Julia Extra Band 0300
ihnen ihr anvertraut hatte. Andererseits hätte sie selbstverständlich nach Kräften versucht, Bianca und ihren Bruder von ihren Plänen abzubringen, und das war ihnen mit Sicherheit klar gewesen.
„Was geschieht mit ihnen, wenn sie wieder auftauchen?“, wollte Lizzy wissen.
„Bianca hat nichts weiter verbrochen, außer sich spontan gegen eine Ehe mit mir zu entscheiden. Das ist wohl das Vorrecht einer Frau“, erwiderte er trocken. „Was mit deinem Bruder geschieht, liegt in den Händen deines Vaters und natürlich auch bei der Bank.“
Ehrliche Frage, direkte Antwort. Luc brauchte nicht einmal zu wiederholen, dass Lizzy in diesem Moment ebenfalls die Macht hatte, das Schicksal ihres Bruders zu besiegeln.
„Ich werde nicht ihr Hochzeitskleid tragen“, flüsterte sie schließlich. „Ich werde mich nicht kirchlich trauen lassen, und ich möchte auch keinerlei Geschenke von dir annehmen, es sei denn, sie gehören zwingend zu der Rolle, die ich spielen soll. Zudem will ich weiterhin arbeiten, um dir später zurückzahlen zu können, was du in die Firma meiner Familie investiert hast.“
„Du wirst mich genau auf die Art heiraten, wie es von vornherein vorgesehen war“, widersprach er. „Außerdem wirst du natürlich alles annehmen, was ich dir schenken möchte, und arbeiten kommt gar nicht in Frage.“
Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um. „Du kannst mich doch nicht einfach an Biancas Stelle setzen“, fuhr sie ihn an. „Das werden die Behörden niemals durchgehen lassen.“
„Auch wenn es dir nicht gefällt, aber Geld regiert die Welt.“
Wie recht er doch hatte! „Ich verabscheue dich.“
„Trotzdem wirst du würdevoll den Platz deiner Freundin einnehmen und der Welt weismachen, dass wir beide diejenigen sind, die plötzlich festgestellt haben, dass sie nicht ohne einander leben können. Und du sollst mir nicht das Geringste zurückzahlen, du sollst lediglich meine Kinder zur Welt bringen. Um das zu bewerkstelligen, erwarte ich, dass du dich nicht gegen die sexuelle Anziehungskraft zwischen uns wehrst.“
„Kann ich jetzt bitte gehen?“
Sie war den Tränen nahe und riss sich nur mit Mühe zusammen.
Luc fluchte leise und stand auf.„Nicht so hastig. Wir haben noch ein paar Details zu klären.“
„Soll das etwa bedeuten, ich habe Mitspracherecht?“, erkundigte sie sich verbittert.
„Vielleicht.“ Er schnitt eine Grimasse. „Aber zuerst möchte ich mit deinem Vater sprechen, bevor du es tust. Das steht nicht zur Diskussion“, sagte er mit erhobenen Händen, als sie protestieren wollte. „Und du kehrst nicht ins Hotel zurück, weil du ab sofort hier leben wirst.“
Erschrocken schrie sie auf. „Wie eine Gefangene?“
„Natürlich nicht. Aber hier kann ich dich besser vor dem Presseterror beschützen, den die Neuigkeiten auslösen werden. Das Hotel in Mailand wird man gnadenlos belagern. Den Morenos werden diese Entwicklungen vermutlich auch nicht sonderlich gefallen.“
Ganz langsam atmete sie durch und schloss kurz die Augen. „Kann ich jetzt gehen?“, fragte sie noch einmal.
Anstatt ihr zu antworten, griff er zum Telefon und führte ein kurzes Gespräch in seiner Landessprache. Dann sah er sie aufmerksam an. „Hast du das eben verstanden?“
„Etwas davon.“ Als Biancas Freundin hatte sie über die Jahre relativ gut Italienisch gelernt. „Du lässt ein Zimmer für mich herrichten.“
„Es wird in wenigen Minuten fertig sein.“
Luc umrundete seinen Schreibtisch und kam auf Lizzy zu. Unendlich behutsam legte er eine Hand an ihre Wange und sah ihr schweigend in die Augen.
Lizzy wollte sich von ihm losmachen, aber das hätte Luc zu viel über ihre Empfindungen verraten. Trotz seiner unerträglichen Überheblichkeit war er ein unbeschreiblich schöner Mann, und er hatte eine Ausstrahlung, der man sich unmöglich entziehen konnte. Eine hoch explosive Mischung.
Mit dem Daumen strich er über ihren Mundwinkel. „Ich schlage dir etwas vor“, begann er mit tiefer Stimme. „Du kannst mir die Schulden in Küssen zurückzahlen. Sagen wir, ein Kuss ist einen Euro wert. Und wir fangen gleich damit an …“
Damit schob er seine Hand in ihre Haare und beugte sich zu ihr vor.
Lauf weg!, schrie eine innere Stimme, drang aber nicht mehr zu Lizzys Verstand durch. Fasziniert und reglos sah sie dabei zu, wie sein Gesicht näher kam, dann spürte sie seine weichen Lippen auf ihrem Mund. Sie spürte seine Zunge und hatte nicht die Kraft, sich gegen dieses wunderbare Gefühl
Weitere Kostenlose Bücher