Julia Extra Band 0300
Mutter hören und endlich anfangen, Cade zu vertrauen. Immerhin gab es bislang keinen einzigen Beweis dafür, dass er ihr Vertrauen missbrauchen wollte. Das waren nur die Gespenster in ihrem Kopf und die Angst, dass sie Cade wieder verlieren könnte.
„Heute machen wir einen kleinen Ausflug“, brach Cades Stimme in ihre Gedankengänge. „Pack etwas zu essen ein. Ich mache inzwischen das Boot startklar. Aber sei nicht zu sparsam, ich bin nämlich kurz vorm Verhungern.“ Dann rutschte seine Stimme eine Oktave tiefer. „Schließlich muss ich zusehen, dass ich bei Kräften bleibe, damit ich es mit dir aufnehmen kann.“
„Danke gleichfalls“, konterte sie lachend und schob die letzten Zweifel beiseite. „Ich gehe nachsehen, was wir zu essen dahaben.“
Vergnügt vor sich hin summend lichtete Cade die Anker. Er hatte blendende Laune, auch wenn er immer noch überzeugt war, dass Simone ihm irgendetwas verheimlichte. Aber noch einmal legte sie ihn nicht aufs Kreuz, dafür würde er schon sorgen. War sie gestern wirklich bei ihrer Mutter gewesen? Cade war fest entschlossen, das herauszufinden.
Eine Lehre jedenfalls hatte er aus dem gestrigen Vorfall gezogen: In Zukunft würde er Simone nicht mehr aus den Augen lassen. Besonders weil sein Racheplan sich – zumindest vorerst – als stumpfe Waffe erwiesen hatte. Worüber er alles andere als glücklich war.
Aber mit der Zeit würden sich die Dinge finden. Er hatte es nicht auf ihre Firma abgesehen, sondern …
Stopp! Dieser Gedanke war verboten! Er tat gut daran, an seinem ursprünglichen Plan festzuhalten. Er hatte versprochen, ihre Firma zu sanieren, wenn sie im Gegenzug dazu bereit war, für eine gewisse Zeit sein Bett mit ihm zu teilen, und dabei würde es auch bleiben. Obwohl das allein für Simone keine Strafe bedeutete, wie sich nun herausstellte – im Gegenteil. Genau deshalb musste er noch größere Anstrengungen unternehmen, um sie wieder in sich verliebt zu machen. Damit sie in ein tiefes schwarzes Loch fiel, wenn er sie am Ende verließ.
Und damit die Strafe bekam, die sie verdiente.
„He, was grübelst du?“, rief Cade Simone zu, die auf Deck saß und gedankenverloren ins Weite schaute. Seit fast einer Stunde waren sie unterwegs. Nachdem Simone den Picknickkorb ausgepackt hatte, aßen sie Obst und Käse und Kräcker. Dazu tranken sie Kaffee und Orangensaft. Obwohl auf den ersten Blick alles sehr harmonisch wirkte, war die Atmosphäre doch unterschwellig angespannt.
„Ich grüble nicht“, gab sie zurück. „Ich sehe einfach nur aufs Meer hinaus und genieße den Tag.“
Lügnerin, dachte er. Sie war in Gedanken in einer Welt gewesen, zu der er keinen Zugang hatte. Vielleicht strampelte er sich ganz umsonst ab, und sie dachte gar nicht daran, sich wieder in ihn zu verlieben. Oder hatte sie ihn womöglich längst durchschaut?
Simone war ihm ein Rätsel. Um das zu ändern, musste er ihr Vertrauen wecken. „Willst du mir nicht ein bisschen Gesellschaft leisten?“ Auffordernd streckte er ihr die Hand entgegen.
Sie kam seiner Bitte so widerstrebend nach, dass er sich fragte, warum sie ihn heute Morgen eigentlich verführt hatte. So etwas hatte sie bisher noch nie gemacht. „Möchtest du steuern?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Warum erzählst du mir nicht, was dich so beschäftigt – abgesehen von deinem anhaltenden Misstrauen mir gegenüber?“, fragte er mit einem Anflug von Sarkasmus in der Stimme, den er zwar bedauerte, aber nicht verhindern konnte.
„Ich … ich misstraue dir nicht mehr“, erwiderte sie leise.
Das ließ Cade erfreut aufhorchen. „Was sagst du da?“
„Ich … ich bemühe mich, dir zu vertrauen.“
Er sah ihr an, wie viel Überwindung sie dieses Eingeständnis kostete. Seine Genugtuung war so groß, dass er alle Vorsicht über Bord warf und Simone an sich zog. „Du ahnst gar nicht, was mir deine Worte bedeuten.“ Auch wenn er aufpasste, nicht zu triumphierend zu klingen, machte er in Gedanken doch einen Luftsprung vor Freude. Bald, sehr bald wäre sie genau an dem Punkt, an dem er sie haben wollte.
Erst als Cade fühlte, wie sie sich langsam entspannte, lockerte er seine Umarmung etwas. Dann küsste er sie leicht auf die Stirn und fragte: „Und du bist wirklich nicht mehr misstrauisch?“
„Nein“, flüsterte sie, während sie ihm ihren Mund zum Kuss bot.
Simone wusste genau, dass sie sich von der Magie des Augenblicks einfangen ließ, die nicht allein Cades aufregendem Körper geschuldet war, sondern
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