Julia Extra Band 0299
Entourage hier aufgetaucht.“
„Niemand weiß, wo ich bin.“
Hoffentlich!, dachte sie. Trotzdem konnte jederzeit jemand hier auftauchen, um nach dem Rechten zu sehen.
Sie richtete sich auf und sah ihn forschend an. „Wie ist es Ihnen eigentlich gelungen, sich unbeobachtet hierher abzusetzen? Werden Sie nicht immer von einem Leibwächter begleitet, der Ihnen die Tür aufhält und Kleingeld für sie bereithält? Wer hat Sie von der Leine gelassen?“
„Ich brauche keinen Aufpasser!“ Abby zuckte zusammen angesichts seines harschen Tonfalls. Sofort entschuldigte er sich. „Tut mir leid, Abby, aber das Thema geht mir wirklich auf die Nerven. Jahrelang konnten wir unbeobachtet unserer Wege gehen. Als wir im Exil lebten, hat sich niemand um uns gekümmert. Und plötzlich verlangt man von mir, dass ich mich auf Schritt und Tritt von einer Horde Leibwächter abschirmen lasse.“
Nachdenklich sah sie ihn an. „Ein Leibwächter hätte Ihnen aber schneller helfen können als ich.“
„Niemals. Sie waren fantastisch. Ich brauche nur Sie.“
Sein eindringlicher Blick raubte ihr den Atem. Natürlich wusste sie, wie Mychale es gemeint hatte, aber dieser Blick! Als wollte er sagen, dass zwischen ihnen mehr war als nur … Ach, allein der Gedanke war absurd. Doch träumen durfte man ja noch. Als Mychale sie gestern leise darum gebeten hatte, zu bleiben, war diese Bitte aus tiefstem Herzen gekommen. Abby errötete und wandte sich schnell ab.
„Hatten Sie eigentlich Probleme mit meinem Wagen?“, fragte er, um sie abzulenken. Er hatte gemerkt, wie verlegen sie geworden war.
Jetzt war sie vom Regen in die Traufe gekommen. Sie mied Mychales Blick und sah aus dem Fenster. Er ahnte ja nicht, wie sehr sie sich am Steuer dieses Monsters gefürchtet hatte.
„Ach, es ging“, antwortete sie schließlich.
Misstrauisch hob er eine Augenbraue. „Der Wagen hat die Fahrt doch gut überstanden?“
Vergeblich versuchte sie, sich ein beruhigendes Lächeln abzuringen. Das Auto hatte hässliche Geräusche gemacht, als sie vom Rückwärtsgang in den ersten geschaltet hatte. „Ich … ich glaube schon.“
„Ein Glück.“ Er entspannte sich wieder. „Ein wirklich schöner Wagen. Der beste, den ich je hatte.“
„Ach ja?“ Am liebsten wäre Abby davongelaufen.
„Sind Sie anderer Meinung? Wie macht er sich verglichen mit anderen Autos, die Sie bisher gefahren haben?“
Eigentlich wollte sie ihm die Wahrheit ersparen. Aber wenn er ständig nachbohrte, wurde er eben mit den Tatsachen konfrontiert. Abby sah ihm fest in die Augen.
„Ich habe eigentlich keine Vergleichsmöglichkeiten, weil ich normalerweise nicht fahre.“
„Sie … Sie können gar nicht fahren?“, fragte er entsetzt.
„Nein, ich besitze keinen Führerschein.“ Der Ärmste schien ja wirklich sehr an seinem teuren Spielzeug zu hängen. „Ich habe nur einmal probiert, den uralten Mercedes meines Onkels zu fahren – leider nicht sehr erfolgreich. Das Getriebe war nachher hinüber.“
Der Prinz musterte sie fassungslos.
„Keine Panik, mit Ihrem Wagen ist alles okay.“ Das war das reinste Wunder, denn angesichts des Cockpits – anders konnte man das Innere des Gefährts nicht bezeichnen – war sie fast ohnmächtig geworden. „Allerdings muss ich gestehen, dass es ewig gedauert hat, bevor ich herausgefunden habe, wie man ihn startet.“
Er wurde kreidebleich.
„Es ist ein Lamborghini“, erklärte er mit versagender Stimme. „Der Wagen ist speziell für mich gebaut worden.“
Männer und ihre Autos! Fast machte es Abby Spaß, den armen Mychale so zu foltern.
„Wahrscheinlich ist wirklich alles in Ordnung“, sagte sie mit unschuldiger Miene. „Der Wagen ist etwas schmutzig geworden, aber ich habe keine Beule reingefahren.“ Sie legte eine Kunstpause ein. „Jedenfalls ist mir nichts aufgefallen.“
Als Mychale stöhnend die Augen verdrehte, lächelte sie nur frech. „Reingefallen, Eure Durchlaucht! Ihr hübsches Spielzeug hat keinen Kratzer abbekommen. Aber um Sie mache ich mir Sorgen. Wie fühlen Sie sich? Und wann wird es Ihnen wieder besser gehen?“
Er war drauf und dran, ihr eine ehrliche Antwort zu geben, überlegte es sich jedoch anders, als er ihre Nervosität bemerkte. „Wieso fragen Sie? Haben Sie einen Termin? Müssen Sie los?“
„Na ja, also …“
„Setzen Sie sich mal zu mir, Abby.“
„Warum? Ich stehe lieber.“
„Sie sollen sich setzen!“
Gehorsam nahm sie Platz – auf einem Sessel gegenüber der
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