Julia Extra Band 0300
hatte.
„Alexeis …“
Sofort wandte er sich ihr zu und blickte sie fragend an. Dennoch war es, als wäre er hinter einer dünnen, undurchdringlichen Glasscheibe, sehr weit weg von ihr. „Ich möchte zurück nach London“, sagte Carrie angespannt. „Ich will nicht länger hierbleiben.“
„Der Arzt hat dir weiterhin Ruhe verordnet“, erwiderte Alexeis zurückhaltend. „Wenn du es wünschst, können wir jedoch nach London fliegen, sobald es … möglich ist. In der Zwischenzeit befolge bitte den Rat des Arztes und ruh dich aus.“ Alexeis stellte seine halb ausgetrunkene Kaffeetasse ab und stand auf.
Carrie wusste, dass er es nicht erwarten konnte, wegzukommen.
„Auch wenn es dir schwerfällt, lässt sich daran fürs Erste nichts ändern. Ich besuche dich am Mittag wieder. Jetzt entschuldige mich, ich muss arbeiten.“ Er lächelte sie gezwungen an und ging davon.
Ihre Fingernägel gruben sich in die Handflächen, während Carrie ihm nachblickte. Hier zu sein war unerträglich! Mit jeder Faser ihres Herzens sehnte sie sich danach, so schnell und so weit wegzulaufen, wie sie nur konnte.
Aber sie saß hier fest. Gefangen in dieser Villa, deren Luxus sie nun verhöhnte. Sie hatte das luxuriöse Leben, das Alexeis ihr geboten hatte, in vollen Zügen genossen! Alles hatte sie in vollen Zügen genossen. Und die ganze Zeit über …
Scham, Schuldgefühle und Selbstekel schlugen über ihr zusammen. Trostlos sah Carrie hinunter auf den halbmondförmigen Strand und das azurblaue Meer. Sie wollte das alles nicht sehen. Sie wollte wieder bei geschlossenen Jalousien in dem Schlafzimmer sein und die Wand anstarren.
Doch leider war sie gegen ihren Willen hierher nach draußen gebracht worden, in die Helligkeit, in die Wärme, wo sie die Welt nicht ausblenden konnte. Und während sie den Strand und das Meer sah und die Sonne auf der Haut spürte, hatte Carrie plötzlich das Gefühl, als würde tief in ihr etwas zerspringen.
Fieberhaft versuchte sie, die innere Wand abzustützen. Doch sie zerbröckelte und brach auseinander. Mit letzter Verzweiflung schloss Carrie fest die Augen, um es nicht hereinzulassen.
Trotzdem war das Bild plötzlich da: Unten am Strand hob Alexeis lachend ein Kind hoch, das ausgelassen mit ihm spielte. Neben Alexeis stand eine Frau mit langem blondem Haar, die strahlend vor Liebe und Glück die Hände nach ihnen beiden ausstreckte.
Und er zog sie an sich, an ihr gemeinsames Kind.
Carrie schrie leise auf und öffnete die Augen. Der Strand war menschenleer.
Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie wandte den Kopf ab und drückte ihn ins Kissen der Bettcouch. Voller Trauer über das, was niemals sein konnte. Denn wie könnte sie auf etwas hoffen, was nur ein Wunschtraum war? Einer, der noch wirklichkeitsfremder war als derjenige, der ihr schon genommen worden war.
Langsam baute Carrie die Wand wieder auf und schloss Licht und Hoffnung aus.
Dann wartete sie wieder darauf, dass sie ihr Kind verlor. Auf die eine oder die andere Art …
Es war eine unerträgliche Qual.
Aber sie musste sie ertragen.
Finster blickte Alexeis auf den Monitor. Dass er arbeiten müsse, hatte er nur gesagt, um von Carrie wegzukommen. Schließlich war es das, was sie auch wollte. Noch deutlicher konnte sie es ja nicht machen. Sie sprach kaum mit ihm, wandte das Gesicht ab – und war starr wie eine Statue geworden, als er sie hochgehoben hatte.
Verdammt, er tat sein Bestes! In einer Lage, die keiner von ihnen beiden gewollt hatte, bemühte er sich, Carrie beizustehen! Er war bereit, die Verantwortung für die Situation zu übernehmen und Carrie zu heiraten. Was noch konnte er denn tun?
Rastlos schob er den Stuhl zurück und ging nach draußen auf die Terrasse. Es wurde allmählich wärmer. Bald fing der heiße griechische Sommer an. Alexeis legte die Hände auf die Brüstung und blickte sich um. Alles war so vertraut. Hier hatte er als Kind Sommer verbracht, während sich seine Eltern erbittert wegen des Babys gestritten hatten, das ihre Ehe zerstört hatte.
An die Vergangenheit zu denken besserte seine Stimmung keineswegs. Auch Yannis hatte eine unglückliche Kindheit gehabt, dank ihres gemeinsamen Vaters. Für diesen war Yannis ein Besitz gewesen, nichts weiter. Und anders als Berenice Nicolaides hatte Yannis’ Mutter keine Macht gehabt und war nicht imstande gewesen, sich teure Anwälte zu leisten. Ihr war bei der Scheidung einfach der Sohn weggenommen worden.
Der gewohnte Abscheu stieg in Alexeis auf. Hatte
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