Julia Extra Band 0301
dass er sich nicht mehr für sie interessierte. Sie gehörte der Vergangenheit an, und er wollte, dass sie das verstand. Aber ihr Pflichtgefühl gepaart mit einer gewissen Verärgerung und irgendeinem biologischen Zwang, dem Vater des Kindes Mitteilung davon zu machen, ließ sie fortfahren. „Ich würde es lieber nicht am Telefon besprechen.“
„Jetzt bin ich aber neugierig!“
Eileen ignorierte den Einwurf. „Bist du in nächster Zeit in England?“
„Leider nicht“,antwortete er.„Ich bin hier im Moment ziemlich eingespannt. Vielleicht hast du gelesen, dass ich gerade ein Fußballstadion gekauft habe, und das hält mich ziemlich beschäftigt.“
„Ja“, antwortete Eileen kurz angebunden und dachte mit Schrecken an das Foto eines lachenden Gianluca inmitten einer Gruppe spärlich bekleideter Cheerleader im internationalen Teil ihrer Wirtschaftszeitung.
In seinem Büro blickte Gianluca nun auf das Bauwerk von Vittorio Emanuele, das weiß in der Sonne glänzte. Dabei dachte er daran, wie Eileen es vergangenes Jahr betrachtet hatte, woraufhin er sie auf sein Weingut einlud, wo sie das erste Mal miteinander schliefen. Insgesamt waren es zwar nur zwei Nächte gewesen, aber jedes Mal hatten sie grandiosen Sex gehabt. Eileen war eine interessante Frau, das konnte man nicht abstreiten. Sie hatte ihn danach auch nicht durch ständiges Anrufen genervt, sondern sich an ihren Pakt gehalten. Zugegebenermaßen war seine Meinung von ihr dadurch noch gestiegen.
Bedeutete dieser Anruf jetzt, dass sie doch wieder Gelüste hatte, die Freuden, die sie miteinander geteilt hatten, zu wiederholen? Und ging es ihm da nicht genauso?
„Vermisst du mich?“, fragte er schließlich.
Wäre die Sache nicht so ernst gewesen, hätte Eileen beinah über so viel Arroganz gelacht. „Deshalb rufe ich dich nicht an.“
„Warum denn sonst?“, fragte er lässig.
Eigentlich hatte sie es ihm ja nicht am Telefon sagen wollen. Aber er ließ ihr ja keine andere Wahl. „Ich bin schwanger, Gianluca, von dir.“
Es folgte Schweigen, und zwar so lang, dass Eileen schon dachte, die Verbindung sei unterbrochen worden. Aber sobald sie ihn mit seiner rauen Stimme in kühlem Ton fragen hörte: „In welcher Straße wohnst du?“, wusste sie, dass sie sich getäuscht hatte.
„Wie… wieso?“
„Was glaubst du wohl, wieso?“, fragte er aufgebracht. „Weil ich zu dir komme. Ich bin sozusagen schon unterwegs.“
9. KAPITEL
Gianluca war richtig sauer, als er auf dem Privatflughafen außerhalb Londons landete, und sein Gemütszustand besserte sich nicht, als sein Wagen danach in einen Stau geriet.
„Können Sie die Sache nicht irgendwie beschleunigen?“, fragte er den Fahrer.
Der warf einen raschen Blick in den Rückspiegel. „Ich kann es versuchen, Sir.“
Und tatsächlich gelang es ihm. Sie überquerten den Fluss und nahmen dann eine schmale Wohnstraße nach der anderen, wo sich Haus an Haus drängte.
„Da wären wir, Sir.“
„Fahren Sie noch ein Stück“, befahl Gianluca einer Eingebung folgend, dass es besser wäre, Eileen zu sehen, bevor sie ihn sah. Nachdem der Fahrer den Wagen vor einem großen Haus unweit einer U-Bahn-Haltestelle geparkt hatte, saß Gianluca im Fond und wartete nachdenklich. Wie sich die Dinge ändern konnten – und wie schnell. Wenn Eileen die Wahrheit gesagt hatte und er der Vater ihres Kindes war, würde das Baby in den nächsten zwei bis drei Wochen zur Welt kommen.
Wie gebannt sah Gianluca auf die von Bäumen gesäumte Straße. Die dichten Blätter ließen kaum den tiefblauen Himmel darüber erkennen. Für englische Verhältnisse war es ein herrlicher Sommerabend. Das Sonnenlicht bahnte sich seinen Weg durchs Blattwerk und zauberte hübsche, helle Muster aufs staubige Pflaster, die sich nicht bewegten, weil kein Lüftchen ging.
Und dann sah er eine Frau den Gehweg entlangkommen. Sie lief langsam und irgendwie schwerfällig, als sei das Gewicht der Einkaufstüten in Kombination mit der Hitze einfach zu viel. Madonna mia – aber das konnte doch nicht Eileen sein! Denn die Frau sah aus, als könnte sie tatsächlich jeden Augenblick niederkommen.
Sein Herz schlug wie wild. Am liebsten wäre er ausgestiegen und hätte sie zur Rede gestellt. Aber irgendetwas sagte ihm, dass es besser wäre, sanft mit ihr umzugehen. Er musste herausfinden, ob sie schon wieder ein Spielchen mit ihm trieb.
Sie wurde nicht auf den Wagen aufmerksam und ging einige Meter weiter in ein Haus. Gianluca zwang sich, noch fünf
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