Julia Extra Band 0299
Kenzie es, in den Damenwaschraum zu gelangen, bevor sie auf einem der roten Samtsessel zusammenbrach, die in der Mitte des eleganten, marmorverkleideten Vorraums standen. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, und ihr Puls jagte wie verrückt. Mit einem leisen Aufstöhnen beugte sie sich vor und ließ den Kopf auf die Knie sinken, während eine Welle der Übelkeit sie übermannte.
Nach einigen Minuten hatte Kenzie sich wieder so weit erholt, dass sie aufstehen und an eins der Waschbecken gehen konnte. Sie prüfte gerade ihr Erscheinungsbild im Spiegel, als sie hinter sich Caroline hereinkommen sah. Nach einem flüchtigen Augenkontakt wandte Kenzie bewusst den Blick ab. Caroline war ihr nie sympathisch gewesen. Seit sie jedoch wusste, welchen Anteil diese an der Situation hatte, in der sie alle sich jetzt befanden, wollte sie nicht einmal mehr höflich zu ihr sein.
Caroline stellte sich unbeeindruckt neben sie und begann, sich die Lippen nachzuziehen. „Ich nehme an, Sie sind zurzeit auch nicht besonders gut auf mich zu sprechen, stimmt’s?“, fragte sie in einem Tonfall, der deutlich machte, dass ihr Kenzies Gefühle für sie herzlich gleichgültig waren.
Kenzie zuckte die Schultern. „Es ist Ihre Entscheidung, was Sie mit Ihrem Eigentum anfangen“, erwiderte sie kühl und wandte sich ab, um wieder in den Empfangssaal zurückzukehren.
„Überzeugen Sie meinen Bruder davon“, rief Caroline ihr nach. „Das dürfte Ihnen ja nicht weiter schwerfallen.“
Die Hand schon am Türgriff, drehte Kenzie sich noch einmal zu ihr um. Sie war die ewigen Anspielungen auf sie und Jerome gründlich leid. Und nun fing Caroline auch noch damit an. „Ich fürchte, Sie überschätzen meinen Einfluss auf Ihren Bruder“, erklärte sie in eisigem Tonfall.
„Da ist Dominick aber ganz anderer Ansicht.“
Dominick? Plötzlich stieg erneut heftige Übelkeit in Kenzie auf.
„Das ist wirklich nicht fair, Kenzie.“ Caroline gab ein spöttisches Lachen von sich. „Seit Monaten lassen Sie Jerome nach ihrer Pfeife tanzen, während sie Dominick weiter fest am Gängelband halten.“
„Sie irren sich, Caroline. Und zwar in beiden Punkten.“
„Ach, hören Sie doch auf, die Unschuld vom Lande zu spielen.“ Caroline verdrehte die Augen, als würde das Gespräch sie tödlich langweilen. „Ich bin sowieso nur hierhergekommen, um nachzusehen, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist. Und da es offensichtlich der Fall ist, betrachte ich meine Mission als beendet.“
„Warum sollte es ausgerechnet Sie interessieren, wie es mir geht?“, brachte Kenzie mühsam hervor. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen.
„Mich nicht, aber Dominick“, informierte Caroline sie verärgert. „Er hat mich hierhergeschickt, als wäre ich sein Laufbursche, damit ich …“
Was Caroline als Nächstes sagte, hörte Kenzie nicht mehr. Sekundenlang tanzte es in allen Farben vor ihren Augen, dann versank der Raum um sie her in Dunkelheit.
13. KAPITEL
Als Kenzie die Augen aufschlug, befand sie sich in einem Schlafzimmer, das sie noch nie gesehen hatte. Verwirrt ließ sie den Blick durch den gedämpft beleuchteten Raum schweifen und versuchte angestrengt, sich zu erinnern, was geschehen war.
Dann entdeckte sie den großen, breitschultrigen Mann, der mit dem Rücken zu ihr reglos an einem der Fenster stand und die Skyline von Manhattan betrachtete.
„Dominick …“, flüsterte sie, noch immer ganz benommen.
Beim Klang ihrer Stimme drehte Dominick sich zu ihr um, und seine finstere Miene hellte sich auf. „Bleib ganz ruhig liegen“, instruierte er sie besorgt, als sie mühsam versuchte, sich aufzusetzen. „Der Arzt müsste jeden Moment hier sein.“
Er kam näher und setzte sich zu ihr auf die Bettkante.
„Aber …“
„Nein, beweg dich nicht, Kenzie.“ Sanft, aber bestimmt drückte Dominick sie in die Kissen zurück. „Solange wir nicht wissen, was mit dir los ist, solltest du am besten gar nichts tun.“ Behutsam strich er ihr das Haar aus dem blassen Gesicht, doch als Kenzie instinktiv vor seiner Berührung zurückwich, zog er sofort seine Hand zurück, und seine Züge verschlossen sich wieder.
Kenzie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. „Was ist passiert?“, fragte sie ihn matt. „Und wie bin ich hierhergekommen? Ich hatte eben noch mit Caroline gesprochen, und im nächsten Moment …“
„Du bist ohnmächtig geworden“, klärte Dominick sie auf. „Und da ich in diesem Hotel wohne, habe ich dich in meine Suite
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