Julia Extra Band 0301
Vertrag zu brauchen. Alan behauptet, er würde mir meinen Anteil zurückzahlen, sobald er das Haus hat schätzen lassen. Inzwischen streitet er darüber, wie viel ich tatsächlich investiert habe.“
Mary seufzte und überlegte, wie viel sie noch erzählen sollte. Warum nicht alles?
„Ich hätte nie gedacht, dass er so kleinkrämerisch und gemein sein könnte. Es geht um keine große Summe, aber ich hätte mir dafür eine eigene Wohnung beschaffen können. Jetzt will mein Stiefvater sich mit meiner Mutter versöhnen, und ich würde nur stören, wenn ich in deren Haus bleibe. Deshalb habe ich mich Ihnen für einen Monat aufgedrängt, Tyler. Tut mir leid. Ich wusste ja nicht, dass Sie lieber allein sind.“
„Ach, das geht schon in Ordnung“, wehrte er ihre Entschuldigung brüsk ab. „Es ist tatsächlich ein gutes Training für mich. Ich habe den Eindruck, heute Abend schon viel über Beziehungen gelernt zu haben.“
„Dann ist es ja gut.“ Mary war froh über den Themenwechsel. „Wenn ich Sie wieder allein lasse, werden Sie so perfekt geschult sein, dass Sie die nächste Frau, mit der Sie sich einlassen, sehr, sehr glücklich machen werden.“
Und ich werde ein eigenes Zuhause für mich und Bea haben und dort zumindest zufrieden sein, sagte sie sich und versuchte, nicht daran zu denken, wie glücklich Tyler eine Frau machen konnte.
Mary hob das Baby aus dem Wasser und legte es, nachdem sie es in ein weiches Handtuch gehüllt hatte, auf die flauschige Badematte, da es keinen Wickeltisch gab.
Sie liebte diese Zeit mit Bea, die dann immer so sauber duftete und vergnügt mit ihr spielte. Nach einem ausgefüllten, erfolgreichen Tag war Mary nun angenehm müde. Wie schön, dass die Dinge endlich ins Rollen kamen. Das hatte sie Tyler zu verdanken, der zwar meinte, unfähig zu sein, eine Beziehung einzugehen, aber trotzdem himmlisch küsste …
Nein, daran durfte sie nicht denken! Sie sollte besser überlegen, was sie am folgenden Tag mit Bea machte.
„Morgen habe ich eine Besprechung mit Steven Halliday“, sagte sie zu ihrer kleinen Tochter und trocknete sie, neben ihr auf dem Boden kniend, behutsam ab. „Es würde keinen sehr professionellen Eindruck machen, wenn ich dich mitnehme. Ich muss dich wahrscheinlich mal wieder bei deiner Granny abgeben. Das ist aber noch nicht sicher, weil sie vorhin nicht ans Telefon gegangen ist.“
Bea quietschte und fuchtelte mit den Ärmchen. Sie mochte es, wenn man sie in ein Gespräch einbezog.
„Glaubst du, sie ist mit ihrem Bill spazieren?“
„Ga!“
„Ich habe sie gebeten, zurückzurufen, und wenn sie absagt, muss ich dich morgen wohl oder übel mitnehmen und wäre dir dann sehr dankbar, wenn du schlafen würdest.“
Mary alberte weiter mit Bea herum, die vor Vergnügen so laut lachte, dass sie Tyler erst bemerkte, als er sich vernehmlich räusperte.
Wie ertappt fuhr Mary hoch. „Oh, hallo! Ich habe Sie noch gar nicht erwartet.“
„Ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Tyler fühlte sich fehl am Platz. Er hatte Mary beobachtet und war irgendwie gerührt von der Art, wie sie mit dem Baby umging. Sie sah erhitzt und rosig aus, ihr Haar war zerzaust, wo Bea es mit den kleinen Fäusten gepackt hatte.
„Sie sind heute früh dran, oder?“, meinte Mary und stand auf.
„Na ja, ich dachte, ich versuche es heute mit Lektion zwei und verbringe mehr Zeit zu Hause“, bekannte er verlegen.
„Sehr schön“, lobte sie ihn. „Morgen lernen wir, wie man kommuniziert. Eine SMS oder E-Mail zu schicken wäre nett, um mich wissen zu lassen, dass Sie an mich denken.“ Wie aufs Stichwort klingelte in ihrem Zimmer das Handy. „Das wird meine Mutter sein. Hoffentlich sagt sie zu, morgen auf Bea aufzupassen. Würden Sie … ein Auge auf die Kleine haben, während ich telefoniere?“
„Ja, aber … okay!“
Mit dem Baby allein gelassen, überfiel ihn Panik. Bea gefiel es anscheinend auch nicht und verzog das Gesicht. Da er Angst hatte, sie würde zu weinen anfangen, kniete er sich neben sie.
Ja, was nun? Sie musterten sich gegenseitig zweifelnd. Tyler hatte noch nie ein Baby so nah gesehen und war fasziniert, dass es schon ein perfektes kleines menschliches Wesen war. Als er Bea vorsichtig einen Finger hinhielt, packte sie den mit erstaunlich festem Griff.
Ihre runden Augen waren genauso grau und leuchtend wie Marys – und hatten auch ihren kritischen Ausdruck.
Tyler lächelte beschwichtigend, aber das schien nicht das Richtige zu sein. Wieder verzog Bea das
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