Julia Extra Band 0299

Härte zu spüren bekommen …
    Das Summen der Gegensprechanlage riss Dominick unvermittelt aus seinen süßen Rachefantasien. Verärgert schwang er zu seinem Schreibtisch herum und drückte auf die Verbindungstaste.
    „Was gibt es denn, Stella? Ich will jetzt nicht gestört werden.“
    „Ich habe Mrs. Masters auf Leitung eins“, informierte ihn seine langjährige Sekretärin gelassen. Sie kannte inzwischen sämtliche Stimmungen ihres unberechenbaren Chefs und ließ sich durch seinen barschen Tonfall nicht im Mindesten aus der Ruhe bringen.
    Dominick unterdrückte einen genervten Seufzer. „Na schön, stellen Sie den Anruf durch.“ Nach einem Gespräch mit seiner Mutter war ihm jetzt wirklich nicht zumute. Und wieso nannte sie sich plötzlich wieder Masters? Ihre Scheidung von Dominicks Vater lag inzwischen dreißig Jahre zurück, und seitdem hatte sie noch zwei weitere gescheiterte Ehen hinter sich.
    „Ich bin sehr beschäftigt, Mum“, erklärte er schroff, sobald die Verbindung hergestellt war. „Fass dich also bitte kurz.“
    „Ich bin es, Dominick …“
    Kenzie!
    Sekundenlang stockte Dominick der Atem. Seit Monaten hatte seine Frau sich nicht mehr bei ihm gemeldet, und es warf ihn ziemlich aus der Bahn, so unerwartet ihre weiche, heisere Stimme zu hören. Allerdings entbehrte es nicht einer gewissen Ironie, dass sie ihn ausgerechnet jetzt anrief – nur wenige Tage, bevor er zum großen Vergeltungsschlag ausholen würde …
    „Hallo, Kenzie.“ Seine Stimme klirrte förmlich vor Kälte. „Was kann ich für dich tun?“
    Am anderen Ende der Leitung spielte Kenzie nervös mit einer ihrer Haarsträhnen. Sie konnte Dominick beinah vor sich sehen, wie er hinter dem ausladenden Schreibtisch seines ultramodernen Büros thronte, von wo aus er sein millionenschweres Imperium regierte.
    Neben einer privaten Fluglinie vereinte das weit verzweigte Masters-Unternehmen eine Kette exklusiver Hotels, einen eigenen Fernsehsender und ein Spielcasino an der französischen Riviera unter seinem Dach. Und dank der rastlosen Aktivitäten seines Besitzers expandierte es ständig weiter.
    O ja, Kenzie konnte sich ihren Mann nur allzu lebhaft vorstellen: das schwarze, leicht gewellte Haar. Den grüblerischen Ausdruck in seinen dunklen Augen. Die schmale, arrogante Nase. Den entschlossenen und zugleich unglaublich sinnlichen Mund …
    Unwillkürlich umfasste Kenzie den Hörer etwas fester. „Wir müssen miteinander reden, Dominick“, sagte sie und wunderte sich selbst, wie ruhig ihre Stimme klang.
    „Findest du nicht, dass es dafür etwas zu spät ist?“, kam es eisig zurück.
    Noch immer lagen die Scheidungspapiere unbeantwortet in Dominicks Schreibtischschublade. Kenzies Anwältin hatte sie ihm schon vor einem Monat zustellen lassen, doch bis jetzt hatte er noch nicht darauf reagiert – was zweifellos der Grund für Kenzies unerwarteten Anruf war. Offenbar konnte es ihr nicht schnell genug gehen, aus dieser Ehe herauszukommen, um endlich wieder frei zu sein.
    Frei für einen anderen …
    Es war der größte Fehler meines Lebens, sie überhaupt zu heiraten, dachte Dominick verbittert. Dabei hätte gerade er es besser wissen müssen. Die Ehe seiner Eltern war, milde ausgedrückt, ein Desaster gewesen. Nach der Scheidung hatten beide mehrmals wieder geheiratet, doch auch diese Verbindungen waren nach kurzer Zeit wieder in die Brüche gegangen. Von seinem sechsten Lebensjahr an war Dominicks Kindheit ein einziger Albtraum ständig wechselnder Pseudo-Stiefväter und –mütter gewesen, woraufhin er schon sehr früh beschlossen hatte, niemals selbst zu heiraten. Geschweige denn, ein wehrloses Kind diesem Minenfeld zerstörerischer Emotionen auszusetzen.
    Als er dann vor vierzehn Monaten Kenzie Miller kennenlernte, musste vorübergehend sein Verstand ausgesetzt haben.
    Es war bei der Eröffnungsfeier eines seiner Hotels gewesen. Ein Geschäftspartner hatte ihm das grazile, dunkelhaarige Topmodel vorgestellt, und Dominick war sofort klar gewesen, dass er diese Frau unbedingt haben musste. Sie besaß die hinreißendsten grünen Augen, die er je gesehen hatte, und strahlte eine betörende Sinnlichkeit aus, die einen erregenden Kontrast zu ihrem zurückhaltenden, beinah scheuen Verhalten bildete.
    Für den Rest der Party war Dominick nicht mehr von ihrer Seite gewichen, und gleich am nächsten Abend hatte er sie zum Essen ausgeführt. Es war offensichtlich, dass Kenzie sich ebenfalls stark zu ihm hingezogen fühlte, sodass Dominick