Sind Sie sicher?“
„Na ja, sind Sie denn selbst nur von Nannys aufgezogen worden?“
Er überlegte kurz.
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