Julia Extra Band 0301
ziemlich langweilig vor“, meinte er und merkte plötzlich, dass er sich mit ihr noch nicht gelangweilt hatte – obwohl sie nichts anderes taten, als sich zu unterhalten.
„Nicht mit jemandem, den Sie lieben“, wandte Mary ein. „Nein, verdrehen Sie jetzt nicht die Augen, Tyler! Ich weiß, wovon ich spreche.“
„Kommt jetzt wieder der alte ‚Sie sollten nur jemanden heiraten, den Sie lieben‘-Spruch?“, erkundigte er sich zynisch und füllte ihr Glas auf.
„Sie glauben wohl, eine Ehe könne man erwerben wie ein Auto und mit seiner Frau prahlen wie mit einer Luxusjacht!“, entgegnete sie aufgebracht. „Aber es geht beim Heiraten darum, den Menschen zu wählen, der einem das Leben schöner macht – einfach, indem er da ist.“
„Ist es Ihnen mit Alan so ergangen?“, wollte er wissen. Es klang schroff.
„Ja.“ Nun sah sie traurig aus. „Es war leider nicht von Dauer, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht weiterhin an die Liebe glaube. Ihre Partnerin sollte Ihnen eine Stütze sein und das Gefühl geben, das Leben habe Sinn und sei schön. Wenn Sie einer Frau begegnen, bei der Sie das empfinden, werden Sie wissen, sie ist die Richtige!“
„Und wenn es nur anfangs so scheint?“ So leicht ließ er sich nicht überzeugen. „Menschen ändern sich. Sie ‚entlieben‘ sich genauso einfach, wie sie sich verlieben. Die Scheidungsstatistiken beweisen es. Manche Paare schaffen es nicht mal bis zum Altar – wie Sie und Alan es bewiesen haben.“
Die Bemerkung war nicht fair, tadelte er sich dann im Stillen. Allerdings war ihm überhaupt nicht nach Fairness zumute. Dass Alan ihr Leben verschönt hatte, fuchste ihn.
„Alan und ich haben uns nicht deswegen getrennt, weil wir nichts mehr füreinander empfanden“, erwiderte sie erstaunlich ruhig. „Wir konnten uns nur nicht auf einen Kompromiss einigen, als es um das Baby ging. Deshalb lege ich ja so viel Wert auf Kompromissbereitschaft. Ohne die kann eine Beziehung nicht funktionieren. Also, wenn Sie nicht als Ziffer in der Scheidungsstatistik enden wollen, müssen Sie lernen, auch mal nachzugeben. Sonst haben Sie keinen Erfolg in der Ehe.“
„Wenn eine Ehe so harte Arbeit ist, verzichte ich lieber auf dieses ‚Licht meines Lebens‘-Getue und suche mir eine Frau, die ebenso pragmatisch ist wie ich. Das erscheint mir mehr Erfolg zu versprechen.“
„Dann ist es noch wichtiger, die Richtige zu finden. Welche das ist, können Sie nur beurteilen, wenn Sie sich mit der Kandidatin unterhalten. Sie wollen doch sicher eine Frau, die Ihnen über Jahre hinweg – und nicht nur im Bett – eine gute Partnerin ist, so intelligent und interessant, dass sie Ihnen nie langweilig wird.“
„Natürlich will ich das“, antwortete er schroff und dachte, dass er keine Frau kannte, auf die diese Beschreibung passte. Außer Mary vielleicht, aber die kam ja nicht infrage.
„Und damit Sie irgendwann eine solche Frau bekommen, bin ich hier.“ Mary stand auf und brachte die Teller zum Geschirrspüler. „Deshalb gehen wir jetzt zur nächsten Lektion weiter.“
„Worum geht es in der vierten?“
„Um Kommunikation. Darunter verstehe ich kurze Botschaften, die dazu dienen, mit dem Partner Kontakt zu halten“, erklärte Mary.
Sie nahm einen Pflaumenkuchen und Schlagsahne aus dem Kühlschrank und stellte beides auf den Tisch. Mit der dringend nötigen Diät würde sie am nächsten Tag anfangen. Ganz bestimmt!
„Haben Sie Ihre Freundinnen jemals tagsüber angerufen?“, erkundigte sie sich und setzte sich wieder.
„Nicht von der Firma aus. Weil ich dort zu arbeiten habe“, erklärte er nachdrücklich.
„Sogenanntes Multitasking ist demnach nicht Ihre Stärke.“ Mary schnitt den Kuchen an und tat jeweils ein Stück auf die Dessertteller. „Trotzdem sollten Sie sich, wenn Ihnen an einer Frau liegt, gelegentlich kurz die Zeit nehmen, um ihr das mitzuteilen.“
Sie reichte Tyler die eine Portion. Auf ihren Teller gab sie großzügig Sahne und kostete den ersten Bissen Kuchen. Köstlich!
„Ich gebe Ihnen die Nummer meines Handys, und Sie schicken mir morgen eine SMS, quasi als Übung. Wenn es dann mal ernst wird, können Sie es im Schlaf. Übrigens, ich hätte auch gern Ihre Nummer, Tyler.“
„Wozu?“
„Um Sie anzurufen und Sie zum Beispiel zu bitten, auf dem Heimweg eine Flasche Milch besorgen.“
„Ich bin kein Laufbursche!“, wehrte er aufsässig ab.
„Wir leben hier zusammen wie ein Paar, und zwar, weil Sie es so wollten! Damit wir alles
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