Julia Extra Band 0300
Person sicherlich in vollen Zügen genossen, doch sie wäre am liebsten abgetaucht und klammheimlich verschwunden, aber das war am heutigen Tag natürlich unmöglich. Sie musste an der Seite ihres Ehemanns ausharren und die Gäste begrüßen, die ebenfalls aus der Kirche zur Villa gefahren kamen.
Seine Gäste!, rief sie sich ins Gedächtnis. Es ist allein sein Tag.
Keiner ihrer Freunde war eingeladen worden, nur ihr Vater, der einen unverzeihlichen Gesichtsausdruck aufsetzte. Flehentlich sah Lizzy ihn an, als er sie steif umarmte, doch seiner Miene nach zu urteilen, hoffte sie vergebens auf seine Gnade.
Und Luc schien nicht zu verstehen, wie furchtbar es für Lizzy war, sich ihrem Schicksal mutterseelenallein stellen zu müssen. Ein Leben lang hatte sie um die Anerkennung ihres Vaters gekämpft – vergebens.
Lächelnd ertrug sie die sensationsgierigen Blicke der Gäste, die höflich vorgetragenen Kommentare und subtilen Andeutungen, während Luc eng an ihrer Seite blieb. Nach einer Weile mischten sie sich unters Volk, aßen ein wenig von dem üppigen Luxusbüfett und tranken ein Glas Champagner. Dennoch gelang es Lizzy nicht, sich zu entspannen.
Sie beneidete Luc um seine Stärke und Unantastbarkeit. Keiner der Kommentare seiner Freunde und Kollegen schienen ihn aus der Ruhe bringen zu können. Offenbar hatte er Nerven aus Stahl und war fest entschlossen, den Leuten eine überzeugende Darstellung seiner wahren Liebe zu bieten.
Allerdings spürte Lizzy den Griff an ihrer Hand oder Taille immer etwas fester werden, wenn in ihrer Nähe über die vermeintlich arme Bianca getuschelt wurde. Aber sie konnte nicht einordnen, ob seine Reaktion Wut oder Schmerz ausdrückte, denn seine Miene blieb grundsätzlich steinern.
Von Zeit zu Zeit sah sie ihren Vater aus dem Augenwinkel. Gern wäre sie zu ihm gegangen und hätte sich nach Matthew erkundigt, aber wann immer sie es versuchte, lenkte Luc sie eilig in die entgegengesetzte Richtung.
Der Nachmittag zog sich endlos in die Länge, und Lizzy fiel das aufgesetzte Lächeln zunehmend schwerer. Als Luc sich ihr endlich zuwandte und sagte, es wäre allmählich an der Zeit, sich umzuziehen, war sie aufrichtig erleichtert. So sehr, dass sie sich nicht einmal fragte, warum sie sich ihres Brautkleids entledigen sollte.
Carla, das Dienstmädchen, verriet ihr wenig später den Grund. „Zu schade um das schöne Stück“, rief sie bedauernd und strich über den feinen Stoff. „Ihre Sachen sind schon alle gepackt. Es muss wahnsinnig aufregend sein, zu einer geheimen Hochzeitsreise entführt zu werden?“
Eine Hochzeitsreise?
5. KAPITEL
Oh, bitte nicht, dachte Lizzy hilflos. Diese ganze falsche Romantik zerrte an ihren Nerven.
Als sie fertig umgezogen war und ins Erdgeschoss zurückkehrte, wartete Luc bereits unten an der Treppe auf sie. Bei jedem Schritt schwang das weit geschnittene grüne Kleid locker um ihre Knie. Auch er hatte die Kleidung gewechselt und trug nun einen hellen Leinenanzug und darunter ein schlichtes T-Shirt. Er sah damit cool, sexy und unheimlich schick aus.
Aber es war der Ausdruck in seinen Augen, der Lizzy am meisten irritierte. Sie verlangsamte ihre Schritte, und ihr Herz schlug schneller. Als sie vor ihm stehenblieb, nahm er ihre Hand und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe.
„Du siehst zauberhaft aus“, flüsterte er in ihr Ohr.
Für einen Sekundenbruchteil schloss sie die Augen. „Wo fahren wir hin?“, wollte sie wissen und sah sich unsicher nach den wartenden Gästen um.
„Na, wo alle frisch verheirateten Paare hinfahren“, gab er zurück und half ihr in einen leichten Sommermantel. „Schließlich wollen wir allein sein.“
„Aber ich will nicht mit dir allein sein“, protestierte sie leise.
„Willst du nicht? Das macht mich fertig.“ Ironisch zog er eine Augenbraue hoch.
„Können wir nicht einfach hier bleiben?“, fragte sie eilig. „Ich habe mich hier so eingewöhnt. Die Villa ist urgemütlich.“
Behutsam löste er ihre Haare aus dem Mantelkragen. Dann sah er sie mit seinen dunklen, golden funkelnden Augen an. „Es ist alte Tradition, auf Hochzeitsreise zu gehen.“
Mit einer Handbewegung zeigte sie auf die Gästeschar im Garten. „Wenn wir gehen, lösen wir doch diese schöne Feier auf.“
„Jetzt soll ich auch noch unsere Gäste hinauswerfen?“
„ Deine Gäste!“
„Vorsicht, cara“, warnte er sie. „Wir wollen doch nicht wieder aneinandergeraten? Schon gar nicht vor so vielen Zeugen.“
„Ich meine doch
Weitere Kostenlose Bücher