Julia Extra Band 0299

sich am Ende des Abends schon fast am Ziel seiner Wünsche glaubte. Als er ihr jedoch vorschlug, die Nacht in seinem Apartment zu verbringen, überraschte Kenzie ihn mit der Mitteilung, dass sie noch unberührt sei und Sex vor der Ehe für sie nicht infrage käme.
    An dieser Stelle hätte Dominick konsequenterweise einen Schlusspunkt setzen und die Sache auf sich beruhen lassen sollen. Stattdessen begann er, Kenzie nach allen Regeln der Kunst zu umwerben.
    Im Laufe der folgenden Wochen stellte er fest, dass hinter der glamourösen Fassade des international gefragten Supermodels noch immer das unbedarfte, romantische Mädchen steckte, das mit seinen drei Schwestern in einem beschaulichen Dorf in Worcestershire aufgewachsen war. Im Gegensatz zu Dominick hatte Kenzie eine ausgesprochen harmonische und behütete Kindheit gehabt, und ihr Lebenstraum war es, einmal ein ebenso glückliches, erfülltes Leben zu führen wie ihre Eltern.
    In der ersten Zeit war Dominick sich noch sicher, dass es ihm gelingen würde, Kenzie trotz ihrer antiquierten Moralvorstellungen zu verführen. Er kannte seine unwiderstehliche Wirkung auf Frauen, und die Leidenschaft, mit der Kenzie auf seine Küsse reagierte, verriet ihm, wie sehr auch sie ihn begehrte. Doch allmählich wurde ihm klar, dass ihr Entschluss, als Jungfrau in die Ehe zu gehen, unverrückbar feststand.
    Gleichzeitig entwickelte sich sein Wunsch, sie zu besitzen, zu einer regelrechten Besessenheit. Als er eines Tages mitten in einer wichtigen Konferenz den Faden verlor, weil er sich vorgestellt hatte, Kenzie nackt in seinen Armen zu halten, wusste er, dass etwas passieren musste. Und nach Lage der Dinge gab es für sein Problem nur eine Lösung: Er musste Kenzie heiraten.
    Natürlich war Dominick schon damals bewusst gewesen, dass er mit einer solchen Entscheidung all seine geheiligten Prinzipien über den Haufen werfen würde. Also hatte er alle möglichen Argumente ins Feld geführt, um seinen radikalen Sinneswandel vor sich selbst zu rechtfertigen. Er sagte sich, dass im Gegensatz zu seinen Eltern bei ihm keinerlei Gefahr bestand, zum hilflosen Opfer seiner Gefühle zu werden, denn er hatte keineswegs vor, sich ernsthaft in Kenzie zu verlieben. Sicher, er begehrte sie leidenschaftlich, aber das war etwas völlig anderes. Und wenn er sie erst jede Nacht in seinem Bett hätte, würde er auch wieder zur Ruhe kommen und sich endlich wieder auf seine Geschäfte konzentrieren können.
    Davon abgesehen – so hatte er sich weiter vor Augen gehalten – wäre es in seiner Position durchaus von Vorteil, verheiratet zu sein. Er war inzwischen siebenunddreißig und konnte schließlich nicht ewig den Playboy spielen. Eine Ehefrau an seiner Seite würde ihm ein seriöses Image verleihen, und wer wäre für diese Rolle besser geeignet als Kenzie? Sie war schön und gebildet und verfügte durch ihren Beruf über zahlreiche internationale Kontakte, die ihm durchaus einmal nützlich werden könnten.
    Begriffe wie Liebe, Verbundenheit oder Vertrauen hatten bei Dominicks Überlegungen keine Rolle gespielt. Und es war ihm auch nie in den Sinn gekommen, dass dieses Versäumnis eines Tages Konsequenzen haben könnte …
    Kenzie ihrerseits war froh, dass das Gespräch am Telefon stattfand. So konnte Dominick ihr wenigstens nicht ansehen, wie sehr schon der Klang seiner Stimme sie aus der Fassung brachte. Seit Monaten empfand er nur noch Verachtung für sie, und sie wusste genau, dass er jedes Zeichen von Schwäche sofort mit einer verletzenden Bemerkung quittieren würde.
    Dabei hatte alles so märchenhaft angefangen.
    Vom ersten Moment an hatte Kenzie gewusst, dass Dominick der Mann ihrer Träume war, und als sie merkte, dass er ihr Interesse erwiderte, hatte sie ihr Glück kaum fassen können. Einen Monat lang waren sie unzertrennlich gewesen, dann hatte Dominick sie kurzerhand in seinen Privatjet gesetzt und zu einer Blitzhochzeit nach Las Vegas entführt.
    Als sie ihm, noch immer wie benommen, vor dem Friedensrichter das Jawort gab, hatte sie einen heftigen Anflug von Bedauern verspürt, weil weder ihre Eltern noch ihre Schwestern bei diesem wichtigen Ereignis dabei waren. Sie wusste, wie enttäuscht ihre Familie sein würde, und auch sie selbst hatte sich immer eine traditionelle Hochzeit in Weiß gewünscht. Ein großes Fest mit allem Drum und Dran, wie bei ihren Schwestern Carly und Suzie.
    Aber Kenzies Bedauern wurde rasch von einem überwältigenden Glücksgefühl verdrängt. Ihr geheimer