Julia Extra Band 0300
„Wir wissen nicht sehr viel voneinander, nicht wahr?“
Ein wahres Wort!, dachte Lizzy. „Nimmst du nun Zucker in deinen Kaffee oder nicht?“
„Stark, schwarz und süß“, gab er trocken zurück. Dann seufzte er. „Mir scheint, cara, dass deine Familiengeschichte ebenso wenig überzeugend glücklich ist wie meine. Damit haben wir beide wohl mehr gemeinsam, als du geglaubt hast.“
Wieder lag er richtig, obwohl Lizzy es nicht gern zugab. „Trotzdem mag ich keinen gesüßten Kaffee“, sagte sie fest und stellte die Tasse ab.
Luc lachte und rief den Steward zurück, damit er neuen Kaffee brachte. Aus irgendeinem Grund hellte sich Lizzys Stimmung auf. Sie aß sogar ein halbes Sandwich und begann bald, sich zu entspannen.
„Wo fliegen wir eigentlich hin?“,erkundigte sie sich schließlich.
„Also, das hat aber lange gedauert“, bemerkte er belustigt und stand auf. „Es geht in die Karibik“, verkündete er und öffnete die Minibar. „Ich habe dort ein Haus auf einer einsamen Insel, wo uns nur die Pelikane Gesellschaft leisten.“ Er hielt eine Flasche hoch, die nach Brandy aussah. „Möchtest du auch einen?“
Lizzy schüttelte den Kopf.
„Du befürchtest wohl, dass du wieder zügellos wirst?“, fragte er übermütig.
„Eher, dass ich einschlafe.“
„Das macht hier an Bord nichts“, beruhigte er sie und kehrte mit zwei gefüllten Gläsern zurück. „Hinter dieser Tür dort steht ein riesiges Bett voller weicher Kissen und Decken.“
Nervös warf sie einen Seitenblick auf die halb geöffnete Schiebetür zur Nebenkabine.
„Mit oder ohne Drink wirst du es zu schätzen wissen. Immerhin sind wir mehr als neun Stunden unterwegs.“
„Allein oder zusammen mit dir?“, hakte sie nach, bevor sie sich bremsen konnte.
Er zwinkerte ihr zu. „War das etwa eine Einladung?“
„Ganz bestimmt nicht!“
„Dann nimm ruhig den Brandy“, sagte er gelassen. „Vorerst bist du vor mir sicher.“
Sein herausfordernder Tonfall veranlasste sie, den Drink in einem Zug herunterzuspülen. Ihre Kehle brannte wie Feuer, und sie rang mühsam nach Luft.
„Keine gute Idee, cara“, brummte er kopfschüttelnd und nahm ihr das Glas aus der Hand.
Der Brandy stieg Lizzy sofort zu Kopf, trotzdem dauerte es noch eine volle Stunde, bevor sie sich ergab und ins Bett kroch. Dabei lehnte sie Lucs Hilfe energisch ab. Wenig später, nur mit Slip und BH bekleidet, rollte sie sich unter der gemütlichen Decke zusammen und schloss die Augen.
Sie schlief lang und tief, und als sie allmählich wieder zu sich kam, war das erste, was sie hörte, das Brummen des Flugzeugmotors. Nach dieser Pause fühlte Lizzy sich deutlich besser und hatte sogar Hunger. Aber allein der Gedanke, aufzustehen und das warme Bett zu verlassen, um sich Luc zu stellen, erschöpfte sie erneut. Entschlossen drehte sie sich auf die andere Seite – und erstarrte.
Luc lag direkt neben ihr, und seine breiten nackten Schultern glänzten bronzefarben im Dämmerlicht der Nachttischlampe.
Obwohl sie gerade eben noch völlig gelassen war, verkrampfte sich plötzlich jeder Muskel in Lizzys Körper. Erleichtert stellte sie fest, dass er tief und fest schlief – das beruhigte sie zumindest vorläufig.
Seine seidigen schwarzen Wimpern lagen fedrig leicht auf seinen Wangen, und der schön geformte Mund war ungewohnt entspannt. Die zerzausten Haare ließen Luc viel zugänglicher wirken, und Lizzy konnte ihren Blick kaum von ihm abwenden. Sie bewunderte die kräftigen Arme und … War er etwa nackt unter dieser Decke?
Das machte die Situation zwischen ihnen beiden beinahe unerträglich intim. Lizzy sog tief den Duft seiner Haut ein und spürte von Sekunde zu Sekunde, wie in ihr die Leidenschaft erwachte. Die Vorstellung, mit den Fingerspitzen über seine Muskeln zu streichen und seine warme Haut zu küssen, war äußerst verführerisch.
Mein Ehemann, sprach sie in ihrem Innern wie ein Mantra. Es hörte und fühlte sich noch so neu und unecht an, genau wie die Tatsache, dass sie hier beide nebeneinander im Bett lagen.
„Grau oder grün?“, erkundigte er sich verschlafen, und Lizzy fuhr erschrocken zusammen.
Automatisch krallte sie ihre Finger in die Bettdecke und wäre vermutlich sofort aufgesprungen, wenn sie etwas mehr als nur einen Fetzen Unterwäsche angehabt hätte.
Luc öffnete die Augen und sah sie an. „Ein stürmisches Graugrün“, murmelte er rau. „Nein, geh nicht!“, sagte er schnell, als sie sich bewegte, und rollte sich auf die Seite.
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