Julia Extra Band 0300
sie komme. Aber was hatte sie erwidert?
„Es ist eine Kleinstadt in den Midlands.“
Ja, nur welche? Frustriert zerbrach er sich den Kopf. Wie hieß die Stadt? Mit welchem Buchstaben fing sie an?
M – das war er!
Sobald Alexeis’ Flugzeug gelandet war, rief er in London an. Dann fuhr er selbst dorthin.
Marchester. Das musste die Stadt sein. Kein anderer Name mit M, den seine Privatdetektive vorschlugen, kam Alexeis bekannt vor.
Was, wenn Carrie dorthin zurückgekehrt war? Sie hatte ihm erzählt, sie hasse London. Also warum nicht nach Hause fahren?
Noch einmal durchforstete Alexeis sein Gedächtnis. Hatte sie nicht erwähnt, ihr Vater sei gestorben? Vielleicht hatte sie noch andere Verwandte in Marchester. Oder Freunde. Die wussten möglicherweise, wo Carrie war, falls sie sich nicht in der Stadt aufhielt.
Zum ersten Mal seit Wochen hatte sich Alexeis’ Stimmung aufgeheitert. Er hatte sich auch nicht entmutigen lassen, als er darüber informiert worden war, wie viele Richards in den Wählerlisten und Telefonbüchern von Marchester eingetragen waren. Während sein Team begonnen hatte, sich systematisch durchzuarbeiten, war er unverzüglich nach Norden aufgebrochen.
Er musste Carrie finden. Weil sein Leben ohne sie keinen Sinn haben würde.
Und wenn irgendjemand jemals versuchte, sie herabzusetzen oder sie dazu zu bringen, sich unterlegen zu fühlen, würde derjenige es bereuen.
Weil Carrie viel wertvoller war als alles andere in seinem Leben.
Sie war für ihn das Wertvollste auf der Welt.
Und er musste sie finden!
Verzweifelt fuhr Alexeis noch schneller.
Als er in Marchester ankam, hatte er von seinen Ermittlern schon fünf Adressen von Leuten, die Richards hießen. Carrie war nicht unter ihnen, aber es könnten Verwandte sein. Zurzeit riefen die Ermittler alle an. Sie würden Alexeis auf dem Laufenden halten.
Warum warte ich nicht, bis sie die richtige Adresse herausgefunden haben?, fragte sich Alexeis, während er sich in den Verkehr Richtung Stadtzentrum einfädelte. Vielleicht lebte sie gar nicht mehr hier. Aber Geduld war nicht seine Stärke, und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Carrie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt war.
Bei den Job-Agenturen hatte sein Team kein Glück gehabt – nirgendwo war Carrie eingetragen. Aber vielleicht hatte sie sich direkt an einen hiesigen Arbeitgeber gewandt.
Abgesehen von den viktorianischen behördlichen Bauten wurde das Stadtzentrum von den Gebäuden der Universität Marchester beherrscht, die eine der ersten neuzeitlichen Universitäten Großbritanniens war, wie Alexeis durch die Nachforschungen gelernt hatte.
Jetzt näherte er sich dem Universitätsbereich. Zu seiner Linken war ein großer Stadtpark, rechts ein mit Stuck verziertes weißes Haus, das von einem Uhrenturm überragt wurde. Davor war ein Fußgängerüberweg, und die Ampel sprang gerade auf Rot um. Während er hinter mehreren anderen Autos auf Grün wartete, blickte Alexeis flüchtig zu den Passanten, die die Straße überquerten.
Eine der Fußgängerinnen war Carrie.
Carrie ging über die große gepflasterte Fläche auf die breite weiße Treppe zu, als sie das Dröhnen eines Motors hörte. Ein dunkelblaues Coupé schoss an ihr vorbei und auf einen freien Parkplatz, der deutlich mit „Fachbereichsleiter Geologie“ gekennzeichnet war. Der barsche alte Professor fuhr doch sicherlich nicht so ein schnittiges Luxusauto?
Einen Moment später war der Gedanke verschwunden.
Alexeis Nicolaides kam auf sie zu. Zuerst blickte Carrie ihn nur verständnislos an, dann ergriff sie instinktiv die Flucht. Vor ihr lag die Universitätsbuchhandlung, und Carrie stürzte hinein, blinzelte kurz in der plötzlichen Dunkelheit und wollte weiter nach hinten durchgehen.
Doch sie wurde am Arm gepackt und herumgedreht.
„Carrie! Ich habe überall nach dir gesucht! Ich muss mit dir reden!“
So groß, so überwältigend ragte Alexeis vor ihr auf. Wie betäubt vor Schreck ließ sich Carrie in den hinteren Teil der Buchhandlung führen und an einen schmalen Lesetisch setzen, der von bis zur Decke reichenden Regalen umschlossen war. Mit einem dumpfen Knall schlug ihre schwere Tasche auf den Tisch. Alexeis setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber.
Alexeis war hier, in Marchester. Warum? Warum hatte er nach ihr gesucht? Starr sah Carrie ihn an und versuchte, ihren Verstand in Gang zu bringen. Aber er wollte anscheinend nicht funktionieren.
„Ich muss mit dir reden“, wiederholte Alexeis drängend.
„Alles
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