Julia Extra Band 0300
fuhr, den sie gemeinsam vor fünf Jahren für sich entdeckt hatten. Hier waren sie so ungestört gewesen, dass sie es sogar gewagt hatten, sich in der freien Natur zu lieben. Seitdem war sie nie wieder hier gewesen, und jetzt fragte sie sich, was er mit diesem Ausflug bezweckte.
Der Gedanke, er könnte versuchen, die Vergangenheit wieder zum Leben zu erwecken, bescherte ihr heftiges Herzklopfen. Nach einer Weile kamen sie zu einem Aussichtspunkt, den sie noch von früher kannte. Cade deutete nach unten und sagte: „Sieh mal, da.“
Unter ihr lag das Meer, und davor stand ein Bungalow mit Swimmingpool, umgeben von viel Grün. Zu dem Haus gehörte ein Privatstrand mit Bootssteg, vor dem eine weiße Segeljacht im Wasser schaukelte.
„Da wohnen wir?“, fragte sie, fast atemlos vor Überraschung, aber bemüht, sich ihre Bewunderung nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.
Cade nickte.
„So ein Haus sollte man nicht vermieten, sondern selbst drin zu wohnen. Es ist traumhaft.“
„Abwarten“, brummte er. „Ich schlage vor, wir sehen es uns erst mal an und verteilen anschließend die Lorbeeren.“
Von innen fand Simone das Haus genauso beeindruckend wie von außen. Die Zimmer waren groß und hell, mit geschmackvoller, sparsamer Möblierung, sodass alles leicht und luftig wirkte. Von überall hatte man einen herrlichen Blick aufs Meer, was Simone hellauf begeisterte.
Und hier würde sie – zumindest bis auf Weiteres – mit Cade leben!
Wozu sich noch Sorgen machen? Das war zweifellos die Antwort auf all ihre Probleme.
„Es ist absolut fantastisch“, strahlte sie.
„Ja, es ist etwas ganz Besonderes“, stimmte Cade zu. „Reiner Glücksfall, dass ich es gefunden habe. Meinst du, du wirst dich hier wohlfühlen?“
„Natürlich! Wie sollte ich nicht?“
„Trotz meiner Bedingungen?“
Ganz wohl war ihr zwar nicht, aber sie nickte trotzdem. Sie wünschte, Cade hätte das leidige Thema nicht angeschnitten, das sie möglichst verdrängte.
„Schön, dann sind wir uns ja einig.“ Nach diesen Worten nahm Cade sie in seine starken Arme und küsste sie.
Der Kuss war die reinste Folter, so unendlich süß und voller Erinnerungen. So randvoll mit schönen Erinnerungen, dass Simone gar nicht anders konnte, als ihn zu erwidern. Eng presste sie sich an Cade und spürte die ungesunde Sehnsucht, die fiebrige Erregung von damals wiederzufinden.
Einen Moment vergaß sie völlig, dass sie das alles keineswegs freiwillig tat, sondern es zu ihrer Abmachung mit Cade gehörte. Ihr war ganz schwindlig, und ihre Brüste spannten sich an, während sie den harten Beweis seines Verlangens spüren konnte. Ihre Zungen fanden sich zu einem erregenden Tanz, der ihr die Sinne raubte.
Doch dann beendete Cade den Kuss und schob sie sanft von sich. „So, das reicht erst mal.“
Schlagartig erkannte Simone, dass er sie ein weiteres Mal vorgeführt hatte. Warum konnte sie sich nicht besser beherrschen? Cade ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es nur auf ihren Körper abgesehen hatte. Er empfand nichts für sie. Grausam und gleichgültig wollte er sie nur demütigen.
Sie wünschte sich, ihn aus tiefstem Herzen hassen zu können. So wie damals, als er nicht auf ihre Anrufe reagiert hatte. Da hatte sie ihn wirklich gehasst. Warum ließ ihr Körper sie jetzt so schmählich im Stich? Auf diese Frage wusste sie keine Antwort.
„Ich schlage vor, wir frühstücken jetzt“, verkündete er, während er sie zu einer überdachten Terrasse führte. Direkt vor ihnen erstreckte sich ein breiter weißer Sandstrand mit dem türkisblauen Meer dahinter, das glatt und glänzend dalag wie ein Spiegel. Über all dem wölbte sich ein azurblauer Himmel.
Es war perfekt.
Fast perfekt, genauer gesagt. Denn sie war gezwungenermaßen hier … mit einem Mann, der ihre Welt aus den Angeln heben konnte.
Gerade als Simone es sich an einem Glastisch in einem weißen Korbsessel bequem gemacht hatte, kam Cade mit dem Frühstück. Die Croissants waren warm und knusprig und sahen ebenso appetitlich aus wie die Platte mit Schinken und Käse und die Schale mit frischem Obst. Dazu gab es Orangensaft und Kaffee.
„Da hast du dir aber mächtig Mühe gegeben“, bemerkte Simone überrascht.
Cade schüttelte den Kopf. „Nicht ich. Die Haushälterin, deren Entlohnung im Mietpreis enthalten ist. Ich habe sie also faktisch mitgemietet. Sie war heute Morgen schon hier, um das Frühstück vorzubereiten.“
Offenbar konnte er alles und jeden kaufen. Dieser
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