Julia Extra Band 0299
Kenzie einen weiteren Schluck Brandy getrunken hatte. „Geht es dir jetzt besser?“
Doch Kenzie ließ sich nicht provozieren. „Der Brandy ist hervorragend“, erwiderte sie nur.
Wider Willen musste Dominick ihr Respekt zollen. Obwohl sein mehr als schroffes Verhalten nach ihrem explosiven Liebesakt Kenzie tief gekränkt haben musste, gab sie nicht einmal mit einem Wimpernzucken zu erkennen, was in ihr vorging. Gleichzeitig machte ihn ihre kühle Selbstbeherrschung rasend und erweckte den heftigen Wunsch in ihm, ihr diese gleichgültige Maske vom Gesicht zu reißen.
„Interessiert es dich eigentlich gar nicht, warum Carlton seine Reise nach England verschieben musste?“, fragte er unvermittelt.
Kenzie ging sofort in Alarmstellung, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Was solltest du schon darüber wissen?“
Dominick lächelte geheimnisvoll. „Wie es der Zufall will, eine ganze Menge.“
Das ungute Vorgefühl verstärkte sich. Plötzlich war Kenzie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich hören wollte, was Dominick ihr mitzuteilen hatte. Andererseits nützte es auch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. „Und hast du die Absicht, mich darüber aufzuklären?“, erkundigte sie sich misstrauisch.
„Eigentlich wollte ich das ja Carlton überlassen, aber was soll’s?“ Er zuckte gleichmütig die Schultern. „Vor zwei Jahren geriet Carlton Cosmetics in finanzielle Schwierigkeiten, weswegen Jerome Carlton beschloss, neunundvierzig Prozent der Firmenanteile auf dem freien Markt zu verkaufen. Einunddreißig Prozent hat er für sich behalten, und je zehn Prozent für seine jüngeren Geschwister.“
Während ihres Aufenthalts in New York hatte Kenzie sowohl Adrian wie auch Caroline Carlton kennengelernt. Adrian, der als stellvertretender Geschäftsführer für die Firma arbeitete, hatte sich als ebenso liebenswürdig und charmant erwiesen wie Jerome. Caroline dagegen war weniger nach ihrem Geschmack gewesen. Für ihre Brüder hatte sie offenkundig nicht viel übrig, und der Familienbetrieb schien sie nur der üppigen Einkünfte wegen zu interessieren.
Kenzie befeuchtete sich mit der Zungenspitze die trockenen Lippen. „Und?“, hakte sie nach, als Dominick nicht fortfuhr. Sie verstand immer noch nicht, was das alles mit Jeromes verschobener Reise zu tun hatte.
Dominick verzog spöttisch die Lippen. „Nun, ich nehme an, dass Carlton die letzten Tage damit beschäftigt war, herauszufinden, wieso er plötzlich nicht mehr die Kontrolle über die Mehrheit der Firmenanteile hat.“ Befriedigt nahm er zur Kenntnis, dass Kenzie bei seinen Worten blass geworden war.
„Bitte sag jetzt nicht, dass du dafür verantwortlich bist“, brachte sie tonlos hervor.
Darauf lächelte Dominick nur, doch sein Schweigen war Kenzie Antwort genug. Sekundenlang konnte sie ihn nur ungläubig ansehen, dann ging sie langsam zum Sofa und ließ sich wie betäubt darauf nieder. Um das heftige Zittern ihrer Hände unter Kontrolle zu bringen, umklammerte sie ihr Brandyglas wie einen Rettungsanker.
„Ich dachte mir doch, dass du einen Drink brauchen würdest“, bemerkte Dominick trocken.
Kenzie reagierte nicht. Sie war so schockiert, dass sie sich weder bewegen noch einen Ton herausbringen konnte. Das also waren die „ungeklärten Details“ gewesen, von denen Dominick am Mittwoch gesprochen hatte. Aber warum hatte er das getan? Er liebte sie nicht und hatte sie nie geliebt. Wieso hatte er sie nicht einfach gehen lassen, selbst wenn er glaubte, sie habe ihn wegen eines anderen verlassen?
Aus verletztem Stolz natürlich! Du hast es gewagt, den gro ßen Dominick Masters sitzen zu lassen, und jetzt lässt er dich und deinen vermeintlichen Liebhaber dafür bluten.
„Ich kann einfach nicht glauben, dass du das wirklich getan hast“, murmelte sie und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf.
Dominicks Oberlippe kräuselte sich verächtlich. „Ich habe es getan, glaub es mir.“ Er kippte den Rest seines Brandys in einem Zug hinunter und genoss das scharfe Brennen in seiner Kehle. „Inzwischen dürfte Carlton auch erfahren haben, dass es Caroline war, die mir durch den Verkauf ihrer zehn Prozent zur Aktienmehrheit verholfen hat“, fügte er genüsslich hinzu, ohne Kenzie aus den Augen zu lassen.
Eine Weile empfand Kenzie nur Schmerz, Enttäuschung und Fassungslosigkeit. Dann packte sie plötzlich heftige Wut. Mit einem lauten Klirren stellte sie ihr Glas ab und sprang vom Sofa auf.
„So viel Niederträchtigkeit
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