Julia Extra Band 0301
Lucien lachte auf. „Es muss schon wesentlich mehr passieren, bevor es mir unangenehm wird. Das Pförtnerhaus wird das perfekte Heim für dich und mein Kind sein.“
Jetzt war es Tara, die sich versteifte. Sie hätte wissen sollen, dass es einen Haken an der Sache gab. „Ich werde nicht dort wohnen.“ Auch wenn ihre Stimme tonlos klang, so war es ihr bitter ernst. „Das hier ist jetzt mein Zuhause.“
„Das ist nicht gut genug …“
Für ein adeliges Baby? Sie ließ Luciens Worte eine Weile nachhallen. „Oder meinst du damit eher, dass ich nicht gut genug bin?“ Sie löste sich von ihm. „Ich erwarte andere Dinge vom Leben als du, Lucien. Du siehst Dinge als selbstverständlich an, die ich mir nicht einmal vorstellen kann, außerdem hast du einen genauen Plan in deinem Kopf, wie alles zu sein hat. Ich will einfach nur mit den Menschen glücklich sein, die ich liebe. Ich möchte eine gute Mutter für Poppy und unser Baby sein, und ich möchte in Ferranbeaux leben und arbeiten. Macht und Reichtum bedeuten mir nichts. Alles, was ich mir wünsche, ist eine Familie.“
„Eine Familie“, murmelte er und betonte es, als spräche sie vom heiligen Gral.
„Ja“, bekräftigte sie sanft. Sie spürte, dass sie vielleicht die eine Tür gefunden hatte, die ihr den Weg zu ihm öffnen könnte. Zart legte sie die Hand an seine Wange. „Eine Familie, die Teil einer großen Familie ist, in einem Land voller Anteilnahme und Entgegenkommen.“
Lucien wurde heiß und kalt. Er hatte sie nicht verdient. Tara war zu gut für ihn. Sie war von Grund auf ehrlich, und sie brauchte den mächtigen Grafen nicht, der sich um Geliebte und Kind kümmern würde. Sie hatte mehr als einmal bewiesen, dass sie sehr gut allein zurechtkommen konnte. Doch sie beide zusammen … sie würden eine unbesiegbare Einheit sein!
Er hatte immer geglaubt, für sein Land brauche er die perfekte Gräfin zur Frau. Er hatte seine Pflichten völlig missverstanden. Er brauchte eine Frau, die sein Land und sein Volk ebenso liebte wie er, eine Frau, die sich nicht zu schade war, mit anzupacken. Wenn er Ferranbeaux von Grund auf modernisieren wollte, dann musste die Frau an seiner Seite eine moderne Frau sein. Mehr noch. Sie musste eine Frau sein, die ihm beibringen konnte, was Liebe bedeutete.
In seinem ganzen Leben war er noch nicht impulsiv gewesen, aber Tara hatte ihn verändert, ließ ihn Dinge fühlen, die Licht in seine Welt brachten. „Heirate mich, Tara!“
Völlig perplex starrte sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Tara, bitte … Würdest du mir die Ehre gewähren und meine Frau werden?“
„Lucien, mit so etwas scherzt man nicht.“ Sie wandte das Gesicht ab, wollte gar nicht sehen, was sie in seinen Augen lesen würde.
„Müsste ich eine Mutter für mein Kind wählen, so würde ich mich für dich entscheiden. Ist das ernst genug für dich?“
Nur zögernd drehte sie wieder den Kopf. „Du bist also wirklich nicht wütend auf mich?“
„Ist ein Mann normalerweise wütend, wenn er einer Frau einen Heiratsantrag macht?“
„Ich weiß es nicht …“Verwirrt schüttelte sie den Kopf.„Mir hat noch niemand einen Heiratsantrag gemacht.“
„Dann lass mich dir versichern, dass das nie der Fall ist …“ Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen.
„Bist du sicher, dass du das nicht nur sagst, weil ich schwanger bin?“
„Hältst du mich dazu für fähig?“ Mit funkelnden Augen schaute er sie an.
„Bei dir würde ich nichts ausschließen“, erklärte sie offen.
„Ich mag gewisse Zugeständnisse machen, weil du eine Frau bist …“ Er hob abwehrend die Hände, bevor sie ihm empört ihre Meinung sagen konnte, und fuhr mit einem verschmitzten kleinen Lächeln fort: „… und schwanger und weil deine Hormone im Moment in Aufruhr sind, aber dir nur deshalb die Ehe anzubieten?“ Er drückte einen Kuss auf ihren Handrücken. „O Tara, kennst du mich denn überhaupt nicht?“
Sie hatte diesen neuen, liebevollen Lucien jetzt schon einige Male erlebt, doch das Bild des kalten und einschüchternden Grafen verfolgte sie immer noch. „Ich möchte dir so gern glauben“, murmelte sie.
„Was? Dass ich dich liebe? Sieh mich nicht so erstaunt an. Du kannst unmöglich noch immer das schüchterne junge Mädchen sein, das sich einbildet, keine Liebe zu verdienen.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Sag mir, dass du an die Liebe glaubst.“
„Das tue ich.“
„An meine Liebe für dich“, beharrte er.
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