Julia Extra Band 0300
schnappte sie nach Luft.
„Also hast du doch nicht vergessen, wie man atmet“, spottete Luc neben ihr.
Schweigend betrachtete Lizzy ihren schmalen, goldenen Ehering. Er zeichnete sich auf ihrem schlanken, gebräunten Finger leuchtend ab. Sie hatte nicht erwartet, dass Luc ebenfalls einen Ring tragen würde. Umso mehr war sie überrascht, als sie in der Kirche dazu aufgefordert wurde, ihm einen an den Ringfinger zu stecken.
Allerdings ging sie davon aus, dass diese Schmuckstücke, wie alle anderen Details des heutigen Tages, ursprünglich für Bianca ausgewählt worden waren. Lizzy machte eine vorsichtige Bemerkung darüber.
„Ganz so unsensibel bin ich nicht“, entgegnete er kühl. Dann wurde sein Blick weicher. „Du siehst hinreißend aus in diesem Kleid, bellissima. Keiner der heute Anwesenden hat daran gezweifelt, dass ich dich – und nur dich – heiraten will.“
„Mission erfüllt“, erwiderte sie sarkastisch.
Kämpferisch hob sie ihr Kinn und blickte ihm zum ersten Mal an diesem Tag direkt in die Augen, bereute es allerdings in der gleichen Sekunde. Luc sah atemberaubend gut aus – ein perfekter Prinz, den sie sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen unter den Nagel gerissen hatte.
„Du fühlst dich hintergangen, was?“, erkundigte er sich.
Wunderte ihn das wirklich? Dieser ganze Tag war eine einzige Lüge. So hatte sie sich ihre Hochzeit sicherlich nicht vorgestellt. Zudem war ihre beste Freundin spurlos verschwunden, und ihr Vater machte ihr statt stolzer Komplimente nur subtile Vorwürfe.
Sie stöhnte auf. „Ich habe meinen Vater zutiefst verletzt.“
„Und jetzt läufst du auch noch Gefahr, mich zu enttäuschen“, wandte er ein. „Wir haben eine Abmachung. Es ist unser beider Pflicht, nach Kräften an dieser Ehe zu arbeiten.“
Er spricht von der Anziehungskraft zwischen uns, dachte Lizzy und presste die Lippen zusammen.
Luc streckte seine Hand aus und legte seine Finger sanft an ihren Mund. „Vorsicht, la mia moglie bella, bring dich mit dieser scharfen Zunge nicht unnötig in Schwierigkeiten!“, riet er ihr.„Dein Vater wird seine Enttäuschung schon bald überwinden, wenn er feststellt, wie viel Geld ihm unsere Verbindung einbringt. Und ich werde dich meinerseits von meinen Qualitäten als Ehemann überzeugen, sobald ich ein Bett in unserer Nähe sehe“, fügte er mit seidenweicher Stimme hinzu, und seine Augen verdunkelten sich. „Hör auf, in Selbstmitleid zu baden, und besinne dich darauf, wer du jetzt bist, Signora de Santis! Dieser Name macht dich zu meiner Frau, meiner Geliebten und der Mutter meiner Kinder.“
Mit einer abrupten Bewegung entwand sie sich seiner Berührung.„Das war eine wirklich gute Vorstellung“,bemerkte sie abfällig. „An Arroganz und Selbstzufriedenheit kaum zu übertreffen. Das sollte mich aber auch endgültig auf meinen niederen Platz verweisen, was?“
„Hat es das etwa nicht?“
Lizzy funkelte ihn wütend an. „Du bist noch immer ein unausstehlicher Kerl, der mich erpresst hat, um seinen Ruf zu retten.“
„Glaubst du, da draußen gibt es keine Frauen, die sich glücklich schätzen würden, in deiner Lage zu sein?“
„Hunderte bestimmt“, erwiderte sie kühl. „Aber um die wolltest du dich anscheinend nicht bemühen.“
Mit einem Ruck zog er Lizzy zu sich heran und verschloss ihren Mund mit einem harten Kuss. Sie fühlte sich erhitzt und schwindelig, und ihr Atem kam stoßweise.
„Wie du siehst“, raunte er, „brauche ich mich um nichts und niemanden zu bemühen.“
Seine Bemerkung war für Lizzy buchstäblich ein Schlag ins Gesicht, nachdem sie sich seinem Kuss so bereitwillig hingegeben hatte. Ihr Kleid war zerknittert, und mit zitternden Fingern fuhr sie sich über die leicht geschwollenen Lippen.
„Ich habe dich schon einmal gewarnt, cara. Dieses Spielchen beherrsche ich besser als du. Wenn du schlau bist, forderst du mich nicht ständig wieder heraus!“
Als sie die Villa erreichten, stellte Lizzy erstaunt fest, dass der Blick auf den See durch riesige weiße Stoffwände versperrt war. Die Presse belagerte weiterhin das Grundstück, um den ein oder anderen Schnappschuss des Skandalpaares zu erhaschen. Aber die Stoffbahnen schirmten Lizzy und Luc vor unerwünschten Blicken ab.
Endlich kann ich wieder ungestört ins Freie gehen, dachte Lizzy sofort erleichtert.
Trotzdem fühlte sie sich von den glanzvollen Feierlichkeiten extrem eingeschüchtert. Bianca hätte all die Aufmerksamkeit und den Wirbel um ihre
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