Julia Extra Band 0299
sekundenlang ausdruckslos an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Erst als ihr Dominicks fragender Blick bewusst wurde, rang sie sich zu einem hastig gemurmelten „Ja“ durch.
Reiß dich zusammen, Kenzie, rief sie sich zur Ordnung. Sobald sie allein war, würde sie in Ruhe darüber nachdenken, wie es jetzt weitergehen sollte. Aber vorher musste sie noch das Unvermeidliche hinter sich bringen.
„Und wie geht es deinem Vater?“
„Schon viel besser“, antwortete sie ungeduldig und stand vom Bett auf. „Hör zu, Dominick, lass uns aufhören, weiter um den heißen Brei herumzureden. Wir wissen doch beide, was du mir jetzt am liebsten an den Kopf werfen würdest. Also tu dir keinen Zwang an und lass es endlich heraus.“ Als Kenzie sah, wie sich zwischen seinen dunklen Brauen eine steile Falte bildete, fügte sie ironisch hinzu: „Keine Angst, ich werde schon nicht unter deinen Beschuldigungen zusammenbrechen.“
Dominick antwortete nicht gleich. Instinktiv wusste er, dass was immer er jetzt auch sagte, verkehrt sein würde. Andererseits würde Schweigen sie auch nicht weiterbringen.
„Ich hatte nicht die Absicht, dich zu beschuldigen“, erwiderte er schließlich. „Um ehrlich zu sein, weiß ich im Moment überhaupt nicht, was ich zu all dem sagen soll.“
Kenzie lachte freudlos auf. „Das wäre ja mal etwas ganz Neues. Aber ich vermute doch stark, dass du zumindest wissen willst, ob das Baby von dir ist, oder nicht?“
Wollte er das wirklich?
In diesem Augenblick war Dominick sich dessen keineswegs sicher. Denn falls Kenzie ihm mitteilte, dass nicht er, sondern Jerome der Vater war, würde es kein Zurück mehr geben. Carlton würde zweifellos seine Rechte geltend machen, und er, Dominick, hätte für immer verloren.
Und dann würde er den Verstand verlieren.
Kenzie nie wieder berühren zu können, nie wieder mit ihr zu reden, mit ihr zu lachen … der Gedanke war einfach unvorstellbar.
„Sieh mich nicht so besorgt an, Dominick“, riss Kenzie ihn aus seinen Grübeleien. „Dieses Baby ist dir doch sowieso egal. Was kümmert es dich also, ob es von dir ist oder …“
„Hör auf, solchen Unsinn zu reden, Kenzie!“, fuhr er sie gereizt an und begann, mit ausgreifenden Schritten das Zimmer zu durchqueren. „Natürlich würde es mich kümmern. Immerhin wäre es mein Sohn oder meine Tochter!“
Kenzie zog ungläubig die Brauen hoch. „Und du willst ernsthaft behaupten, dass dir das etwas bedeuten würde?“
„Was glaubst du denn?“ Dominick blieb abrupt stehen und funkelte sie aufgebracht an. „Ich will ja gar nicht bestreiten, dass die Vorstellung, Vater zu werden, mich nie begeistert hat, aber schließlich ist es ein verdammt großer Unterschied, ob man theoretisch darüber redet oder plötzlich vor der vollendeten Tatsache steht.“
Kenzie presste die Lippen zusammen. „Bevor du dir weiter unnötig den Kopf darüber zerbrichst, kann ich dich beruhigen, Dominick. Denn dieses Baby ist definitiv nicht von dir.“
Rein faktisch gesehen war es zwar nicht die Wahrheit, aber dennoch betrachtete Kenzie es nicht als Lüge. Ein Mann, dem die Vaterrolle so zuwider war wie Dominick, war in ihren Augen kein Vater. Demzufolge war dieses Kind allein ihres und niemandes sonst.
Dominick war zumute, als hätte ihm jemand einen Faustschlag in den Magen versetzt. Er wollte schreien, toben, auf irgendetwas einschlagen. Wie sehr hätte er gewünscht, dieses Baby wäre seins gewesen! Dann hätten Kenzie und er sicher einen Weg gefunden, noch einmal neu anzufangen.
Während der letzten qualvollen Wochen hatte er erkannt, dass ein Leben ohne sie für ihn nie lebenswert sein würde. Er brauchte sie wie die Luft zum Atmen und hätte sich selbst dann noch glücklich geschätzt, wenn sie nur um des Kindes willen bereit gewesen wäre, es noch einmal mit ihm zu versuchen.
Aber leider kam diese Erkenntnis zu spät. Kenzie erwartete das Kind eines anderen, und es bestand nicht die geringste Aussicht, dass sie je zu ihm zurückkehrte.
„Und was meinst du, wie Carlton auf die Neuigkeit reagieren wird?“, fragte er sie mit zusammengebissenen Zähnen.
Kenzie verzog verächtlich die Lippen. „Das sollte nun wirklich nicht dein Problem sein, Dominick.“
Vielleicht nicht, aber dennoch interessierte es ihn brennend. Jerome Carlton war ein eitler, oberflächlicher Playboy, der es mit einundvierzig noch nicht geschafft hatte, auch nur eine einzige ernst zu nehmende Beziehung einzugehen. Und wie Dominick aus eigener
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