Julia Extra Band 0299
Lächelnd ignorierte Isandro die beiden lehmigen Handabdrücke, die nun seinen eleganten Anzug zierten.
„Ich dachte, ich komme heute mal früher nach Hause und nehme Zac auf einen kleinen Ausritt mit.“
Überrascht strich Rosanne ein paar Erdkrumen von ihrer Jeans. „Oh … okay.“ Ihre Zeit mit Zac war noch nicht um. Es versetzte ihr einen schmerzhaften Stich, dass Isandro die Abläufe unabgesprochen änderte.
Tränen brannten in ihren Augen, als sie den beiden nachsah. Doch als sie das Haus erreichten, wandte Isandro sich mit ungeduldiger Miene nach ihr um. „Was ist? Wo bleibst du denn?“
Eine Sekunde blieb Rosanne wie angewurzelt stehen. „Ich dachte … ich meine, ja … ja, ich komme …“, brachte sie verwirrt über die Lippen.
Auf weichen Knien folgte sie ihm ins Haus. Das Gefühl, wie eine Marionette an Fäden gezogen zu werden, behagte ihr ganz und gar nicht. Aber im Moment empfand sie nur unbändige Freude über die unverhoffte Einladung.
In dieser Nacht, als die ekstatischen Wogen, die Rosannes Körper überliefen, langsam schwächer wurden, sandte sie ein stilles Gebet gen Himmel, Isandro möge noch nicht sofort ihr Bett verlassen. Ob seine anderen Geliebten auch so empfanden? Oder verhielt er sich bei ihnen anders? Zärtlicher?
Er drehte sich auf die Seite. Rosanne schmiegte sich an seinen Rücken, legte ein Bein über seine Taille, einen Arm über seine Brust. Sie spürte, wie er sich versteifte. Er wollte gehen …
Doch dann entspannte er sich, und sie jubelte innerlich auf. Sanft presste sie die Lippen gegen die weiche Haut an seinem Rücken, als müsse sie die Worte zurückdrängen, die ihr sonst zu entschlüpfen drohten. Dabei wusste sie gar nicht, was sie eigentlich hatte sagen wollen.
Erst als der Schlaf sie allmählich übermannte, wurde es ihr klar. Sie hatte sich entschuldigen wollen. Es tut mir leid, dass ich gegangen bin. Dass ich nicht den Mut besaß, dir alles zu er klären.
Ohne dass sie sich wirklich bewusst war, was sie da tat, küsste sie noch einmal die Stelle an seinem Rücken und flüsterte: „Es tut mir leid, es tut mir leid …“
Und dann überschlug sich die Welt. Isandro sprang aus dem Bett. Voller Verachtung blickte er auf sie hinab.
Er war wach …
„Es tut dir leid?“ Er lachte harsch auf. „Was tut dir leid, Rosanne?“
Sie musste es ihm sagen. Jetzt. Sofort. Hastig schaltete sie die Nachttischlampe ein. Isandro hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und steuerte auf die Verbindungstür zu seinem Zimmer zu.
„Warte!“
Er blieb nicht stehen. Er ignorierte sie einfach.
Doch so leicht ließ Rosanne sich nicht abwimmeln. Sie stand auf, wickelte das Laken um sich und folgte ihm.
Als er sich zu ihr umdrehte, blickte er sie eiskalt an. „Mir reicht es für heute Nacht. Bitte, geh.“
Rosanne drängte den aufwallenden Schmerz zurück. „Isandro, ich muss es dir sagen … dir erklären …“
„An deinen Erklärungen bin ich nicht interessiert. Erklärungen sind etwas für Menschen, denen an ihrem Gegenüber liegt. Mein Interesse an dir bezieht sich allein aufs Schlafzimmer und darauf, wie ich sicherstellen kann, dass du keine Minute länger als nötig mit meinem Sohn verbringst.“
Er musterte sie. Gerötete Wangen, zerstrubbelte Haare, so unglaublich verführerisch. Seine Miene verhärtete sich. Er traf eine Entscheidung. „Tatsächlich habe ich nachgedacht. Die Scheidung ist eingeleitet, und ich denke, du hast genug Zeit hier verbracht. Ich habe mich dir gegenüber, was Zac angeht, mehr als großzügig gezeigt. Und nun solltest du ausziehen.“
In Rosannes Kopf drehte sich alles. „Isandro …“
„Wie ich sehe, ist es schon wieder vorbei mit deinem Sandro.“ Er imitierte ihre Stimme auf höchst grausame Weise. „Sandro, ich will dich so sehr. Sandro, ich brauche dich …“
„Hör auf!“, schrie Rosanne ihn so laut an, dass er wirklich verstummte. Mit zwei Sätzen hatte er ihr Herz zerfetzt und ihre Seele in Stücke gerissen. In genau diesem Moment traf sie die Erkenntnis, dass sie sich wieder Hals über Kopf in ihn verliebt hatte … ja, nie aufgehört hatte, ihn zu lieben. Sonst hätte er niemals die Macht besessen, sie so tief zu verletzen.
„Alles, was ich dir sagen wollte, ist, wo ich seit jenem Tag gewesen bin. Es ist nicht einfach, das alles zu erklären …“ Vor allem, wenn du so bist wie jetzt …
„Und ich weiß auch, warum.“ Die Arme vor der Brust verschränkt, erschien ein höhnisches Lächeln auf seinen
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