Julia Extra Band 0301
spiegelte.
„Mary?“, hörte sie jemanden fragen und blickte auf. Ein Mann im dunklen Anzug kam, die Hand ausgestreckt, auf sie zu. „Ich bin Steven Halliday. Nett, Sie kennenzulernen.“
Mechanisch schüttelte sie ihm die Hand. Er war nicht allein, und sein Begleiter ließ ihr Herz schneller pochen, denn es war niemand anderer als Tyler!
„Ich wusste gar nicht, dass Sie auch an der Besprechung teilnehmen, Tyler“, platzte sie heraus und kam sich dann dumm vor.
„Das tue ich nicht. Ich wollte mich erkundigen, ob Bea schläft oder ob ich ihr einen Babysitter suchen soll.“
Bea streckte, vergnügt krähend, die Ärmchen nach ihm aus. Nun konnte Mary nicht mehr behaupten, die Kleine sei kurz vor dem Einschlafen, und reichte sie Tyler ohne einen Einwand.
„Danke. Aber falls Ihre Assistentin zu beschäftigt ist, bringen Sie mir Bea zurück, einverstanden?“
„Ja, aber es wird sicher nicht nötig sein.“ Er lächelte Bea an, die ihn auf die Nase patschte. „Möchten Sie mit mir kommen, Miss Thomas?“
„Ga!“, rief die Kleine und ließ sich widerspruchslos von ihm mitnehmen.
Das Gespräch mit Steven erwies sich als sehr produktiv. Anschließend brachte er sie zu Tylers Büro im obersten Stock, von wo aus man einen spektakulären Blick über die Stadt genoss. Carol, Tylers persönliche Assistentin, war eine elegante, schlanke Blondine, und Mary kam sich mal wieder dick und schlecht angezogen vor.
Freundlich lächelnd stand Carol vom Schreibtisch auf. „Suchen Sie Bea?“
„Ja. Ist Sie nicht bei Ihnen?“
Carol legte einen Finger auf die Lippen und winkte Mary, ihr zu folgen. Sie öffnete geräuschlos eine Tür, und die beiden Frauen blickten schweigend ins Chefbüro.
Tyler ging in dem weitläufigen Raum hin und her, Bea auf dem Arm und in der Hand einen Bericht, aus dem er laut vorlas.“
„Fünf Milliarden finde ich ein bisschen übertrieben. Was denkst du, Bea?“
„Ba! Ga, ba ba!“ Scheinbar ernsthaft nickte die Kleine.
„Ganz meine Meinung. Aber die Umweltverträglichkeitsprüfung klingt vielversprechend, oder?!
„Ya!“, rief sie und zupfte ihn am Ohrläppchen.
„Er hat zwei Meetings abgesagt“, flüsterte Carol. „Und Bea die ganze Zeit bei sich gehabt. Ich glaube, es hat ihn erwischt.“
Mary lächelte ein bisschen verkrampft, während sie an die Tür klopfte, und fragte sich entsetzt, ob sie etwa eifersüchtig sei, weil Tyler sich so lieb um ihre Tochter kümmerte?
„Störe ich?“, fragte sie, ein bisschen zu munter.
Tyler sah so schuldbewusst aus und Bea so zufrieden, dass Marys Anspannung sich augenblicklich verflüchtigte und einem warmen Gefühl Platz machte, das man nur als … Zuneigung definieren konnte. Ja, das war ein gutes Wort. Es war durchaus statthaft, Zuneigung für einen Klienten zu empfinden, oder?
„Ich habe nur versucht, Bea bei Laune zu halten“, rechtfertigte Tyler sich.
„Ja, natürlich. Expansionspläne amüsieren mich auch immer köstlich“, stimmte sie, gespielt ernsthaft, zu.
„Ich hatte doch nichts anderes!“
„Bea ist das egal“, beruhigte Mary ihn, gerührt über seine plötzliche Unsicherheit. Sie nahm ihm Bea ab, die zu zappeln begonnen hatte. „Ihr kommt es nur darauf an, dass man sie beachtet. Stimmt’s, kleiner Schelm?“ Sie hob die Kleine hoch in die Luft und drückte sie dann an sich. „Wie gut kannst du denn Geschäftspläne analysieren?“
„Sie ist großartig.“ Tyler versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen, dass er das Baby nun wieder abgeben musste. „Sie kritisiert nicht, erhebt keine Einwände und findet meine Ideen toll. Kurz gesagt, die ideale Gefährtin!“ Er strich ihr mit dem Finger über die kleine Hand.
Bea spielte plötzlich die Schüchterne und barg das Gesicht an Marys Hals. Dann warf sie Tyler einen schrägen Blick durch die langen Wimpern zu und lächelte strahlend. Sobald er das Lächeln erwiderte, verbarg sie wieder ihr Gesicht.
„Hör auf zu flirten!“, ermahnte Mary sie gespielt streng und lachte, wobei sie Tyler in die Augen sah.
Plötzlich schien die Luft vor Anspannung wie elektrisch geladen zu sein.
Seine Augen sind blau wie ein Eisberg, und trotzdem wird mir ganz heiß, wenn er mich ansieht, dachte Mary wie benommen und schaute ihn gebannt an. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und ihr stockte der Atem.
Plötzlich quietschte Bea, die sich offensichtlich vernachlässigt fühlte, laut und patschte Mary auf die Nase, um unmissverständlich auf sich aufmerksam zu machen.
Mary riss
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