Julia Extra Band 0300
Schlechtes für die Firma?“
Die Firma … was sonst, dachte Simone plötzlich niedergeschlagen. Die Firma war noch immer die erste Sorge ihrer Mutter. Im Grunde überraschte es sie natürlich nicht, obwohl Simone es lieber gesehen hätte, wenn sich ihre Mutter mehr um die Gefühle ihrer Tochter sorgen würde. „Ich bin sicher, dass MM Charters bald besser läuft denn je, Mum. Und was Cade betrifft … also, ich weiß wirklich nicht … irgendwie bin ich ziemlich durcheinander.“
Ihre Mutter lächelte tröstlich.„Ganz ruhig. Warum erzählst du mir nicht einfach, was dich bedrückt? Ich lasse uns jetzt erst mal einen Tee kommen.“ Eine Tasse Tee schenkte Pamela Trost in allen Lebenslagen. „Übrigens, wie geht es deinem Vater?“
„Ich weiß nicht, ich habe schon seit einer Weile nichts mehr von ihm gehört. Und du?“
Pamela schüttelte bedrückt den Kopf. „Bei mir meldet er sich überhaupt nicht mehr.“
„Das tut mir leid, Mum.“
„Du kannst ja nichts dafür. Er ist ein komischer alter Kauz und wird sich noch ins Grab trinken. Es ist wirklich eine Tragödie.“
Noch immer war Pamela Maxwell eine gut aussehende Frau, die Wert auf eine gepflegte Erscheinung legte. Ihr ergrautes Haar trug sie sorgfältig frisiert, das malvenfarbene Kleid war elegant und faltenfrei. Wie meistens hatte sie ihre geliebten Perlenohrringe angelegt – ein Hochzeitsgeschenk ihres Mannes. Die Bürde ihrer Krankheit trug sie mit Anmut und Würde. Trotz ihrer menschlichen Schwächen liebte Simone ihre Mutter von ganzem Herzen.
„Wir haben keinen Kontakt mehr, seit ich bei Cade wohne.“
„Ach ja, Cade“, nickte ihre Mutter, sichtlich erleichtert, das Thema wechseln zu können. „Dann erzähl doch mal. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er wieder im Lande ist.“
Simone ging es nicht anders. „Na ja, wir sind uns zufällig in einem Restaurant über den Weg gelaufen. Erst war es mir natürlich schrecklich peinlich … wegen damals, na, das kannst du dir ja denken. Aber dann sind wir ins Gespräch gekommen, und er hat erzählt, dass er hier nach einem lohnenden Investitionsobjekt Ausschau hält. Tja, und am Ende haben wir uns auf einen Sanierungsplan für die Firma geeinigt. Obwohl das nach der Geschichte, die wir hinter uns haben, zugegebenermaßen ziemlich gewagt klingt.“
„Ich wusste immer, dass er ein guter Mann ist.“ Pamela nickte entschieden. „Als ich damals erfuhr, was dein Vater getan hat, hätte ich ihn am liebsten umgebracht. Es hat mir so leid getan für dich. Darum freut mich diese neue Entwicklung jetzt umso mehr. Aber was verunsichert dich so?“
„Schwer zu sagen. Irgendwie werde ich einfach den Verdacht nicht los, dass er eine feindliche Übernahme plant.“
Ihre Mutter riss ungläubig die Augen auf. „Was? Hat er denn irgendetwas in der Richtung gesagt?“
„Nein, überhaupt nicht“, musste Simone einräumen. „Aber er ist so selbstherrlich und trifft alle Entscheidungen allein, ohne mich auch nur nach meiner Meinung zu fragen. Da würde doch jeder misstrauisch werden, meinst du nicht?“
„Hast du ihn darauf angesprochen?“
Simone nickte.
„Und was sagt er? Streitet er es ab?“
„Nicht direkt, aber er weicht mir aus. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich von der ganzen Sache halten soll.“
„Hm, vielleicht solltet ihr euch mal in aller Ruhe aussprechen“, riet ihre Mutter. „Obwohl ich ziemlich überzeugt bin, dass du Cade vertrauen kannst. Und was sein momentanes Verhalten angeht …“ Sie verzog leicht den Mund. „Du musst zugeben, dass er allen Grund hat, misstrauisch zu sein. Vielleicht behält er deshalb manches für sich.“
„Danke, Mum“, sagte Simone mit einem Auflachen. „Ich wusste doch, dass auf dich Verlass ist.“
Dann wandten sie sich profaneren Themen zu, und als Simone das Pflegeheim verließ, fühlte sie sich etwas besser.
9. KAPITEL
„Dann glaubst du mir eben nicht, Cade!“ Empört sah Simone ihr Gegenüber an. Sie saßen auf der Terrasse beim Abendessen, und Cade hatte Zweifel daran geäußert, dass sie ihre Mutter besucht hatte. Schon bei ihrer Heimkehr hatte er mit einem Unheil verkündenden Gesicht auf sie gewartet.
Er führte sich auf, als ob sie sein Eigentum wäre. Natürlich schuldete sie ihm Dank, aber musste sie deshalb auch auf ein eigenes Leben verzichten? Glaubte er wirklich, über jede Minute ihres Tages verfügen zu dürfen? Das wäre schlicht absurd und zudem anmaßend.
„Ich wüsste auch nicht, warum du mich
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