Julia Extra Band 0300
interessieren, wie gebildet du bist, wenn du erst meine Ehefrau bist?“
„Das mit dir verheiratete blonde Dummchen?“
Alexeis fluchte. „Wenn du das noch ein Mal von dir sagst …“
„Dann eben beschränkt. Nicht allzu helle. Lieb, aber ohne Verstand. So denkst du doch von mir, stimmt’s? Ob du sensibel damit umgehst oder nicht, spielt keine Rolle. Letztlich denkst du, dass ich dir intellektuell nicht ebenbürtig bin. Eine nette, hübsche Frau fürs Bett, anders als all die Frauen, mit denen du bisher Affären hattest. Und deswegen glaubst du, du solltest mich trotz aller Unterschiede zwischen uns heiraten.“
„Nein. Ich möchte dich aus einem einzigen Grund heiraten, Carrie. Ich liebe dich. Und wenn man jemanden liebt, ist einem nichts weiter wichtig. Die Unterschiede verschwinden einfach.“ Alexeis hielt ihren Blick fest. „Gilt das Gleiche denn nicht auch für dich?“
Carrie wurde blass. Alles, was sie ihm und sich selbst vorgeworfen hatte, jeder Anlass für Hass und Schuld waren ihr durch seine Worte genommen worden. Nichts konnte sie schützen vor dem, was Alexeis gerade gesagt hatte.
Forschend blickte sie ihn an.
„Glaubst du wirklich, dass die Liebe alle Unterschiede verschwinden lässt?“
„Ja.“ Er drückte ihre Hand, weil er Carrie unbedingt festhalten wollte.
In diesem Moment ging eine Verkäuferin auf dem Weg zum Lagerraum an ihnen vorbei. Alexeis bemerkte, dass sie ihn unwillkürlich musterte, wie es die Frauen normalerweise taten. Aber dann glitt ihr Blick zu Carrie, und sie blieb stehen.
„Oh“, sagte sie lächelnd, „ich muss Sie verpasst haben, als Sie hereingekommen sind. Wollen Sie die Bücher abholen, die Sie bestellt haben, Dr. Richards?“
13. KAPITEL
Was sie zu der Verkäuferin gesagt hatte, wusste sie hinterher nicht mehr. Auch registrierte sie nicht, dass die Frau nickte und in den Lagerraum ging. Carrie nahm nur wahr, dass stahlharte Finger ihr Handgelenk gepackt hielten.
„Wie hat dich die Frau genannt?“
Carrie richtete den Blick auf Alexeis’ verblüfftes Gesicht. „Dr. Richards“, erwiderte sie ausdruckslos. „Ich habe im vergangenen Jahr meinen Doktor der Biochemie gemacht, in dem Jahr, in dem mein Vater gestorben ist. Er war Wissenschaftler hier an der Universität, und ich habe gerade eine Forschungsstelle in seinem früheren Fachbereich übernommen.“
Aus ihrer Tasche waren Bücher herausgerutscht. Alexeis ließ Carries Hand los und griff nach dem Buch, das obenauf lag.
„Tyrosin-Kinase-Inhibitoren und humane Neoplasien“, las er vor.
„Biochemie eben“, erklärte Carrie. „Mein Forschungsgebiet sind Onkogene, das heißt, wie Gene Krebs verursachen und wie man sie ausschalten kann, um ihn zu heilen. Mein Vater hat bis zu seinem Tod auf diesem Gebiet gearbeitet.“
„Warum hast du die Kellnerin gespielt?“, fragte Alexeis scharf.
„Habe ich nicht“, antwortete Carrie ruhig. „Mein Vater hat achtzehn Monate über die Zeit hinaus gelebt, die ihm die Ärzte gegeben hatten. Indem er Medikamente genommen hat, die nicht von der Krankenversicherung bezahlt wurden. Sie waren sehr teuer, und wir haben dafür unser Haus mit einer Hypothek belastet. Was nach seinem Tod nicht ans Finanzamt gegangen ist, habe ich verwendet, um die Hypothek zurückzuzahlen.“
An ihren Vater zu denken war noch immer schmerzlich. Mühsam verdrängte Carrie ihre Trauer.
„Er hat mir seine gesamten Forschungsunterlagen hinterlassen. Ein Kollege von ihm an der London University hat mit mir zusammengearbeitet, um sie für die Veröffentlichung zu vervollständigen. Tagsüber war ich damit beschäftigt, aber ich musste auch meinen Lebensunterhalt verdienen. Deshalb habe ich abends gejobbt. Als wir uns kennengelernt haben, hatte ich den fertigen Text gerade abgeschickt. Ich hatte beschlossen, weiter in London zu arbeiten und Geld zu verdienen. Dass ich im neuen Universitätsjahr die Forschungsstelle hier in Marchester bekomme, wusste ich bereits.“
Carrie holte Atem. „Kurz nachdem ich aus Griechenland nach London zurückgekehrt war, habe ich einen Brief von meinem Doktorvater erhalten. Zusätzliche Geldmittel waren aufgetrieben worden, sodass ich meine Stelle sofort antreten konnte.“
„Hat es dir Spaß gemacht, mich zum Narren zu halten, Carrie?“, fragte Alexeis unvermindert scharf.
„Ich habe dich nicht zum Narren gehalten. Ich habe mein ganzes Leben in der Welt der Naturwissenschaftler verbracht. Meine Mutter war Physiologin, mein Vater Biochemiker.
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