Julia Extra Band 0301
einmal an sich.
„Es gibt dich wirklich!“, rief er freudig aus. Seine dunklen Augen funkelten schelmisch.
Irgendwie gelang es ihm, auch Peter mit in die Umarmung zu ziehen. Wenige Augenblicke später gesellte sich auch seine Frau Helena zu ihnen.
Peters Mutter reagierte nicht ganz so ausgelassen wie ihr Ehemann, doch auch ihr Lächeln strahlte Wärme aus.
„Eine neue Tochter“, murmelte sie, umfasste Allys Gesicht und blickte ihr in die Augen. „Wie wunderbar.“
Gleich darauf küsste auch sie Ally auf beide Wangen. Anschließend legte sie einen Arm um ihre Taille und zog sie mit sanftem Druck von Peter und seinem Vater fort. „Komm“, meinte sie. „Du sollst deine Familie kennenlernen.“
Ihre Familie.
Heftige Schuldgefühle stiegen in Ally auf. Doch wie hätte sie nicht lächeln können, während Helena sie von einem zum nächsten zog. Es waren so viele. Und alle waren freundlich, schüttelten ihre Hand, küssten sie auf die Wangen, nannten ihren Namen.
Einige kamen ihr bekannt vor. Da waren Peters Geschwister, Elias und Martha mit ihren Partnern und ein Schwarm kleiner Jungen, vermutlich Peters Neffen. Und dann gab es noch einen Bruder, Tanten, Cousins, Freunde.
Mr. und Mrs. Cristopolous nahm Ally schon nur noch verschwommen war. Allenfalls ihre Tochter Connie, die Aeolus mit Peter verheiraten wollte, fiel ihr ins Auge.
Lächelnd begrüßte sie Ally voller Wärme. „Ich freue mich so, Peters Ehefrau kennenzulernen“, gestand sie aufrichtig.
Rasch warf Ally einen Blick hinüber zu Peter, der von seinen Tanten und Brüdern in Beschlag genommen worden war. Connie schien er überhaupt nicht zu bemerken. Zweifellos würde er ihr später umso mehr seiner Aufmerksamkeit schenken.
Vielleicht würde er sie sogar heiraten. Unwillkürlich verkrampfte sich alles in Ally.
Würde er sich in Connie verlieben? Sie lieben?
Der Gedanke irritierte sie so sehr, dass sie strauchelte.
„Geht es Ihnen gut, meine Liebe?“, fragte eine von Peters Tanten besorgt.
„Ja, ja“, stammelte Ally. Aber das stimmte nicht. In Wahrheit konnte sie zwar damit umgehen, dass Peter sie nicht liebte, doch die Vorstellung, dass er jemand anders liebte, war ihr unerträglich.
„Kommen Sie, wir wollen Ihnen noch Yiayia vorstellen.“ Der Pulk aus Tanten drängte sie ins Haus.
Das Haus, in dem Peter aufgewachsen war, wirkte einladend und warm. Dunkle Holzvertäfelungen zierten die Wände, überall standen bis an die Decke reichende Bücherregale. Im Wohnzimmer gab es einen überdimensionierten Kamin, dessen Wuchtigkeit durch einige helle Sofas und Sessel, auf denen unzählige bunte Kissen lagen, abgemildert wurde. Nach Süden hin öffnete sich eine Glastür zu einer Terrasse, an die sich eine Treppe aus hölzernen Stufen anschloss, die zum Meer hinunterführte.
Am liebsten wäre sie genau hier stehen geblieben, hätte den friedlichen Anblick genossen und die klare frische Luft eingeatmet, bis sie ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden würde.
Aber da schoben die Tanten sie auch schon in die Küche, in der eine kleine ältere Dame in ein augenscheinlich sehr aufwendiges Backprojekt vertieft war. Mit beiden Händen knetete sie einen klebrigen Teig, der überwiegend aus Honig und gemahlenen Nüssen zu bestehen schien.
„Das ist Yiayia “, erklärte eine der Tanten. „Großmutter“, übersetzte sie noch, falls Ally sie nicht verstanden hätte.
Sie versuchte es mit einem freundlichen Lächeln, das jedoch nicht erwidert wurde. Yiayia musterte Ally nur neugierig, aufmerksam und auch ein bisschen abschätzend.
„Hallo“, sagte sie endlich, als klar war, dass die alte Frau nicht das Gespräch beginnen würde. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Alice. Oder Ally, wenn Sie mögen. Oder Al, wenn Sie Peter sind“, fügte sie mit einem verschwörerischen Grinsen hinzu.
Es überraschte sie festzustellen, wie sehr sie mit der älteren Dame ein Lächeln teilen wollte.
„Alice“, erwiderte Peters Großmutter schließlich leise. Dann wandte sie sich an die versammelten Tanten. „Alice wird mir helfen. Geht jetzt.“
Nickend taten die Frauen, wie ihnen geheißen.
Von draußen drangen laute Stimmen und Gelächter an Allys Ohr. Aber niemand betrat die Küche. Hier drinnen gab es nur sie und Yiayia .
Plötzlich musste sie an ihren eigenen distanzierten Vater denken, der auch nur selten lächelte. Mit diesem Gedanken fiel Ally das Atmen wieder leichter. An diese Situation war sie gewöhnt, mit Zurückhaltung konnte sie
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