Julia Extra Band 0301
ihrer Kehle auf. Doch vor Poppy würde sie keine Szene machen.
„Würdest du sie bitte baden?“ Sie reichte Poppy an Liz weiter. „Wenn du sie fütterst, dann iss du auch etwas.“
„Ich werde mich um Ihre Freundin kümmern, mademoi selle “, kam es freundlich von der Hausdame.
„Danke.“ Für sie gab es also nichts mehr zu tun, wurde ihr klar, als sie den beiden Frauen nachsah, die mit Poppy das Zimmer verließen. Tara schwang zu Lucien herum. „Lucien, was hat das alles zu bedeuten?“
„Als meine Nichte gehört Poppy zur Familie und bleibt daher bei mir im Schloss. Du wirst nur wenige Minuten Fahrt von hier untergebracht.“
„Wenige Minuten Fahrt?“, wiederholte sie benommen. „Du meinst, du willst mich von ihr trennen?“
Lucien verlagerte ungeduldig sein Gewicht. „Sei nicht so melodramatisch, Tara. Ich habe dir doch erklärt, dass es nur wenige Minuten von hier entfernt ist.“
„Ohne Poppy und Liz gehe ich nirgendwo hin“, beharrte sie entschlossen. Sie mochte vielleicht im Nachteil hier sein, aber Poppy und Liz standen unter ihrer Obhut.
„Der Anstand verlangt …“
„Der Anstand? Vorhin im Hotel haben dich die Anstandsregeln keinen Deut interessiert“, erinnerte sie ihn eisig.
„Mach es nicht unnötig schwierig, Tara.“ So kalt hatte sie seine Augen noch nie gesehen. Seine Entscheidung stand fest, wahrscheinlich seit langem. „Du kannst Poppy jederzeit sehen, solange du dich in Ferranbeaux aufhältst.“
Alles in Tara sträubte sich. „Vermutlich, nachdem ich deine Erlaubnis eingeholt habe, oder?“ Natürlich hatte sie gewusst, dass ihre Zeit mit Poppy in Ferranbeaux befristet war, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass Lucien sie ohne Vorwarnung auseinanderreißen wollte. Das war es also? Ein derart abruptes Ende? Sie konnte Poppy doch nicht einfach aufgeben, ohne zu wissen, ob Lucien die Kleine so behandeln würde, wie sie es verdient hatte.
„Herrgott, Tara, so sei doch vernünftig“, knurrte er grimmig. „Benimm dich wie eine Erwachsene.“
„Vernünftig … oder einfach nur gefühllos?“ Ihre Stimme wollte brechen.
Lucien quittierte ihren Gefühlsausbruch mit eisigem Schweigen.
„Was habe ich dir getan, dass du so grausam zu mir bist?“ Sie klammerte sich an ihre letzte Hoffnung, um irgendwie zu ihm durchzudringen. „Es wird Guy nicht zurückbringen, wenn du mich bestrafst.“
„Wage es nicht, über meinen Bruder zu reden“, fuhr er auf.
„Und warum nicht, Lucien? Weil mir das nicht zusteht?“ Seine Augen blitzten sie warnend an, doch sie ignorierte es. „Ich weiß, wie sehr du deinen Bruder geliebt hast, selbst wenn du es nicht über dich bringst, es zuzugeben.“ Sie wich nicht zurück, auch nicht, als Lucien drohend einen Schritt auf sie zumachte. „Guy hat dich gebraucht …“
Seine Augen funkelten jetzt mit nahezu tödlicher Intensität. „Was weißt du darüber? Und wie kommst du auf die Idee, ich würde mit dir darüber reden wollen?“
„Ich wünsche mir, dass du etwas fühlst …“ Sie presste die Lippen zusammen, doch ihr wurde jäh klar, dass sie keinen Zentimeter weiterkam. „Du harter, gefühlloser Kerl!“, rief sie frustriert aus. „Siehst du denn nicht, was du dir selbst antust?“ Traurig schüttelte Tara den Kopf. „Du willst hören, was ich darüber weiß? Ich weiß, dass dein Bruder und meine Schwester Drogen nahmen …“
„Das weiß die ganze Welt“, fiel er ihr ins Wort.
„Die Leute, mit denen sie sich abgaben, waren genauso schlimm wie sie. Die Dealer kamen regelmäßig in das Apartment. Weißt du denn nicht, was mit dem Vermögen deines Bruders passiert ist?“
„Inzwischen habe ich eine Vorstellung“, erwiderte er kalt. „Ich fand es heraus, als nach Guys Tod die Geier zu kreisen begannen.“
„Du musst doch gewusst haben, dass er ein schwacher Mensch war, Lucien.“
„Vielleicht kanntest du ihn ja besser als ich“, knurrte er feindselig.
„Glaubst du immer noch, ich hätte mit ihm geschlafen?“
„Bestreitest du das etwa?“
„Ja! Und von der rein praktischen Seite betrachtet … dazu war er gar nicht mehr in der Lage. Hast du schon einmal gesehen, wie ein Drogensüchtiger schwitzend und sich ständig kratzend auf seinen Dealer wartet, weil er den nächsten Schuss braucht?“
„Wenn es so schlimm war, hättest du mich verständigen sollen.“
„Meinst du, das hätte ich nicht versucht?“ Tara verlor ihre Beherrschung. „Ich bin nie an deiner Sekretärin vorbeigekommen. Erst als Guy
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