Julia Extra Band 0299
seinem Innern brodelte es wie in einem Vulkan. Noch lange, nachdem er aufgelegt hatte, saß er mit finsterer Miene hinter seinem Schreibtisch und blickte starr ins Leere.
Er dachte an all die Lügen, die Kenzie ihm aufgetischt hatte, um ihm die Schuld am Scheitern ihrer Ehe zuzuschieben. An ihre dreiste Behauptung, seine Gefühlskälte sei der Grund, warum sie nicht länger mit ihm zusammenleben könne. An ihr rührseliges Gerede über Liebe und Treue und wie sehr es sie verletzen würde, dass er kein Vertrauen zu ihr habe. Nichts als billige Ausreden, um von der Tatsache abzulenken, dass sie bereits seit Wochen eine heiße Affäre mit diesem geschniegelten Carlton hatte.
Hatten die beiden sich wirklich eingebildet, sie könnten ihm ungestraft auf der Nase herumtanzen? Dominick verzog die Lippen zu einem sardonischen Lächeln. Nun, in dem Fall sollten sie sich auf eine böse Überraschung gefasst machen. Zwar hatte er in erster Linie Jerome Carlton im Visier, aber Dominick wusste, dass der Schock über den Ruin ihres Liebhabers auch Kenzies Welt erschüttern würde.
2. KAPITEL
Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet Kenzie, dass Dominick schon seit mehr als zwanzig Minuten überfällig war.
Wahrscheinlich kommt er absichtlich zu spät, um mich zu verunsichern, dachte sie verärgert. Allein die Tatsache, dass sie ihn angerufen hatte, musste ihm die Dringlichkeit ihres Anliegens klargemacht haben. Somit wusste er auch genau, dass sie das Restaurant nicht einfach wieder verlassen würde, wie sie es liebend gern getan hätte.
Seit Kenzie das neue Aushängeschild von Carlton Cosmetics war, schien ihr Gesicht allgegenwärtig zu sein. Man sah es auf Plakatwänden, in sämtlichen Modezeitschriften, im Fernsehen und auf den Werbeaufstellern der Parfümerien. Dementsprechend hatte ihre Anwesenheit bereits das Interesse mehrerer Gäste auf sich gezogen. Auch wenn sie sich bemühten, es nicht allzu offen zu zeigen, konnte Kenzie doch ihre versteckten Blicke spüren.
Das ist doch Kenzie Miller , dachten sie jetzt bestimmt. Da sitzt die Ärmste schon fast eine halbe Stunde ganz allein an ei nem Tisch für zwei, und ihre Verabredung ist immer noch nicht aufgetaucht. Wie peinlich für sie, in aller Öffentlichkeit ver setzt zu werden …
Kenzie straffte die Schultern. Wenn er in fünf Minuten nicht hier ist, gehe ich, beschloss sie. Dann würde sie eben eine andere Lösung für ihr Problem finden müssen.
In diesem Moment betrat Dominick das Restaurant.
Bei seinem Anblick schlug Kenzies Herz sofort schneller, und in ihrem Bauch begannen Schmetterlinge zu tanzen. Nicht, dass es sie sonderlich überrascht hätte. Dominick hatte von Anfang an eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie ausgeübt, und sie hatte sich bereits damit abgefunden, dass es vermutlich immer so sein würde.
Dennoch versetzte es ihr einen schmerzlichen Stich, als sie Dominick auf ihren Tisch zukommen sah. In dem dunklen Maßanzug und dem weißen Seidenhemd sah er geradezu verboten gut aus. Das sanfte Kerzenlicht zauberte schimmernde Reflexe in sein schwarzes Haar, und unwillkürlich fühlte Kenzie sich daran erinnert, wie sich ihre Finger darin verloren, während sie sich küssten.
„Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten“, sagte er lässig, als er ihr gegenüber Platz nahm. „Im letzten Moment hat mich noch ein wichtiges Telefonat aufgehalten.“
Er wirkte selbstsicher wie immer, doch sein nonchalantes Auftreten trog. In Wahrheit kostete es Dominick einige Mühe, sich seine heftige Reaktion auf Kenzies Anblick nicht anmerken zu lassen. Ihr figurbetontes trägerloses Kleid, das genau den Farbton ihrer smaragdgrünen Augen wiedergab, enthüllte ihre makellosen Schultern und den Ansatz ihrer straffen, wohlgeformten Brüste. Das lange, glänzende Haar fiel ihr offen über den Rücken, und ihre vollen Lippen waren ein einziges erotisches Versprechen. Ein Versprechen, das sie – wie Dominick aus Erfahrung wusste – hundertprozentig einlösten.
Aber Kenzie war nicht nur schön. Sie besaß zudem eine natürliche Anmut, eine angeborene Sinnlichkeit, die selbst dann spürbar war, wenn sie so wie jetzt einfach nur dasaß und nichts tat.
„Du siehst blendend aus, Kenzie“, stellte Dominick sachlich fest. Er schwieg einen Moment, bis der Ober ihnen Wein eingeschenkt und den Tisch wieder verlassen hatte. Dann fügte er mit unverhohlenem Sarkasmus hinzu: „Anscheinend tut dein neuer Liebhaber dir gut.“
Obwohl Kenzie nicht minder mit ihren
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