Julia Extra Band 0299
glitzernden Sterne am dunklen Nachthimmel.
Auf der untersten Treppenstufe sitzend, ließ sie sich von dem warmen andalusischen Wind streicheln. Mit geschlossenen Augen atmete sie den süßen Duft der Pflanzen ein. Bis ein Geräusch sie auffahren ließ. Hastig stand sie auf, als eine dunkle Gestalt sich von der Wand löste. Sie wusste sofort, wer es war. Ein Fremder hätte weit weniger Panik ausgelöst.
„Isandro.“ Zumindest klang ihre Stimme fest.
Er machte einige Schritte auf sie zu. Rosanne stand noch immer auf der untersten Treppenstufe, sodass sie ein kleines Stückchen größer war als er. Lag es an der zauberhaften Nacht, dass sie plötzlich das Bedürfnis überkam, ihre Hände an sein Gesicht zu legen und ihn zu küssen?
Es kostete sie immense Kraft, das Bild zu vertreiben.
„Isandro, was willst du?“
Ein harter Ausdruck lag in seinen Augen. Er öffnete den Mund, und Rosanne wappnete sich für eine neuerliche Anschuldigung. Doch in diesem Moment drang ein lauter Schrei aus Isandros Schlafzimmer. Jemand rief nach ihm. Unüberhörbare Angst lag in der hohen weiblichen Stimme. Rosanne erkannte sie sofort.
„María!“, rief sie und folgte Isandro eilig die Treppe hinauf.
Die Nanny stand mitten in seinem Schlafzimmer, weiß wie eine Wand, und rang die Hände.
Isandro ging auf sie zu und fasste sie an den Schultern, doch die Frau brachte keinen vernünftigen Satz heraus.
„María, was ist los?“, fragte Rosanne so ruhig wie möglich. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Verärgerung über Isandros Gesicht huschte. Ihm gefiel nicht, dass sie ihm gefolgt war.
„Zac …“, stieß María endlich hervor. „Er hat eine Art Anfall. Ich glaube, er atmet nicht.“
Isandro ließ María stehen und hastete über den Flur in das Zimmer des Jungen. Entsetzen durchfuhr Rosanne. Nein … Nein ! schrie eine Stimme in ihrem Kopf. Nicht jetzt! Nicht nach allem, was wir durchgemacht haben!
Auf wackligen Beinen folgte sie Isandro, der offenbar ebenfalls panisch war. Instinktiv schob sie ihn beiseite, um einen Blick auf ihren Sohn werfen zu können.
Sie zwang sich zur Ruhe. Zac krampfte nicht mehr, sondern lag ganz still in seinem Bett. Seine Haut zeigte eine ungesunde bläuliche Färbung. Er war bewusstlos, atmete aber gleichmäßig.
Rosanne kniete neben dem Bettchen nieder und legte Zac auf die Seite. Dann öffnete sie sein Schlafanzugsoberteil und fühlte seine Stirn. Sie war heiß.
Sie schaute zu María hoch, die ihnen gefolgt war, und erteilte ihr laute Anweisungen. Die Nanny erwachte aus ihrer Trance und rannte ins Badezimmer. Die plötzliche Hektik schien auch Isandro zu wecken.
„Was tust du denn da? Du wirst ihn noch verletzen!“
„Es ist nur ein Fieberkrampf, Isandro. Geh nach unten und ruf einen Krankenwagen.“
Als er sich nicht rührte, schaute sie zu ihm auf. „Geh! Ruf den Rettungswagen! Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen. Wenn du zurückkommst, ist Zac wach, das verspreche ich.“
Endlich reagierte er und stürmte aus dem Zimmer. María kam unterdessen mit einem Glas Wasser und einer niedrig dosierten, fiebersenkenden Tablette zurück.
Vorsichtig streichelte Rosanne ihren Sohn und sprach leise mit ihm. Endlich erwachte er aus der Bewusstlosigkeit und konnte die Tablette schlucken.
Als der Krankenwagen eintraf, berichtete Rosanne, was passiert war. Isandro nahm den noch immer ein wenig benommenen Zac auf die Arme und trug ihn nach unten. Dort kam ihnen bereits der Arzt entgegen. Rasch untersuchte er Zac und bestätigte, dass der Kleine transportfähig sei.
Rosanne blieb an der Haustür stehen und sah Isandro nach, wie er mit Zac in den Krankenwagen stieg. Sie fühlte sich müde und erschöpft. Im letzten Moment wandte der Arzt sich zu ihr um. „Sind Sie die Mutter des Kleinen?“
„Doch, ja … ja, das bin ich. Aber …“
„Dann kommen Sie mit. Der Junge braucht Sie jetzt.“
Rosanne blickte zu Isandro hinüber. „Es ist okay, Rosanne. Steig ein.“
Also kletterte sie in den Wagen. Binnen weniger Minuten erreichten sie das kleine örtliche Krankenhaus.
Nach einer sorgfältigen Untersuchung stellte der Arzt fest, dass keine Gefahr mehr bestünde, man den Jungen aber dennoch über Nacht zur Beobachtung in der Klinik lassen sollte. Isandro erklärte sofort, dass er bei ihm bleiben würde. Rosanne schwieg und begleitete María nach draußen.
So gut sie konnte, beruhigte sie die Nanny und schärfte ihr ein, sich keine Vorwürfe zu machen. Schließlich stieg María zu Hernán
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