Julia Extra Band 0301
langweilen. Wie du bestimmt mitbekommen hast, habe ich in Kalifornien angefangen.“
„Du meinst, nachdem du aus Hawaii geflüchtet bist?“
„Bei dir klingt das, als hätte ich dich verlassen! Es war deine Idee zu heiraten! Du hast angeboten …“
„Dich zu heiraten. Ja, ich weiß. Damit du das Erbe deiner Großmutter antreten, deinem bösen Vater entfliehen und dein eigenes Leben führen kannst, ich erinnere mich, Al.“
„Er war nicht böse. Ist nicht böse“, berichtigte sie sich.
„Damals hast du etwas anderes gesagt.“
„Selbst damals habe ich ihn nicht für böse gehalten! Ich wollte doch nur nicht, dass er mein Leben kontrolliert. Ich habe dir erzählt, wie er war. Der typische traditionsbewusste japanische Vater. Er glaubte zu wissen, was gut für mich ist, welche Kurse ich an der Universität belegen, was ich mit meinem Leben anfangen und wen ich heiraten sollte.“
„Und mittlerweile hast du deine Meinung geändert?“
„Nein, natürlich nicht. Ich hatte recht. Du hast mich damals gesehen, als …“ Aber das würde jetzt zu weit führen, also fing sie noch einmal an. „Ich verstehe ihn jetzt besser. Und ich lebe wieder auf Hawaii. Ich besuche ihn regelmäßig.“
Peter zog die Augenbrauen hoch, sagte jedoch nichts.
„Vor ein paar Monaten hatte er einen Herzinfarkt“, erklärte Ally. „Er hätte sterben können. Da ist mir mit einem Mal bewusst geworden, dass ich mich nicht länger mit ihm streiten, sondern Frieden mit ihm schließen will. Also bin ich nach Honolulu zurückgekehrt. Zum ersten Mal, seit … seit er …“
„Seit er gesagt hat, dass du nicht mehr seine Tochter bist?“
„Ja.“ Es fiel ihr schwer, es zuzugeben, doch genau das hatte er damals gesagt. „Ich dachte, wenn ich zurückkomme, würde er mich vielleicht immer noch abweisen. Das Gegenteil war der Fall. Er hat sich so gefreut, mich zu sehen. Hat mich mit offenen Armen empfangen und mich gebeten, zu bleiben.“ Ally blinzelte die Tränen zurück, die sie stets bei der Erinnerung überfielen, wie kurz davor sie gewesen war, ihren Vater für immer zu verlieren. „Und das bin ich.“
„Bei ihm?“
„Nicht in seinem Haus. Ich lebe in einem Apartment in der Innenstadt. Seit Mai. Ich bin sogar an den Strand gegangen und habe Ausschau nach dir gehalten.“
Peters Mundwinkel zuckten. „Um zu sehen, ob ich immer noch auf die perfekte Welle warte?“
„Ich wusste nicht, dass du deine Zelte auf Hawaii abgebrochen hast.“
„Wie hätte ich es dir auch mitteilen sollen?“
Ally ging nicht darauf ein. „Ich bin auch an deiner alten Wohnung vorbeigekommen.“
„Wirklich?“, fragte er. „Mittlerweile steht dort ein Hochhaus.“
„Ja, das habe ich gesehen. Und Mrs. Chang …?“
„… ist zu ihrer Tochter gezogen, bevor ich die Insel verlassen habe.“
„Das war vor ein paar Jahren, oder?“
„Ich habe Honolulu schon früher verlassen. Oahu ist nicht der einzige Ort, an dem man surfen kann.“ Er hielt inne, als fiele es ihm erst jetzt auf. „Woher weißt du das?“
„Im Star stand ein Artikel über einen Surfer, der es zum Milliardär gebracht hat.“
Peter stieß ein verächtliches Schnauben aus und verdrehte die Augen. „Bla, bla, bla. Schreiberlinge mögen diese Geschichten. Gibt ihnen einen Grund zu leben.“
„Jeder braucht ein Ziel im Leben.“
„Manche Menschen haben bessere Ziele als andere.“ Er veränderte seine Sitzposition. „Damals haben wir den neuen Windsurfer auf der Insel vorgestellt. Meine Schwägerin war der Meinung, ein bisschen extra Promotion könne nicht schaden. Sie schlug vor, der Kampagne eine lokale Komponente zu verleihen.“
Der Peter, den sie kannte, hätte nie etwas getan, was ein anderer vorschlug. Anscheinend gelang es ihr nicht, ihre Überraschung zu verbergen.
„Es war allein meine Entscheidung“, konterte er scharf. „Und schau dir die Folgen an. Wir haben nicht nur mehr Windsurfer verkauft, nein, auch meine Ehefrau lässt sich wieder blicken.“
Da waren sie also wieder bei der Ehefrau-Geschichte angelangt. „Ja. Darüber wollte ich mit dir reden.“
Doch bevor sie ihren Vorteil aus dieser Eröffnung ziehen konnte, betrat seine Sekretärin das Büro mit einem Tablett in den Händen.
„Danke, Rosie.“ Einen Moment hielt er inne. „Ich glaube, Sie sind meiner Ehefrau noch nicht begegnet. Ally, das ist Rosie. Rosie, Ally.“
Rosie wirkte nicht wie jemand, dem je die Worte fehlten, doch in diesem Augenblick schien es ihr die Sprache
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