Julia Extra Band 0301
Agentur war also die ideale Lösung, was das betraf.“
Tyler füllte ihr Glas auf, das bereits leer war. „Ich verstehe nicht, wieso Sie alles allein schaffen müssen. Wie kommt den Beas Vater ins Spiel?“
„Gar nicht!“, erwiderte Mary, plötzlich ganz abweisend.
Er verfluchte sich im Stillen. Julia hatte recht: Er besaß tatsächlich so viel Feingefühl wie ein Elefant im Porzellanladen!
„Tut mir leid“, entschuldigte er sich kurz angebunden. „Es geht mich ja nichts an.“
„Schon gut.“ Mary entspannte sich wieder. „Sie zeigen Interesse an mir als Person, und als Ihre Beziehungstrainerin kann ich das nur gutheißen. Außerdem macht es mir nichts aus, über Alan zu sprechen. Es gab Zeiten, da habe ich nur über Alan geredet“, fügte sie selbstkritisch hinzu.
„Alan ist Beas Vater?“
Sie nickte. „Ich habe ihn in London kennengelernt. Er ist Psychologe und leitete ein Seminar, zu dem meine Firma mich geschickt hatte. Ich fand ihn einfach brillant.“ Ihr Gesicht nahm einen träumerischen Ausdruck an. „Er ist wirklich einer der klügsten Männer, die mir jemals begegnet sind. Und er hat Charisma. Er versteht Menschen und weiß, was sie antreibt. Außerdem besitzt er die Gabe, einem zu helfen, Ziele und Träume zu erkennen. Sie würden sich gut mit ihm verstehen, Tyler.“
Tyler bezweifelte das. Dieser Alan klang, so fand er, wie ein richtiges intellektuelles Weichei!
„Ich war unglaublich geschmeichelt, als Alan mir vorschlug, ich solle mich auch als Trainerin ausbilden lassen und mit ihm zusammenarbeiten, was ich auch getan habe. Es war eine wirklich aufregende Zeit für mich.“
„Und die Beziehung blieb nicht rein beruflich“, warf Tyler ein.
„Stimmt. Obwohl das jetzt schwer vorstellbar ist.“ Mary schnitt ein Gesicht. „Sehen Sie mich doch an! Mom sagt, ich habe mich seit Beas Geburt fürchterlich gehen lassen, und da hat sie recht.“
Ja, bei dem Empfang war sie grässlich angezogen und beim zweiten Treffen auch nicht viel gepflegter, erinnerte Tyler sich. Ihr Haar hätte noch immer dringend einen schicken Schnitt gebraucht, sie hatte weiterhin nicht den Stil, den er sonst bei Frauen schätzte, aber mittlerweile gefiel sie ihm irgendwie, was er sich nicht erklären konnte. Vielleicht lag es an dem mit Spitze besetzten Top, das sie unter der Jacke trug? Es lenkte ihn so sehr ab, dass er nicht mehr klar denken konnte.
„Sie sehen jetzt nicht ungepflegt aus“, versicherte er ihr. „Sondern …“ Anziehend. Reizvoll. Verführerisch. Nein, das konnte er unmöglich sagen!
„Sondern richtig nett“, beendete er schließlich den Satz.
Überrascht sah sie zu ihm, das Glas an den Lippen, und plötzlich fiel es ihm schwer, den Blick von ihrem zu lösen.
„Danke“, sagte Mary schließlich und stellte das Glas hin. „Das war lieb von Ihnen, aber Sie brauchen nicht höflich zu sein. Nicht zu mir.“
Tylers durchdringender Blick hatte sie seltsam erschüttert, was albern war. Immerhin hatte Tyler sie schon so himmlisch geküsst, dass ihr die Knie weich geworden waren – und dann war er einfach verschwunden, um zu telefonieren. Es bedeutete ihm nichts, daher war es das Beste, das Ganze wie einen Scherz zu behandeln.
„Ja, das war nicht übel“, ergänzte sie im Ton einer Lehrerin, „aber Sie sollten sich für später merken, dass keine Frau hören möchte, sie sähe nett aus. Falls Ihre Verlobte Sie fragt, versuchen Sie es lieber mit einem anderen Eigenschaftswort. Und bitte nicht ‚hübsch‘, das wird auch nicht sehr geschätzt.“
„Was denn dann?“, wollte Tyler wissen. „Schön? Hinreißend … Sexy?“
Ein erregendes Prickeln überlief sie, als er ihr Dekolleté betrachtete. Er übt nur, sagte sie sich beinah verzweifelt. Bestimmt fand er sie nicht umwerfend oder sogar sexy!
„Ja, alle drei sind perfekt. Wo war ich stehen geblieben?“, fügte sie, betont munter, hinzu.
„Bei Ihrer Beziehung mit Alan.“
„Genau! Ich war natürlich unsterblich verliebt in ihn.“
„Warum ‚natürlich‘?“, hakte Tyler nach.
„Weil Alan der Traum jeder Frau ist: gut aussehend, geistreich und klug. Dazu erfolgreich, ein Feinschmecker, weit gereist und kultiviert … und das Beste ist, er kann zuhören! Sie ahnen ja nicht, Tyler, wie selten man das bei Männern findet.“
Ich höre Ihnen auch zu, hätte Tyler am liebsten gesagt, aber sie redete schon weiter über ihren perfekten Alan.
„Ich konnte es nicht glauben, dass er sich ausgerechnet für mich
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