Julia Extra Band 0301
wollte er jedoch auch nicht.
Da war noch etwas zwischen ihnen. Elektrizität. Anziehung. Offene Rechnungen.
Hatte sie jemals eine Nacht wie ihre Hochzeitsnacht mit diesem Jon verbracht? Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten.
Wie konnte sie einfach in sein Büro spaziert kommen und ihm die Scheidungspapiere vorlegen? Wieso wollte sie einen anderen Mann heiraten?
Was stimmte denn nicht mit dem, den sie bereits hatte?
„… möchte, dass Sie sie anrufen“, unterbrach Rosies Stimme seine verwirrten Gedanken.
„Was? Wer?“
Rosie bedachte ihn mit einem leidgeprüften Blick. „Cristina“, wiederholte sie geduldig. „Ihre Schwester?“, fügte sie hinzu, als er nicht antwortete. „Sie lässt ausrichten, Mark ist gerade aus San Diego zurückgekehrt und möchte mit Ihnen über die neue Rennbootserie sprechen. Sie fragt an, ob Sie zum Dinner vorbeikommen.“
Dinner. Cristina. Mark.
Peter zwang sein Gehirn zurück in die Gegenwart.
Mark, der Ehemann seiner Zwillingsschwester Cristina, arbeitete ebenfalls für Antonides Marine. Die beiden besaßen ein Haus in der Nähe der Firma. Und manchmal war es praktischer, Geschäftliches beim Abendessen zu besprechen. Immerhin war Antonides Marine ein Familienunternehmen.
Ally wollte eine Familie. Zumindest hatte sie das gesagt. Sie wollte nicht länger mit ihrem Vater alleine sein.
Nun gut, dachte Peter und ließ seine Fingerknöchel knacken. Er besaß eine ziemlich große Familie.
„Rufen Sie Cristina an und sagen Sie ihr, ich habe heute keine Zeit. Ich treffe mich morgen mit Mark im Büro.“ Er lächelte selbstzufrieden. „Richten Sie ihr aus, ich bin heute Abend beschäftigt. Ich koche für meine Ehefrau.“
„Hast du sie bekommen?“, fragte Jon.
„Noch nicht“, erwiderte Ally, während sie in ihrem Hotelzimmer auf und ab ging. „Aber das werde ich“, fügte sie hinzu.
„Hast du ihn denn nicht getroffen? Ich dachte, du wüsstest, wo er ist.“
„Ich habe ihn in seinem Büro aufgesucht. Ich denke nur, es war nicht richtig, einfach so in sein Leben zu spazieren und ihm als Erstes die Scheidungspapiere unter die Nase zu halten.“
Auf Druck hatte Peter noch nie gut reagiert. Wie hatte sie nur vergessen können, dass er vor allem nach Hawaii gekommen war, um den Forderungen seiner Familie zu entkommen?
Sie hätte ihn nicht so bedrängen dürfen, mehr mit ihm reden, so tun, als ob sie sich für das interessierte, was er tat, was in den letzten zehn Jahren passiert und wie er zu seinem Job gekommen war.
Das Problem bestand nur darin, dass sie ihr Interesse nicht hätte zu heucheln brauchen. Und genau deshalb hatte sie es nicht getan.
Stattdessen war sie in der Hoffnung bei ihm aufgetaucht, dass ihre Begegnung höflich und oberflächlich verlaufen würde. Im besten Fall hätte sie ihm gegenüber ebenso wenig empfunden wie für Jons Bruder Ken.
Auf keinen Fall hätte sie dieses plötzlich aufflackernde Verlangen gespürt. Hätte nicht ihren Blick über Peters gut gekleideten Körper wandern lassen. Und hätte sich unter gar keinen Umständen ausgemalt, wie er im Vergleich zu dem zweiundzwanzigjährigen Peter wohl nackt aussähe.
„Also, wann?“, fragte Jon. „Ich bin heute zum Abendessen mit deinem Vater verabredet. Er wird wissen wollen, wie es gelaufen ist. Ich hatte gehofft, ihm sagen zu können, dass du Erfolg hattest und auf dem Weg nach Hause bist.“
„Ich komme erst am Wochenende heim. Das wisst Ihr doch beide. Ich möchte noch eine Galerie in New York besuchen und mich mit Gabriela, der Besitzerin, unterhalten. Bei dieser Reise ging es nicht ausschließlich um Peter.“
„Nun, ich meine ja bloß … das Herz deines Vaters ist nicht mehr das kräftigste. Ich weiß, dass du ihn gerne bei der Hochzeit dabeihättest.“
Ally schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. Ja, sie wusste, dass es um den Gesundheitszustand ihres Vaters nicht gut bestellt war. Und sie wusste, wie glücklich es ihn machen würde, wenn sie Jon heiratete.
„Ich arbeite daran.“
„Gut, das sage ich ihm. Komm bald nach Hause, ich vermisse dich. Wenn du nicht da bist, arbeite ich zwanzig Stunden am Tag.“
Ally kannte das Gefühl. „Ich tue mein Bestes“, versprach sie. „Oh, ich bekomme einen Anruf auf der anderen Leitung. Vielleicht ist es Peter, der die Papiere bereits unterschrieben hat und mir mitteilen will, wann ich sie abholen kann.“
„Hoffen wir es“, erwiderte Jon. „Ich sage deinem Dad, dass alles unter Kontrolle ist.“
Ally
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