Julia Extra Band 0302
Blick.
„Bitte nehmen Sie Platz.“
Das war zwar nicht die ersehnte Reaktion, aber immerhin ein Anfang. Wenigstens sah er sie nicht mehr so abweisend an und hinauskomplimentiert hatte er sie auch nicht. Es bestand also noch Hoffnung.
Er setzte sich in den Sessel ihr gegenüber und musterte sie mit erneutem Misstrauen.
„Ich habe nie gesagt, ich würde Melbourne verlassen. Sie haben meine Worte so gedeutet.“
„Aber warum sind Sie aus dem Telford Towers ausgezogen? Ich dachte, es hätte Ihnen bei uns gefallen. Und unsere gemeinsame Zeit …“, sie verstummte erschrocken, als sie plötzlich Wut in seinen ausdrucksvollen Augen aufblitzen sah.
„Das war lediglich eine geschäftliche Vereinbarung.“
Jetzt musterte er sie wieder kühl und abweisend.
„Die Sie nicht eingehalten haben, Dante.“
Das hätte sie lieber nicht sagen sollen. Am liebsten hätte er sie jetzt wohl an die Luft gesetzt.
„War der Betrag auf dem Scheck nicht angemessen?“
„Doch, er war sogar überaus großzügig. Aber das meine ich nicht, und das wissen Sie ganz genau.“
„Ich muss mich diese Woche um andere geschäftliche Angelegenheiten kümmern und habe keine Zeit, Werbung für Ihr Hotel zu machen. Das war eine rein geschäftliche Entscheidung und hat mit Ihnen persönlich überhaupt nichts zu tun.“
Natasha zuckte zusammen. Nichts Persönliches!
Wahrscheinlich hatte sie sich die gegenseitige Anziehungskraft tatsächlich nur eingebildet. Was sie für Freundschaft und Kameradschaft gehalten hatte, hatte nach Dantes Ansicht niemals existiert.
„Dann entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihre Zeit in Anspruch genommen habe“, sagte Natasha und stand auf.
Sie war hergekommen, um eine Antwort zu erhalten. Die hatte Dante ihr gegeben. Leider war es nicht die Antwort, die sie sich erhofft hatte. Ihr Verstand hatte das registriert, ihr Herz nicht.
Wieder einmal hatte sie sich in den falschen Mann verliebt. Doch dieses Mal würde sie bis ans Ende ihrer Tage brauchen, um über diesen Verlust hinwegzukommen. Das Herz tat ihr weh, sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen.
Ich muss hier raus, dachte sie verzweifelt.
Sie schien eine Ewigkeit zu brauchen, um zur Tür zu gelangen. Ihre Beine wurden immer schwerer. Doch endlich hatte sie es geschafft. Jetzt umfasste sie den kalten Türgriff.
„Sie haben auch gelogen.“
Natasha blieb stehen. Hatte sie sich verhört?
„Zwischen uns konnte gar nichts sein, weil Sie noch mit Ihrem Ex zusammen sind.“
Sie wirbelte so schnell herum, dass ihr schwindlig wurde. Am liebsten hätte sie ihm etwas an den Kopf geworfen. Was bildete er sich eigentlich ein?
„Sie müssen verrückt sein. Ich hasse diesen Mann. Sie haben ja selbst gesehen, wie er ist, als sie ihre kleine Show vor dem Telford Towers abgezogen haben. Wie kommen Sie auf die absurde Idee, ich könnte noch mit dem Kerl zusammen sein?“
Dante verschränkte die Arme und funkelte Natasha wütend an.
„Ich habe Sie in der Lobby-Bar gesehen. Sie lagen an seiner Brust.“
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Das sah nur so aus.“
Plötzlich stürmte Dante auf sie zu und umfasste ihre Arme mit schmerzhaftem Griff.
„Willst du wissen, wie es ausgesehen hat? Als wärt ihr ein verliebtes Paar, das die Finger nicht voneinander lassen kann. Für mich sah es aus, als gehörtest du zu den Frauen, die mit einem Mann flirten und ihn eine Woche lang um den kleinen Finger wickeln, und mit dem anderen ins Bett gehen.“
Der Mann, den sie liebte, sah sie so zornig und voller Verachtung an, dass ihr ganz bange wurde.
Da hatte sie ihren Schlussstrich.
„Du hast gesehen, was du sehen wolltest“, erwiderte sie, befreite sich aus dem schmerzhaften Griff und riss die Tür auf. Tränen kullerten über Natashas Wangen.
Sie hatte sich in einen Fürsten verliebt, aber der hatte gerade bewiesen, dass er ihrer gar nicht wert war.
„Tasha, es tut mir leid …“
Sie wollte nichts mehr hören, nur noch fort von hier, von ihm.
„Was ist eigentlich mit dir los?“
Dante, der an der Brüstung stand, wandte sich um. Er war jetzt nicht in der Stimmung, sich mit seiner Mutter zu unterhalten. Eigentlich war er zu gar nichts aufgelegt.
„Nichts“, behauptete er daher einsilbig, ahnte jedoch, dass er ihr so nicht davonkommen würde.
Elena Andretti di Calida enttäuschte ihn nicht.
„Seit du gestern aus Melbourne zurückgekehrt bist, ziehst du ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Offensichtlich befürchtest du, ich könnte noch diese
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