Julia Extra Band 0300
vor fünf Jahren nicht verraten hätte. Unbarmherzig wollte er ihr vor Augen führen, was sie durch ihre eigene Schuld verloren hatte. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich ihm gegenüber zu öffnen begann. Außerdem war er überzeugt, dass sie natürlich empfänglich für den Luxus war, mit dem er sie umgab. Auch wenn sie das nie zugeben würde.
Später aßen sie in romantischer Atmosphäre auf einem Raddampfer zu Abend. Als sie wieder bei dem Hubschrauber ankamen, war es bereits dunkel.
Brisbane bei Nacht bot von oben einen atemberaubenden Anblick. Überall funkelten winzige Lichtpunkte, manche davon in Bewegung, andere nicht. Cade und Simone konnten den Fluss erkennen, die Brücke und die Schiffe. Während sie gemeinsam auf die Stadt hinunterschauten, hielt Simone Cades Schultern umklammert.
Ob sie das tat, weil ihr der Hubschrauber nicht ganz geheuer war oder weil sie seine Nähe suchte, wusste er nicht. Wie auch immer, in jedem Fall fühlte es sich gut an.
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wobei seine Finger für einen Moment auf ihrer Wange verweilten. Und sie versuchte nicht, seine Hand wegzuschieben, sondern legte ihre darüber und hielt sie fest. Diese Frau zu seiner Mätresse zu machen war das eine, aber er wollte mehr.
Vollständige Unterwerfung und Abhängigkeit – das waren Cades Ziele. Damit sie glaubte, ohne ihn nicht mehr leben zu können. Darauf musste er hinarbeiten, und so wie es aussah, war er auf dem besten Weg dorthin.
Simone fühlte sich seltsam zufrieden, fast glücklich. Der Tag war in mehrfacher Hinsicht wunderschön gewesen. Seit Stunden schon behandelte Cade sie so, als ob sie etwas ganz Besonderes wäre und ihm tatsächlich etwas bedeutete. Was natürlich nicht stimmte, aber immerhin.
Der atemberaubende Kleidersegen – Kleider, die sie weder brauchte noch gewollt hatte – kam völlig überraschend für sie. Jedes einzelne Kleid hatte Cade sich vorführen lassen, und sie hatte sich umwerfend gefühlt, als sie wie ein Model vor ihm auf und ab spaziert war. Obwohl sie natürlich kaum Gelegenheit haben würde, die neuen Sachen anzuziehen. Dafür ging sie viel zu selten und längst nicht vornehm genug aus.
An diesem Punkt kam ihr Gedankenfluss jäh zum Erliegen. Es sei denn … es sei denn, sie würde die nächste Zeit – wie lange auch immer – mit Cade verbringen. Sein Lebensstil unterschied sich grundlegend von ihrem. Er war ein reicher Geschäftsmann und lebte in einem entsprechenden Rahmen. Bestimmt hatte er ihr darum eine neue Garderobe aufgedrängt.
„Schämst du dich für mich, wenn ich meine eigenen Sachen anziehe?“, fragte sie scharf.
Er runzelte die Stirn. „Wovon sprichst du?“
„Von all den neuen Kleidern! Du gibst doch sicher nicht grundlos so viel Geld für mich aus. Also sag schon, schämst du dich mit mir?“
„Niemals! Ganz egal, was du anziehst, du bist immer schön“, gab er zurück. „Ich wollte dich einfach nur ein bisschen verwöhnen, das ist alles.“
Weil sie nicht wusste, was sie davon halten sollte, sah Simone wieder aus dem Fenster. Während sie an der Küste entlangflogen, ließen sie die Lichter der Stadt langsam hinter sich. Inzwischen war kaum noch etwas von Brisbane zu erkennen.
Sie hatte immer noch Herzklopfen. Und das nur, weil Cade ihr ein Kompliment gemacht hatte. Obwohl er es bestimmt einfach nur so dahingesagt hatte. Oder fing er vielleicht doch langsam an, Gefühle für sie zu entwickeln?
Aber sicher, verhöhnte sie sich in Gedanken selbst.
Niemals würde sie ihn davon überzeugen, dass sie mit den üblen Machenschaften ihres Vaters nichts zu tun gehabt hatte. Es sei denn, ihr Vater würde Cade die Wahrheit sagen. Aber diese Möglichkeit konnte man getrost bei null ansiedeln.
„Macht dir irgendetwas Sorgen?“, fragte Cade.
„Überhaupt nicht“, beeilte Simone sich zu versichern.
„Du wirkst plötzlich so abwesend. Denkst du über mich nach?“
Was sollte sie ihm darauf antworten? Sie konnte schließlich nicht zugeben, dass sie eigentlich ständig über ihn nachdachte.
„Vielleicht überlegst du immer noch, warum ich das alles mache?“ Nach diesen Worten küsste er sie, bis sie nach Atem rang. In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander, als hätte der Hubschrauber sich um seine eigene Achse gedreht.
Kurz überlegte Simone, was der Pilot wohl denken mochte, aber dann vergaß sie diesen Gedanken über dem wundervollen Kuss. Zweifellos gewöhnte sie sich immer mehr an Cades Küsse … nein, das
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