Julia Extra Band 0301
für Beziehungen, nicht sie einfädeln.“
„Du wirst keine Frau finden, wenn du dich mit gesetzten Männern im mittleren Alter umgibst und mit ihnen fachsimpelst“, hielt Mary dagegen. „Du musst die Runde machen, nicht stundenlang bei denselben Leuten stehen. Was habt ihr denn Faszinierendes besprochen?“
„Den Wechselkurs.“
„Mein lieber Mann, du bist ja wirklich in der richtigen Verfassung für eine kleine Romanze“, meinte sie sarkastisch.
„Nein, bin ich nicht, also brauchen wir hier nicht länger Zeit zu verschwenden.“ Er wandte sich dem Ausgang zu, aber Mary zog ihn zurück.
„Lass dich wenigstens noch mit Fiona bekannt machen“, bat sie. „Ich habe ihr schon von dir erzählt.“
Tyler ließ sich Fiona vorstellen, die tatsächlich genauso war, wie Mary sie beschrieben hatte, und das ärgerte ihn. Mary plauderte ein bisschen mit ihnen, dann verabschiedete sie sich und ließ sie allein.
Anscheinend konnte sie mich nicht schnell genug an eine andere abschieben, dachte er mürrisch. Wie sollte er sich auf Fiona konzentrieren, wenn Mary nur einige Meter entfernt war und einen Fremden in ihr Dekolleté starren ließ?
Er wandte ihr den Rücken zu und versuchte, sich mit Fiona zu unterhalten und Marys gelegentliches Lachen zu überhören. Fiona war tatsächlich sehr angenehm. Genau die Frau, die er suchte: intelligent, schlank, attraktiv. Und elegant! Sie trug ein dezentes „kleines Schwarzes“, keine himmelschreiend auffallende Robe mit abgrundtiefem Ausschnitt, bei dem alle Männer Stielaugen bekamen.
Fiona lachte nicht zu laut, sie flirtete nicht, und sie trank nicht zu viel Champagner. Im Gegensatz zu Mary.
Aber nur noch wenige Tage, und Mary verschwindet wieder aus meinem Leben, dachte Tyler erleichtert. Dann würde endlich wieder Ruhe bei ihm einkehren.
Und Leere – und Einsamkeit, sagte eine innere Stimme hinterhältig.
Unsinn! Er war dreiundvierzig Jahre lang ohne Mary ausgekommen und hatte sich nie einsam gefühlt. Das würde er auch in Zukunft nicht. Denn er würde jemanden wie Fiona an seiner Seite haben.
Nachdem sie sich eine Weile mühsam unterhalten hatten, tauschten sie Visitenkarten aus und verabschiedeten sich, ohne sich verabredet zu haben.
Und jetzt? fragte Tyler sich. Er besaß nicht das Talent, bei einer Party unbefangen die Runde zu machen. So wie Mary es tat …
Zum Glück stieß er zufällig auf den Leiter der Finanzabteilung, mit dem er sich eine Weile über wirtschaftliche Belange unterhielt, dann kam jemand dazu und ödete ihn mit Gejammer über die hohen Parkgebühren an – als könnte er, Tyler Watts, etwas daran ändern! Und die ganze Zeit lang war er sich Marys überdeutlich bewusst, die lächelte und mit jedem redete – außer mit ihm.
Schließlich hielt er es nicht länger aus. Mit einer brüsken Entschuldigung ließ er seine Gesprächspartner stehen und ging zu ihr.
„Zeit, nach Hause zu fahren“, sagte Tyler schroff. Er packte sie beim Arm und zog sie mit sich.
Empört machte sie sich sofort los. „Was soll das? Ich war mitten in einem Gespräch …“
„Ach, so nennt man das heutzutage?“
„Sei nicht so niederträchtig, Tyler. Jedenfalls hast du mir eine Chance verdorben. Der Mann hat einen kleinen Betrieb, und ich hätte einen Vertrag mit ihm aushandeln können, wenn du mich nicht weggeschleppt hättest.“
„Du hast, soviel ich weiß, einen Vertrag mit mir“, erinnerte er sie barsch.
Ihre grauen Augen blitzten jetzt vor Zorn. „Aber du bist nicht mein einziger Klient! Übrigens war es für mich ein nützlicher Abend – bevor du dich eingemischt hast. Ich habe etliche potenzielle Kunden geworben.“
„Kein Wunder in dem Kleid“, meinte Tyler anzüglich. „Du kannst dir doch vorstellen, welche Kontakte diese ‚Kunden‘ im Sinn haben, oder?“
„Wenigstens muss mich keiner von ihnen erpressen, damit ich bei ihm einen Job annehme“, konterte sie wütend. „Es lief alles auf rein professioneller Ebene ab.“
„Ach, heißt das auch, du bestehst nicht darauf, bei ihnen einzuziehen – obwohl sie dir einen Vertrag anbieten? Das machst du also nicht bei jedem?“
„Nein. Und den Fehler mache ich kein zweites Mal, das kannst du mir glauben. Ich habe, fällt mir dabei ein, auch einen netten Immobilienmakler kennengelernt, der genau das Richtige für mich zu haben scheint. Morgen sehe ich mir die Wohnung an.“
Das gefiel Tyler gar nicht. „Okay, tut mir leid, dass ich deinen erfolgreichen Abend so rüde beendet habe, aber
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