Julia Extra Band 0299
veilchenblauen Augen.
Überrascht zuckte Rosanne zusammen. Sie hatte noch nicht mit ihm gerechnet. Er trug ein weißes Hemd und schwarze Hosen, das Haar war noch feucht von der Dusche. Sein vertrauter Duft hüllte sie ein. Er sah so sexy und attraktiv aus, dass es ihr den Atem raubte.
„Entschuldige … ich wollte nur … ich wusste nicht, dass du hier …“ Warum brachte sie keinen vernünftigen Satz zustande? Sie schaute auf und wusste sofort, dass irgendetwas vorgefallen war. Seine Laune schien katastrophal zu sein.
„Ich wollte Julia gerade sagen, dass ich in der Küche esse. Für eine Person lohnt es sich nicht, im Esszimmer zu decken.“
„Es ist niemand sonst hier, Rosanne …“, sagte er gedehnt. „Wen willst du mit deiner falschen Bescheidenheit beeindrucken?“
„Also schön. Wenn du mir Gesellschaft leistest, dann bleibe ich.“
„Ach, bitte, wegen mir musst du das nicht“, erwiderte er achselzuckend und nahm Platz. „Geh ruhig in die Küche und iss dort.“
In diesem Moment betrat Julia mit zwei Tellern Suppe das Zimmer und machte Rosannes Entschluss, Isandro beim Wort zu nehmen, in letzter Sekunde zunichte. Es hätte nur eine lange umständliche Erklärung nach sich gezogen, und sie wollte die Haushälterin nicht in Verlegenheit bringen. Also schaute Rosanne angestrengt auf die Tischdecke und beschäftigte sich dann eingehend mit ihrer Serviette.
In den letzten Tagen hatte Isandro sich sehr zivilisiert verhalten, aber offensichtlich war seine Geduld erschöpft. In drückendem Schweigen begannen sie die Suppe zu essen. Nur der Gedanke, ihm nicht zu zeigen, wie sehr seine Anwesenheit sie verwirrte, verhinderte, dass sie aufstand und mit ihrem Teller hinausflüchtete.
Als Hauptgang gab es Rindfleisch, zu dem Julia eine Karaffe Rotwein servierte. Das Fleisch war so zart, dass es fast im Mund zerging. Rosanne schien es eine Ewigkeit her zu sein, dass sie etwas ähnlich Gutes gegessen hatte. Sie schloss die Augen, um den Geschmack noch besser genießen zu können.
Als sie sie wieder aufschlug, begegnete sie Isandros kühlem Blick.
„Das Fleisch ist köstlich“, verteidigte sie sich.
„Es ist nur Fleisch.“
Rosanne trank einen Schluck Wein. Auch der wollte eigentlich mit geschlossenen Augen genossen werden, doch sie hielt sich zurück.
Schweigend aßen sie weiter, während Rosanne versuchte, nicht allzu auffällig auf seine Hände zu starren. Er ist Linkshänder, erinnerte sie sich. Ob Zac das geerbt hatte?
Als sie fertig waren, legte Isandro seine Serviette beiseite, lehnte sich zurück und griff nach seinem Weinglas. Rosanne konnte nicht anders, sie musste ihn einfach ansehen. Seine außergewöhnliche Präsenz faszinierte sie auf eine Weise, wie sie es noch bei keinem Menschen erlebt hatte. Plötzlich überkam sie das Gefühl, als könne er bis auf den Grund ihrer Seele blicken … als seien sie in der Zeit zurückgereist, an den Tag, an dem sie sich das erste Mal begegneten.
Isandros Blick lag ruhig auf ihr. Dabei verspürte er tief im Innern den Drang, Rosanne zu packen und zu schütteln, damit sie … einfach irgendetwas sagte.
Irgendetwas, das es dir leichter macht, die Dinge zu verste hen?
Er befahl der lästigen Stimme in seinem Kopf zu schweigen und fragte stattdessen: „Warum wollte dein Vater dich so unbedingt verheiraten, dass er es zur Bedingung unseres Deals gemacht hat?“
Rosanne schreckte auf. Das war so ungefähr das Letzte, was sie in diesem Moment diskutieren wollte. „Warum, um alles in der Welt, willst du das wissen?“
„Sagen wir einfach, ich will Konversation betreiben“, erwiderte er gleichgültig.
Blitzschnell erkannte Rosanne das eine: Wenn sie ihm eine Antwort schuldig blieb, würde er sofort wissen, dass er mit seiner Frage einen wunden Punkt getroffen hatte.
Also zuckte sie nur die Schultern. „Ich dachte, du wüsstest warum.“
Isandro machte eine unbestimmte Handbewegung. „Ich war immer in dem Glauben, dass es ihm um deine Erbschaft ging. Aber nach unserer Hochzeit hat er nie wieder etwas in dieser Richtung unternommen. Und ich habe nie herausgefunden, weshalb.“
„Du hast geglaubt, mein Vater will mir mein Erbe wegnehmen?“, vergewisserte sich Rosanne verwundert.
„Wollte er nicht?“ Isandros hob zweifelnd eine Augenbraue. „Er stand kurz vor dem Bankrott. Ich dachte, dein Geld wäre sein Ticket aus den Schulden.“
Das war also seine Schlussfolgerung? Rosanne schüttelte ungläubig den Kopf.
Als hätte er ihre Gedanken
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