Julia Extra Band 0299
ihre Schwester getan hatte, war es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den Geschwistern gekommen. Das Ergebnis war, dass sowohl Jerome wie auch Adrian jeden persönlichen Kontakt zu Caroline abgebrochen und ihr untersagt hatten, je wieder die Geschäftsräume von Carlton Cosmetics zu betreten.
Zweifellos bereitete es Dominick ein königliches Vergnügen, seine frisch erlangte Machtposition zu demonstrieren, indem er mit der in Ungnade gefallenen Caroline bei diesem Event auftauchte.
„Vielleicht sollten wir ihn ein wenig aus der Fassung bringen und ihn begrüßen, als sei nichts vorgefallen“, schlug Kenzie mit gedämpfter Stimme vor. Ihr waren die sensationshungrigen Blicke nicht entgangen, die in diesem Moment auf ihr und Jerome ruhten. Dominicks unerwartete Übernahme der Firma hatte in der Presse für reichlich Schlagzeilen gesorgt, und nun wartete man offenbar gespannt darauf, wie die Begegnung zwischen Jerome und dem Mann, der ihn vom Thron gestoßen hatte, verlaufen würde. Wie es um Dominicks und Kenzies Ehe stand, war zum Glück noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, und Kenzie war sehr daran gelegen, dass es vorläufig auch so blieb.
„Tu, was du nicht lassen kannst“, murmelte Jerome grimmig. „Ich hole mir lieber noch einen Drink.“
Während er in der Menge verschwand, atmete Kenzie noch einmal tief durch und sagte sich, dass in sechseinhalb Monaten ihr Vertrag und damit auch dieser Albtraum enden würde. Dann trat sie die Flucht nach vorn an.
„Du siehst heute Abend hinreißend aus, Kenzie“, begrüßte Dominick sie mit seiner tiefen, leicht heiseren Stimme. Und das war keineswegs nur ein höfliches Kompliment.
Obwohl es an diesem Abend von schönen Frauen nur so wimmelte, hatte er sie gleich bei seiner Ankunft entdeckt. In dem schlichten, tiefroten Seidenkleid, das ihre schlanke Figur wie eine zweite Haut umschloss, stach sie wie eine leuchtende Flamme aus der Menge heraus. Sie schien etwas abgenommen zu haben, was ihrer sinnlichen Ausstrahlung jedoch keinerlei Abbruch tat.
„Champagner?“ Er hielt ihr eins der beiden Gläser hin, die er in der Hand hielt.
Kenzie machte keine Anstalten, es entgegenzunehmen. „Solltest du es nicht lieber Caroline anbieten?“, fragte sie stattdessen kühl.
Dominick zuckte desinteressiert die Schultern. „Ich glaube, sie hält gerade ein Schwätzchen mit ihrem älteren Bruder.“
Kenzie blickte durch den Raum und sah die beiden einige Meter entfernt von ihr miteinander reden. Sie sprachen mit gedämpften Stimmen, aber ihren Mienen war deutlich zu entnehmen, dass es sich nicht gerade um einen liebenswürdigen Wortwechsel handelte.
„Macht es dir eigentlich überhaupt nichts aus, dass du mit deiner Aktion eine unüberwindliche Kluft in die Carlton-Familie gerissen hast?“
Der vernichtende Blick, mit dem Kenzie ihn bedachte, erinnerte Dominick einmal mehr daran, welchen Stellenwert die Familie in ihrem Leben einnahm. Er vermutete sogar, dass dieser Aspekt für sie das Unverzeihlichste an seinem Vorgehen war.
„Natürlich tut es das nicht“, fuhr sie verächtlich fort, als er nicht antwortete. „Ich nehme an, du nimmst es nur als weiteren Beweis für die Unbeständigkeit familiärer Beziehungen.“
Dominick presste die Lippen zusammen. Es lag nicht in seiner Natur, sich für seine Entscheidungen zu rechtfertigen, aber angesichts Kenzies unverhohlener Feindseligkeit verspürte er plötzlich den heftigen Drang, es zu tun.
Ihr himmelstürmender Liebesakt im Poolhaus von Bedforth Manor hatte eine tief greifende Veränderung in ihm bewirkt, über deren Bedeutung er sich jedoch selbst noch nicht ganz im Klaren war. Er wusste nur, dass er sich an jenem Tag so lebendig gefühlt hatte wie noch nie in seinem Leben, und dass seine Sehnsucht nach Kenzie seitdem immer unerträglicher wurde.
Und noch etwas anderes war geschehen, was Dominick fast noch mehr verunsicherte: Nachdem Kenzie fluchtartig das Anwesen verlassen hatte, war der Wahnsinn, der ihn bis zu diesem Moment besessen hatte, wie ein Spuk verschwunden. An seine Stelle war die schmerzliche Erkenntnis getreten, dass er mit seinem gnadenlosen Rachefeldzug jedes Gefühl zerstört hatte, das Kenzie noch für ihn gehabt haben mochte.
Er war ein Narr gewesen! Ein schlimmerer Narr, als er sich je hätte vorstellen können. Aber wie es aussah, war es für solche Einsichten inzwischen zu spät.
„In Bezug auf deine Familie habe ich nie so gedacht, und das weißt du auch“, stellte er
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