Julia Extra Band 0299
dreihundert zurückt.
„María ist gegangen.“
„Was? Warum?“
Isandro hielt ihr einen kleinen Zettel hin. „Hier. Ihr beide scheint viel gemeinsam zu haben.“
Rosanne ignorierte die Stichelei und las. Dort stand, dass María das Gefühl hätte, sich während Zacs Anfall nicht richtig verhalten zu haben. Außerdem sei jetzt seine Mutter wieder da, und sie werde deshalb nicht mehr gebraucht.
Sprachlos schaute Rosanne zu Isandro auf. Er erwiderte ihren Blick nur kurz, dann versuchte er Zac zu beruhigen, der wieder angefangen hatte zu weinen.
„Isandro“, sagte sie, nachdem er den Kleinen an Julia weitergereicht hatte. Es war nur zu offensichtlich, wem er an dem ganzen Dilemma die Schuld gab. „Es tut mir sehr leid, dass María gekündet hat.“
„Aber selbstverständlich! Ich wette, du genießt den Triumph! Hast du sie bezahlt, damit sie geht?“
„Ich habe überhaupt nichts damit zu tun“, fuhr sie ungläubig auf. „Wenn du jemanden einstellst, der beim ersten Anzeichen von Problemen das Handtuch wirft, kannst du mich doch nicht dafür verantwortlich machen.“
„Und doch lief hier alles reibungslos, bevor du aufgetaucht bist!“
Noch während Isandro sprach, regte sich sein schlechtes Gewissen. In Wahrheit hatte er bereits im vergangenen Monat erste Zweifel gespürt, was Marías Zuverlässigkeit anging. Aber das brauchte Rosanne nicht zu wissen.
Kampfbereit stand sie vor ihm, die Hände zu Fäusten geballt. „Willst du damit etwa andeuten, ich hätte auch etwas mit Zacs Fieberkrampf zu tun?“
Einen langen Moment starrten sie einander an. Schließlich war es Isandro, der die gefährliche Spannung durchbrach. Er machte einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Nein, natürlich nicht.“ Er atmete tief durch. „Ich muss heute noch für drei Tage nach Kuala Lumpur fliegen. Das Meeting lässt sich nicht verschieben.“
„Auch auf die Gefahr hin, dass du mich jetzt mit Beleidigungen überschüttest, würde ich gerne auf Zac aufpassen, während du fort bist. So kurzfristig bekommst du kaum eine Ersatz-Nanny.“
Er kämpfte darum, völlig kontrolliert zu wirken und nichts von den Gefühlen preiszugeben, die in ihm tobten. Er wusste, dass er in einer ausweglosen Situation steckte. „Glaub mir, Rosanne, der einzige Grund, warum ich überhaupt darüber nachdenke, ist, dass meine Mutter und meine Schwester für eine Woche verreist sind. Ansonsten würde Zac bei ihnen bleiben. Ich überlasse ihn also deiner Obhut. Hernán wird natürlich jeden deiner Schritte beobachten und mir Bericht erstatten.“
Das Violett ihrer Augen schien dunkler geworden zu sein. Intuitiv wusste Isandro, dass Rosanne versuchte, ihre unzähligen Emotionen zu verbergen. Er musterte sie eingehend, bis sein Blick auf den sanften Rundungen ihrer Brüste ruhen blieb. Ihre Augen, ihr Körper, ihr Duft drohten seine Fähigkeit zu denken nachhaltig zu beeinträchtigen.
„Ich rufe regelmäßig an.“
„Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet.“
Er suchte nach einem Ausdruck von Triumph in ihrem Gesicht, aber da war keiner. Ihre Aufrichtigkeit verwirrte ihn. Und dann breitete sich noch ein anderes Gefühl in ihm aus … wesentlich gefährlicher und verstörender.
Eine Woche später stand Isandro am Fenster seines Arbeitszimmers und beobachtete Rosanne und Zac im Garten. Seine Rückkehr hatte sich aufgrund einer plötzlichen Krise in Asien verzögert. Hätte er es vorher gewusst, hätte er die Reise gar nicht angetreten und Zac nie so lange mit seiner Mutter allein gelassen.
Zacs zweiter Geburtstag stand bevor, weswegen der Kleine immer aufgekratzter wurde. Gerade versucht Rosanne ihn wegen irgendeiner Kleinigkeit zu beruhigen, da schlug er unvermittelt nach ihr. Alles in Isandro verkrampfte sich aus Angst, sie könne zurückschlagen.
Er wollte schon loslaufen, da hielt ihn ein Instinkt zurück. Rosanne reagierte überhaupt nicht auf den Schlag. Stattdessen ignorierte sie Zac und räumte weiter seine Spielsachen auf. Als sie wieder in seine Nähe kam, schlug er erneut um sich. Auch dieses Mal ignorierte sie ihn.
Schließlich beruhigte sich Zac von alleine. Erst jetzt ging Rosanne zu ihm und schien ihm zu erklären, dass das, was er getan hatte, falsch war. Sie zeigte ihm die Stelle an ihrem Arm, wo er sie getroffen hatte, und sprach sehr ernst mit ihm. Zac schlang daraufhin die kleinen Arme um ihren Nacken und küsste sie.
Isandro beschlich ein seltsames Gefühl, das ihm die Brust zugleich
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