Julia Extra Band 0299
Wunsch, eines Tages Dominicks Frau zu sein, war schneller in Erfüllung gegangen, als sie sich je hätte träumen lassen. Vor ihr lag ein gemeinsames Leben mit dem Mann, den sie liebte, und die unvergesslichen Flitterwochen auf Dominicks karibischer Privatinsel entschädigten sie mehr als reichlich für die ziemlich unromantische Trauung.
Bei ihrer Rückkehr nach London schwebte Kenzie wie auf Wolken, doch schon wenige Monate nach ihrer Hochzeit gewann sie zunehmend den Eindruck, dass Dominick ihre Gefühle nicht erwiderte. Anfangs hatte sie noch versucht, alle möglichen Erklärungen dafür zu finden, aber irgendwann konnte sie die Augen nicht länger vor der bitteren Wahrheit verschließen: Dominick sah sie in erster Linie als Lustobjekt, und ihre Heirat war für ihn nur eine strategische Maßnahme gewesen, um sie ins Bett zu bekommen und bei offiziellen Anlässen mit seiner schönen, erfolgreichen Ehefrau zu glänzen.
Der Gedanke zerriss Kenzie noch immer das Herz, aber Selbstmitleid half ihr jetzt nicht weiter. „Ich muss etwas mit dir besprechen, Dominick“, sagte sie daher entschlossen. „Allerdings würde ich das lieber nicht am Telefon …“
„Wieso rufst du eigentlich selbst an, anstatt deine Anwältin vorzuschicken?“, schnitt er ihr kalt das Wort ab.
Sein unversöhnlicher Tonfall ließ Kenzie zusammenzucken, als hätte er sie geschlagen. Aber was hatte sie erwartet? Sie verkörperte den einzigen Fehler, den Dominick Masters vermutlich je gemacht hatte, und wie sie sehr wohl wusste, kam das Wort „Fehler“ in seinem Wortschatz nicht vor.
„Mein Anruf hat nichts mit der Scheidung zu tun.“ Kenzie atmete tief durch, um sich Mut zu machen, dann fügte sie rasch hinzu: „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Dominick.“
Eine Weile blieb es still in der Leitung.
Während Kenzie angespannt auf seine Antwort wartete, musste Dominick unwillkürlich an den Tag denken, an dem sie ihm eröffnet hatte, dass ihre Ehe endgültig vorbei sei. Nie wieder würde sie ihn mit einer Bitte behelligen, hatte sie ihm im Brustton der Überzeugung versichert, bevor sie ihre Sachen gepackt und aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen war. Seitdem hatte er sie nicht wiedergesehen.
„Du hast wirklich Nerven, Kenzie“, stellte er trocken fest. „Erst wirfst du mir wegen dieses Lackaffen Carlton unsere Ehe vor die Füße, und dann tauchst du nach vier Monaten plötzlich wieder aus der Versenkung auf und bittest mich um einen Gefallen?“
„Ich habe dich nicht wegen Jerome verlassen“, stellte Kenzie richtig, obwohl sie wusste, dass es sinnlos war. Aus einem unerfindlichen Grund war Dominick von der fixen Idee besessen, dass sie eine Affäre mit ihrem neuen Auftraggeber hatte, und offenbar konnte ihn nichts vom Gegenteil überzeugen.
„Hör zu, Dominick“, versuchte sie es noch einmal. „Mein Anliegen hat nichts mit mir persönlich zu tun. Eigentlich betrifft es mehr …“
„Komm endlich zur Sache, und sag mir, was du von mir willst“, unterbrach er sie ungnädig.
„Nicht am Telefon“, beharrte Kenzie. „Ich muss dir zuerst einige Dinge erklären, damit du verstehst, worum es geht. Könnten wir uns nicht heute Mittag irgendwo zum Lunch treffen?“
Unnötigerweise warf Dominick einen Blick auf seinen geöffneten Terminkalender. Er wusste sehr gut, dass seine nächste Besprechung erst um vier Uhr nachmittags stattfand.
„Tut mir leid, heute jagt ein Termin den nächsten“, behauptete er ungerührt. „Aber ich esse heute Abend bei Rimini’s. Wenn du mich also unbedingt sprechen willst, kannst du ja dorthin kommen.“
Bei dem Gedanken ans Rimini’s krampfte sich Kenzies Magen zusammen. Sie hatte eher an ein kurzes Treffen in einem anonymen Mittagslokal gedacht, und nun schlug er ausgerechnet das Restaurant vor, das sie so häufig als Ehepaar besucht hatten.
„Könnten wir uns nicht vorher auf einen Drink in einer Bar treffen?“, machte sie einen letzten Versuch. „Was ich dir zu sagen habe, dauert nicht sehr lange und …“
„Du bist diejenige, die um dieses Treffen gebeten hat, Kenzie. Unter diesen Umständen sollte mir doch wenigstens die Wahl des Ortes vorbehalten sein, meinst du nicht?“
„Also gut“, gab sie sich seufzend geschlagen. „Dann eben bei Rimini’s.“
„Etwas weniger Begeisterung würde mir auch schon genügen“, spottete er kühl. „Ich könnte sonst auf falsche Gedanken kommen.“
Doch so abgeklärt und überlegen Dominick sich auch geben mochte – in
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