Julia Extra Band 0300
für nötig?“ Sein Vorstoß kam völlig unerwartet, und sie verstand nicht, was er damit bezweckte. Was stimmte nicht mit ihren Geschäftsräumen?
„Absolut. Der Sitz ist die Visitenkarte eines Unternehmens“, verkündete er.
Da Cade offensichtlich sehr genaue Vorstellungen hatte und es schließlich sein Geld war, widersprach sie nicht. „Erzähl mir doch mal von deiner Firma“, forderte sie ihn auf. „Wie groß ist deine Flotte?“
„Genaue Zahlen fehlen mir im Moment“, lautete die überraschende Antwort. „Aber seit unserer EU-weiten Expansion haben wir enorme Zuwachsraten.“
Simone lächelte anerkennend. „Erstaunlich. Du scheinst ein guter Geschäftsmann zu sein. Ich wünschte, das könnte man von meinem Vater auch sagen. Dann wäre ich heute nicht in dieser Situation. Wahrscheinlich hat er mir die Firma nur überschrieben, weil er nicht mehr weiterwusste. Auch wenn er das nie zugeben würde. Anfangs war ich überglücklich und so dankbar, aber dann … na ja.“
„Keine Sorge, jetzt bin ja ich da“, warf er mit einem gönnerhaften Grinsen ein. „Deine Finanzprobleme sind Geschichte.“
Ihr Misstrauen war keineswegs ausgeräumt, aber sie brauchte dringend seine Hilfe. Er war ihre letzte Rettung, was nichts daran änderte, dass sie befürchtete, den Fehler ihres Lebens zu machen.
„Ich würde jetzt ganz gern nach Hause gehen, falls du es erlaubst“, erklärte sie ruhig.
„Nach Hause?“, wiederholte er. „Hast du vergessen, dass wir eine Abmachung haben? Dein Platz ist hier, bei mir.“
Dass er seinen Siegerpokal unverzüglich in Empfang nehmen wollte, war ihr nicht klar gewesen. „Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir Datum und Uhrzeit vereinbart hätten. Bei keinem Job muss man sofort anfangen.“
„Job?“ Seine Mundwinkel zuckten belustigt. „Betrachtest du deine Aufgabe so? Interessant. Aber natürlich sehe ich ein, dass du noch einmal nach Hause musst.“
Leider währte ihre Erleichterung nur kurz.
„Du brauchst schließlich ein paar Sachen zum Anziehen. Außerdem solltest du deinem Vater wenigstens Bescheid sagen, wo du abgeblieben bist.“
„Dann erwartest du mich heute Abend noch zurück?“, fragte sie kleinlaut.
„Hast du ein Problem damit? Nun, wenn es dir lieber ist, können wir die ganze Sache natürlich auch vergessen. Ich brauche nur abzuwarten, bis deine Firma kaputt ist, um anschließend selbst ein profitables Unternehmen aufzuziehen.“ Plötzlich rutschte seine Stimme eine Oktave tiefer. „Wäre dir das lieber, Simone?“
Ihr Gesichtsausdruck ließ keine Frage offen.
„Offenbar nicht. Dann entschuldige mich bitte eine Sekunde …“ Per Handy wies Cade den Fahrer an vorzufahren. Und Simone blieb nichts anderes übrig, als ihn zu der wartenden Limousine zu begleiten.
Während der Fahrt schwieg sie – mit der Vorstellung beschäftigt, dass sie in ein paar Stunden neben Cade im Bett liegen würde. Wie groß dieses Opfer war, konnte nur sie allein ermessen. Aber zumindest barg es die berechtigte Hoffnung, das Familienunternehmen retten zu können. Simone tat es in erster Linie für ihre Mutter, die in ihrem Leben schon genug gelitten hatte. Zumindest redete sie sich das ein. Schließlich durfte es nicht sein, dass sie vor allem Cades Körper begehrte! Sie wollte nur die Firma retten.
Als sie ihr Elternhaus erreichten, stieg sie schon aus, bevor die Limousine überhaupt richtig stand. „Ich bin gleich wieder da.“ Damit lief sie schnell die Treppe hinauf und merkte erst, dass Cade ihr folgte, als er überraschend hinter ihr auftauchte und den Schlüssel aus ihrer Hand nahm.
„Wenn du gestattest.“
„Was soll das?“, fragte sie aufgebracht. Hatte man vor dem Mann denn keine Sekunde Ruhe? Sie hatte sich eine kleine Atempause erhofft, bevor sie sich ihm auslieferte. Offenbar war ihr das nicht gegönnt. Befürchtete er, sie könnte es sich am Ende doch noch anders überlegen?
Cade öffnete die Tür und betrat vor ihr das Haus. Als Erstes stellte Simone die Alarmanlage ab, erleichtert, dass ihr Vater nicht zu Hause war.
„Es überrascht mich, dass du immer noch hier wohnst“, bemerkte er, während er durch den Flur aufs Wohnzimmer zuging. „Stört dich das nicht? Wo hast du denn während deiner Ehe gelebt – doch bestimmt nicht hier, oder?“
Seine Frage ärgerte Simone, sie fand, dass ihn das nichts anging. Sie liebte dieses Haus. Hier war sie geboren und aufgewachsen, und sie würde es immer als ihr
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