Julia Extra Band 0299
die Kräfteverhältnisse endlich wieder ausgeglichen sein. Bei seinem ursprünglichen Vergeltungsplan wäre Kenzie noch relativ ungeschoren davongekommen, aber wie der Zufall – oder sollte er besser sagen, das Schicksal? – es wollte, hatte sie plötzlich etwas gebraucht, das nur er, Dominick, ihr geben konnte. Jetzt stand sie in seiner Schuld und gab ihm so die Möglichkeit, seine Rache noch ein wenig zu versüßen.
Er würde es in aller Ruhe angehen und das Vergnügen, Kenzie noch einmal zu besitzen, bis zur Neige auskosten. Selbstverständlich würde er dafür sorgen, dass auch sie auf ihre Kosten kam. Er kannte ihren Körper in- und auswendig und wusste genau, wie er es anstellen musste, um sie vor Lust alles vergessen zu lassen. Und wenn sie schließlich zu ihrem Liebhaber zurückkehrte, würde sie genau wissen, dass sie es gewollt und jede Minute davon genossen hatte.
Und dann würde der gute Carlton ihr mitteilen, welche Überraschung sich Dominick Masters für ihn ausgedacht hatte …
Sobald er sicher war, dass Kenzie das Vorzimmer verlassen hatte, beugte Dominick sich vor und drückte die Verbindungstaste der Gegensprechanlage.
„Verbinden Sie mich mit Caroline Carlton in New York, Stella.“
9. KAPITEL
Am Samstagnachmittag brachte Dominick Kenzie zu ihrem Bestimmungsort.
Während sie in zügigem Tempo über die Landstraße brausten, warf er ihr einen unauffälligen Seitenblick zu.
Wie immer sah sie einfach umwerfend aus. Das smaragdgrüne Sommerkleid betonte ihre leicht gebräunten Schultern und Arme, und die hochhackigen Riemchensandaletten brachten ihre langen, schlanken Beine wirkungsvoll zur Geltung. Schon allein ihr Anblick versetzte Dominick in einen angenehmen Zustand prickelnder Vorfreude. Leider konnte er Kenzies Stimmung nur schwer einschätzen, da sie – wie auch er – die Augen hinter einer Sonnenbrille verbarg.
Auf jeden Fall schien sie mit ihren Gedanken weit weg zu sein, denn seit er sie in ihrem Apartment abgeholt hatte, hatte sie kaum ein Wort gesprochen. Mit einem leisen Lächeln wandte Dominick sich wieder der Straße zu. Sollte sie ruhig noch ein Weilchen die Coole spielen. Seit jener ersten Nacht im Haus ihrer Eltern wusste er ja, wie leicht es ihm gelang, sie aus der Reserve zu locken.
„Wie war dein Treffen mit Carlton?“, erkundigte er sich beiläufig.
Erwartungsgemäß verspannte Kenzie sich bei seiner Frage sofort. „Es hat kein Treffen gegeben“, informierte sie ihn kurz angebunden. „Jerome musste die Reise kurzfristig um einige Tage verschieben.“
„Ach, das tut mir aber leid.“ Dominicks Stimme troff förmlich vor Sarkasmus. „Da muss ihm wohl etwas sehr Wichtigeres dazwischengekommen sein.“
„Ja, vermutlich“, erwiderte sie einsilbig. Jerome hatte sie am Mittwochabend angerufen, um ihr mitzuteilen, dass ihn eine dringende geschäftliche Angelegenheit in New York zurückhielte und er deswegen seinen Flug auf Samstag umgebucht habe. Sie hatte sich nichts Besonderes dabei gedacht und sich stattdessen für Montag mit ihm verabredet.
„Arme Kenzie! Jetzt bist du schon wieder an einen Mann geraten, für den stets die Arbeit an erster Stelle steht.“
Mit bewundernswerter Selbstbeherrschung ignorierte Kenzie den boshaften Seitenhieb und erkundigte sich stattdessen, ob sie bald da seien. Sie hatten London schon vor einer Weile hinter sich gelassen und fuhren jetzt durch die malerische Landschaft von Hampshire.
„Es dauert nicht mehr lange“, versicherte Dominick ihr. Er war schon gespannt darauf, was Kenzie zu dem Anwesen sagen würde. Es spielte zwar nicht wirklich eine Rolle, da sie nach diesem Wochenende nie wieder dort hinkommen würde. Dennoch würde es interessant sein, ihre Reaktion zu beobachten.
Eine Viertelstunde später bog er in eine lange, kiesbestreute Auffahrt ein, die links und rechts von mächtigen Eichen beschattet wurde, und parkte schließlich vor einem dreistöckigen, im Tudorstil erbauten Herrenhaus.
„Willkommen in Bedforth Manor“, verkündete er gut gelaunt, bevor er ausstieg, um Kenzie galant den Wagenschlag aufzuhalten.
Während er das Gepäck aus dem Kofferraum holte, blickte Kenzie stumm an der beeindruckenden Fassade empor. Kurz darauf schritt sie an Dominicks Seite die steinernen Stufen hinauf, die zu dem großen Eingangsportal führten.
„Ist das ein Hotel?“, fragte sie sichtlich irritiert.
„Nein, dieses Haus gehört mir“, eröffnete Dominick ihr lakonisch.
Kenzie war ihre Verblüffung deutlich
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