Julia Extra Band 0300
hasste sie ihn dafür. Und das mit einer fiebrigen Leidenschaft, die in keinem Verhältnis zu dem stand, was er ihr angetan hatte.
Als er dann schließlich eines Nachmittags vor ihrer Tür stand, hatte sie sich so in ihre Wut hineingesteigert, dass sie sie am liebsten direkt an ihm ausgelassen hätte – so wie Bianca es bei ihr getan hatte.
Allerdings hätte sie es niemals gewagt, einen Mann zu ohrfeigen, der so finster dreinblickte wie Luc. Stattdessen konnte sie ihren bewundernden Blick nicht von ihm abwenden. Von seinen vom Regen durchnässten Haaren bis hin zu den Fußspitzen seiner teuren italienischen Lederschuhe war er der Mann ihrer Träume. Sogar seinen ernsten Gesichtsausdruck liebte sie an ihm.
„Kann ich hereinkommen? Aber bevor du antwortest“, wandte er hastig ein, „rate ich dir, diesen Schmollmund abzulegen, cara. Sonst kann ich für nichts garantieren.“
Das war kein Bluff. Lizzy sah es in seinen glänzenden goldbraunen Augen, und auch sein erotisch geschwungener Mund schien diese Drohung unbedingt wahr machen zu wollen. Das Schlimmste war, sie konnte sich im Augenblick trotz ihrer verletzten Gefühle nichts Schöneres vorstellen, als sich diesem verbotenen Verlangen hinzugeben. Aber das kam natürlich überhaupt nicht in Frage!
Sie schob ihr Kinn vor und funkelte ihn zornig an. Auf keinen Fall durfte sie schwach werden und sich erneut von Lucs Versprechungen einwickeln lassen.
„Woher nimmst du eigentlich die Frechheit, hier aufzutauchen und mich herumzukommandieren?“, fuhr sie ihn an. „Eines kann ich dir sagen. Dieses Recht hast du dir spätestens verwirkt, als …“
Spontan trat er zwei Schritte vor und zwang Lizzy so, in den Hausflur zurückzuweichen. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als Luc ihre Finger von der Tür löste, um den Regen endgültig auszusperren.
Der Flur schien kleiner zu werden, weil Luc ihn mit seiner unglaublichen Präsenz füllte. Eilig floh Lizzy ins Wohnzimmer, um etwas Abstand zu gewinnen. Sie stellte sich direkt neben den offenen Kamin, obwohl ihr bereits so heiß war, dass sie die Nähe des Feuers eher als unangenehm empfand.
Luc blieb in der Tür stehen und sah sich um. Die Zimmerdecken in diesem Haus waren weitaus niedriger als bei ihm zu Hause, und wieder hatte Lizzy den Eindruck, das Gebäude würde um ihn herum schrumpfen.
Zum ersten Mal fiel Lizzy auf, wie müde er wirkte. Sein Gesicht war angespannt, und tiefe Linien zogen sich über seine Haut – genau wie in der Woche, bevor Bianca ihren großen Auftritt genossen hatte.
„Du bist dünner geworden“, bemerkte er, und ihr wurde bewusst, dass er sie ebenfalls gemustert hatte.
„Nein, bin ich nicht“, widersprach sie und schlang automatisch schützend die Arme um ihren Körper. Natürlich lag Luc mit seiner Behauptung goldrichtig, aber das wollte sie ihm nicht zugestehen, um ihm nicht ständig recht geben zu müssen.
„Und du siehst müde aus.“ Mit einer Handbewegung tat er ihren neuen Einwand ab. „Habe ich dir den Schlaf geraubt, cara?“
„Das ist so typisch für dich und deine überhebliche Selbsteinschätzung“, giftete sie.
Zu ihrer Überraschung musste er lachen. „ Si, vermutlich. Erlaubst du mir, meinen Mantel auszuziehen? Es ist ziemlich warm hier drinnen.“
Gern hätte sie ihm diese Bitte verweigert und ihm gesagt, dass es sich nicht lohnen würde, den Mantel abzulegen. Auf diese Weise würde wenigstens deutlich werden, dass sie gar nicht daran dachte, ihre Unterhaltung künstlich in die Länge zu ziehen.
Aber Lizzy presste nur die Lippen aufeinander und nickte. Im Grunde ihres Herzens wollte sie nicht, dass er wieder ging.
Mit seinen geschickten Fingern knöpfte er den Mantel auf, und Lizzys Fantasie führte augenblicklich wieder ein Eigenleben. Diese Hände hatten sie überall am Körper berührt und ihr gezeigt, wie sich Liebe anfühlte.
Als Lizzy ihm das Kleidungsstück abnahm, strich er ihr kurz über den ausgestreckten Arm, und sie zuckte zusammen. Er merkte es gleich und seufzte, so als wäre er enttäuscht über ihre Reaktion.
Sie brachte den Mantel in den Flur und kehrte erst ein bis zwei Minuten später wieder ins Wohnzimmer zurück, um sich etwas zu sammeln. Erschrocken bemerkte sie, wie Luc eine gerahmte Fotografie von ihr musterte, auf der sie gerade einmal achtzehn Jahre alt war. Ein Bild von ihrem Schulabschluss. Es gab ein ähnliches von Bianca, aber Matthew hatte es nach seiner Trennung von der Wand genommen, wie Lizzy von ihrem Vater erfahren
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