Julia Extra Band 0300
Drohung, nur eine Tatsache“, antwortete Tariq.
Beatrice schluckte und senkte den Blick. Ihrer Meinung nach, lief es auf dasselbe hinaus.
„Ich wollte damit bloß sagen, dass Sie ganz offen sein können.“
Jetzt musste Beatrice doch lachen. Wie sehr konnte sich jemand eigentlich täuschen? Wenn sie ganz offen wäre, würde sie das in große Schwierigkeiten bringen. Laut sagte sie: „Wahrscheinlich ist hier alles verwanzt.“ Diesem Kerl würde sie bestimmt unter keinen Umständen vertrauen, dachte sie, als er sich zu ihr beugte, und ihr Herz noch schneller zu klopfen begann …
„Ich habe Ihnen sehr viel Geld angeboten, und wenn Sie nur darauf aus gewesen wären, hätten Sie es wahrscheinlich genommen. Das heißt also, Sie wollen mehr, als finanziell ausgesorgt zu haben. Geht es Ihnen um die gesellschaftliche Stellung, die Sie als Frau eines mächtigen Mannes erreichen würden?“
„Ich unterbreche Sie nur ungern bei Ihren großartigen Schlussfolgerungen, aber ist es Ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, dass ich einfach nur verliebt bin?“, fragte sie herausfordernd und überlegte, wie das wohl wäre, einen Mann so zu lieben, wie Emma Khalid zugetan war. Vielleicht würde sie es nie erfahren. Vielleicht gehörte sie zu den Menschen, die ihr Herz einfach nicht verschenken konnten. Und vielleicht war das nicht einmal das Schlechteste. Schließlich brachte die Liebe Emma nicht nur Freude.
Während Beatrice noch darüber sinnierte, warf Tariq lachend den Kopf zurück.
Beatrice schenkte ihm ein provozierendes Lächeln, während sie ihn insgeheim verfluchte. „Offensichtlich kann ich Sie nicht überzeugen. Vielleicht liebe ich Khalid nicht“, räumte sie ein, „nicht so, wie Sie sich das vorstellen würden. Aber dann erklären Sie mir doch bitte, was Sie unter Liebe verstehen.“
„Eine sehr philosophische Frage. Darüber muss ich erst einmal nachdenken.“
„Auf jeden Fall“, fügte Beatrice hinzu, „mag ich ihn sehr und glaube, dass er ein angenehmer Ehemann sein wird. Er ist reich und noch nicht zu festgefahren in seinen Ansichten und Gewohnheiten.“
„Sie meinen, man kann ihn leicht führen?“, fragte Tariq jetzt deutlich aufgebrachter. Beatrice schaute ihn verwundert an. Schließlich gab sie sich doch nur so, wie er es von Anfang an von ihr erwartet hatte. Jetzt hieß es, bei der Rolle zu bleiben.
„Das wird er gar nicht mitbekommen“, sagte sie deshalb lächelnd. „Der Trick dabei ist, ihn glauben zu machen, was er tut, wäre seine Idee gewesen.“
„Werden Sie ihm bei dem ganzen Theater überhaupt treu sein?“
„Ich werde diskret sein und ihn niemals brüskieren. Verstehen Sie mich doch: Ich bin nicht romantisch veranlagt. Tatsache ist – und da bin ich sicher, dass Sie mir zustimmen …“ Sie machte eine kurze Pause. „Nun, ich persönlich halte es nicht für realistisch, dass man durch einen einzigen Menschen auf Dauer die sexuelle Erfüllung findet.“
Tariq verzog angewidert das Gesicht. „Sie werden meinen Bruder niemals heiraten! Eine solche Verbindung werde ich zu verhindern wissen, koste es, was es wolle.“
6. KAPITEL
Beatrice lief es eiskalt den Rücken hinunter. Tariq meinte, was er sagte. Er war ein Mann, der fähig war, Grenzen und Regeln zu überschreiten – oder sie für sich neu zu definieren.
„Es gibt doch überhaupt keinen Grund, so grob zu werden“, schimpfte sie, um sich keine Blöße zu geben. „Sie wollten doch, dass ich offen bin … Jetzt so empfindlich darauf zu reagieren, ist ja wohl total heuchlerisch!“
„Ich denke, Sie sind gut damit beraten, sich genau zu überlegen, was Sie zu mir sagen.“
„Wollen Sie mir vielleicht weismachen, dass Sie den Frauen in Ihrem Leben immer treu gewesen sind?“ Sie lachte laut auf. „Wohl kaum.“
„Sie wissen gar nichts über mich!“
„Und das will ich auch nicht!“
„Wenn ich einmal heirate, werde ich meine Frau respektieren und sie nicht dadurch demütigen, dass ich ihr untreu bin“, ließ er sie nun wissen.
„Wie süß. Aber vielleicht sind Sie ja auch sexuell nicht besonders aktiv. Ich dagegen …“ Beatrice verstummte. Jetzt war sie zu weit gegangen. Aber die Worte waren einfach so aus ihr herausgesprudelt. Atemlos ließ sie mit sich geschehen, dass Tariq sich über sie beugte, einen Finger unter ihr Kinn legte und sie damit zwang, ihn anzusehen.
Das Schlimmste an dieser Situation war nicht etwa, dass sie Angst gehabt hätte. O nein, da war Vorfreude und Aufregung, die ihr Blut
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