Julia Extra Band 0301
nicht ins Team einordnet.“
Nun kam sie richtig in Schwung und pries ihre Dienste in leuchtenden Farben.
„Ich sehe meine Aufgabe nicht so sehr im Anpassen von Fähigkeiten an Erfordernisse“, erklärte sie hochtrabend, „sondern im Schmieden erfolgreicher menschlicher Beziehungen.“
Diesen Schluss mochte sie besonders gern.
Da war es wieder, das gefürchtete Wort, das mit B anfing! Tyler war es leid, ständig von Beziehungen zu hören. Julia hatte ihm an dem Wochenende neulich ständig damit in den Ohren gelegen und ungefragt gute Ratschläge erteilt.
„Für jemanden, der im Geschäft so gerissen ist, bist du ungewöhnlich dumm, wenn es um Frauen geht“, hatte Julia unverblümt behauptet. „Du hast keine Ahnung von Beziehungen.“
„Und ob ich die habe!“ Tyler war wütend. „Ich hatte schon Dutzende Freundinnen!“
„Ja. Und wie viele, die es länger als wenige Wochen mit dir ausgehalten haben? Das waren Affären, mein Lieber, keine Beziehungen.“
Er mochte Julia ja ganz gern, aber ihre Kommentare hatten ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Vor allem nach dem Treffen mit ehemaligen Studienkollegen, bei dem plötzlich alle ihren Erfolg nicht mehr in Aktien, schnellen Autos und Rennpferden gemessen hatten, sondern darin, wer die beste Frau und die bravsten Kinder hatte!
Er war wie vor den Kopf geschlagen gewesen, was seinen Freund Mike köstlich amüsiert hatte. „Ja, Tyler, du wirst dir Frau und Kinder zulegen müssen, wenn du als ein Mann gelten willst, der im Leben alles erreicht hat.“
„Dazu musst du lernen, wie man eine Beziehung aufbaut“, fügte Julia hinzu. „Wenn du auch in dem Bereich der Beste sein willst, solltest du dir einen Beziehungstrainer suchen.“
Ihre Worte waren ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Er wollte der Beste sein. Er musste der Beste sein, und er konnte nicht akzeptieren, dass es einen Bereich gab, in dem er nicht an der Spitze rangierte – selbst wenn es nur um etwas so Unwichtiges wie Beziehungen ging. Versagen stand nicht in seinem Stundenplan.
„Was faseln heutzutage alle ständig von Beziehungen?“, fragte Tyler aufsässig. „Warum kann nicht jeder einfach tun, wofür er bezahlt wird, sondern muss unbedingt seine Zeit damit verschwenden, Beziehungen zu schmieden?“
„Weil andernfalls nicht effektiv gearbeitet wird“, erklärte Mary kühl und wünschte, er würde das Gespräch beenden, damit sie nach Hause konnte – und endlich die vermaledeiten Schuhe ausziehen! „Es ist auch keine große Sache“, fügte sie hinzu, als er seine Skepsis offen zeigte. „Schließlich geht es nicht darum sich ständig zu umarmen und gegenseitig das Herz auszuschütten, sondern darum, zu verstehen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Erwartungen, Bedürfnisse und Ansätze haben. Anders gesagt, geht es darum, Menschen und ihre Eigenarten wahrzunehmen. Das ist im Beruf nicht anders als im Privatleben.“
„Glauben Sie, Sie könnten mir das beibringen?“, erkundigte Tyler sich gespannt.
„Was denn?“
„Na ja, all das, wovon Sie gerade gesprochen haben – wie man Leute wahrnimmt, sie versteht … das ganze Zeug.“
„Ja, sicher“, antwortete Mary verblüfft.
Auf dem Gebiet kannte sie sich wirklich aus, was sie Alan zu verdanken hatte. Sie hatte ihn als Leiter eines Seminars über Personalführung kennengelernt und war überwältigt gewesen von seinen psychologischen Einsichten und seinem Erfassen des komplexen Geflechts menschlicher Beziehungen.
Allerdings hatte das alles nichts genutzt, als ihre eigene Beziehung in die Brüche ging, aber so war das nun mal mit Experten!
„Ich habe schon einige Seminare über Beziehungen am Arbeitsplatz geleitet“, erläuterte sie näher. „Ich kann Menschen helfen, Ziele zu erkennen und Strategien zu erarbeiten, wie man sie erreicht.“
Endlich spricht sie meine Sprache, dachte Tyler anerkennend. Von Gefühlen verstand er nichts, aber mit Zielen und Strategien kannte er sich umso besser aus.
„Schön, in dem Fall habe ich vielleicht einen Job für Sie“, meinte er.
„Aber Sie kümmern sich doch nicht um das Einstellen des Personals“, entgegnete sie verblüfft.
„Es geht nicht um Personal. Es geht um mich!“
„Ach ja?“ Mary wusste noch immer nicht, worauf er hinauswollte.
Er kam, wie es seine Art war, direkt zur Sache. „Ich brauche eine Frau. Ich will nämlich heiraten.“
2. KAPITEL
Mary lachte herzlich. „Das Angebot kommt ein bisschen plötzlich. Ich wusste nicht, dass Sie so für
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