Julia Extra Band 0301
Geschäftspartner“, fuhr er jetzt fort. „Keiner von uns will die Komplikationen einer Wochenendbeziehung. Warum sollten wir da nicht einen höchst erquicklichen Schlussstrich unter unsere Affäre ziehen? Wir schlafen sozusagen noch einmal miteinander darüber – und legen die Sache dann zu den Akten und vergessen, was geschehen ist.“
Wie gebannt sah Eileen in sein schönes Gesicht, während Herz und Verstand bei ihr im Widerstreit lagen, weil die erlösende romantische Formulierung nicht gekommen war. Trotzdem war Gianluca aufrichtig gewesen und hatte mit ihr als gleichberechtigtem Partner gesprochen. Sie waren beide erwachsen und verzehrten sich nach einander. Er wollte ein Feuer löschen. Wäre ihr das nicht vielleicht auch möglich?
Im Kerzenschein schimmerten seine Augen tiefschwarz, und die Sehnsucht nach ihm wurde übermächtig. Aber, was, wenn eine Nacht nicht ausreichte, wenn sie ihn danach nicht verges sen konnte? Waren Frauen nicht anders gestrickt als Männer, und lief sie nicht Gefahr, sich dieser schrecklichen gefühlsmäßigen Abhängigkeit auszusetzen, die sie immer zu vermeiden versucht hatte?
Doch was wäre die Alternative? Ein ungestilltes Verlangen, das am Ende ihr Berufs- und ihr Privatleben in Mitleidenschaft zog.
Der Kellner brachte das Essen, aber Eileen nahm kaum Notiz davon. „Und wenn ich einverstanden bin, was … was geschieht nach dieser Nacht?“
Er schnitt ein Gesicht. „Dann ist es vorbei. Finito. Zweifellos denkt man gelegentlich noch daran – so wie man an ein besonders gutes Essen oder einen schönen Urlaub denkt –, aber nichts weiter.“
Sie dachte an die Aufträge von ihm, für die sie so hart gearbeitet hatte, und an die Leute, die von ihr abhingen. Sie dachte an die Sicherheit, die ihr all die Dinge gaben, die sie sich von dem vielen Geld leisten konnte, und an das Gefühl, gebraucht zu werden. „Und der neue Auftrag?“, fragte sie deshalb.
Einen Moment herrschte absolute Ruhe, dann verzog Gianluca das Gesicht zu einem Lächeln. Er hatte recht gehabt: Sie besaß einfach kein Herz! „Oh, mach dir keine Sorgen, Eileen. Ich habe keine Absicht, unsere Geschäftsbeziehung zu beenden und deine Firma in Gefahr zu bringen – wenn das alles ist, worüber du dir Sorgen machst.“
Sein Urteil war streng und ungerecht, und es verletzte sie, dass er ihre Worte dermaßen missverstanden hatte. Aber vielleicht war es besser, wenn er dachte, sie sei eine knallharte Geschäftsfrau und nicht schwach und verletzlich. Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß trotzdem nicht, ob das eine gute Idee ist.“
Gianluca beugte sich zu ihr und zog mit dem Finger die Kontur ihrer Lippen nach. Unwillkürlich öffnete Eileen den Mund, und Gianluca ließ den Finger hineingleiten.
Erschrocken und entzückt zugleich sah sie ihn an.
„Siehst du“, sagte er und formte dann lautlos die Worte: Saug daran! Sie kam seinem Wunsch nach. Ihre Blicke trafen sich, und es wurde überdeutlich, dass sie beide das Gleiche wollten.
„Komm mit, Eileen …“, sagte Gianluca beinah zärtlich, „… bevor ich noch vor Verlangen nach dir sterbe. Nur noch eine Nacht – eine einzige Nacht.“
Ihr Herz schlug so schnell, dass ihr schwindelig wurde. „Aber unser Essen …“
„Vergiss das verdammte Essen!“
Sie zögerte noch ein letztes Mal. Dann stand sie auf, nahm die ihr dargebotene Hand und verließ gemeinsam mit Gianluca das Restaurant. Die anderen Gäste sahen ihnen verwundert nach, und der Kellner starrte verblüfft auf die beiden unberührten Teller. Doch Gianluca und Eileen hatten nur noch Augen füreinander.
7. KAPITEL
„Öffne dein Haar“, raunte Gianluca.
„Nein, das machst du.“
„Mit dem größten Vergnügen, bella donna !“, antwortete er und begann, Eileens Knoten zu lösen.
Zuvor war ihm der Weg zu seiner Suite furchtbar lang vorgekommen, und dabei hatte er sich vorgestellt, dass er ihr einfach die Kleider herunterreißen würde, sobald sie ankamen. Aber nein, irgendetwas ließ ihn jetzt die Vorfreude hinauszögern, sodass er ihr Haarnadel um Haarnadel aus dem dunklen Haar zog, bis es ihr in dichten Strähnen über Schultern und Brüste fiel. Dann seufzte er zufrieden. Er hatte Eileen erst einmal so gesehen, und damals wie heute schien das offene Haar nicht nur für ihre Sexualität zu stehen, sondern ließ sie auch weicher und weiblicher aussehen. Trug sie es deshalb meistens zusammengenommen? „Warum versteckst du immer deine schönen, langen Haare?“
„Weil …“
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