Julia Extra Band 0302
zuckte zusammen, denn sie ahnte, welche Richtung seine Gedanken einschlugen. „Dein Bruder spielt auf einen späteren Zeitpunkt an. Er war im Liegestuhl eingeschlafen, und als er aufwachte, konnte er nicht mehr ins Haus. Und ich war zufällig in der Küche und habe ihn hereingelassen. Das war alles.“ Sie sah, dass er nicht überzeugt war, und fügte seufzend hinzu: „Ich hatte nur ein Nachthemd und einen Morgenmantel an.“
Entnervt blickte Nick sie an. „Aimi, ich habe dich gewarnt. Er ist mein Bruder und ich mag ihn sehr, aber was Frauen angeht …“
Beruhigend tätschelte sie seinen Arm. „Du kannst mir vertrauen. Ich werde nicht auf seinen Charme hereinfallen. Ich bin hier, um zu arbeiten, nichts weiter“, versicherte sie ihm.
Nick verzog das Gesicht und seufzte. „Tut mir leid, ich habe einfach das Gefühl, für dich verantwortlich zu sein. Ich möchte nicht, dass Jonas seine Spielchen mit dir treibt.“
Aimi war gerührt. „Mach dir keine Sorgen. Und jetzt lass uns frühstücken, und dann musst du mir unbedingt die Bibliothek zeigen.“ Arbeit war schon immer ein guter Weg für sie gewesen, um sich abzulenken.
Als sie ins Esszimmer traten, war es leer. Maisie Astin, die Haushälterin, kam gerade herein, um frischen Kaffee und duftende Croissants auf das Buffet zu stellen.
„Guten Morgen“, begrüßte sie Nick und Aimi mit einem freundlichen Lächeln. „Die anderen frühstücken draußen. Nehmen Sie sich, was Sie mögen, und sagen Sie Bescheid, wenn Sie noch etwas brauchen.“
„Danke, Maisie. Was möchtest du essen, Aimi?“,fragte Nick, während er nach einem Teller griff.
„Ich hätte gern eines von diesen knusprigen Croissants und einen Kaffee“, entschied Aimi und schenkte der Haushälterin ein Lächeln.
„Such dir einfach einen Platz, ich bringe dir das Frühstück“, schlug Nick vor, und Aimi ging voraus ins Freie.
Doch als sie auf die Terrasse trat, wünschte sie, auf Nick gewartet zu haben. Denn am Tisch saß nur ein Gast – Jonas. Wenn er nicht aufgeblickt hätte, wäre sie sofort wieder ins Haus gegangen. Doch als seien seine Sinne geschärft für ihre Anwesenheit, hatte er den Kopf gehoben, sobald sie durch die breite Flügeltür gekommen war.
„Überlegen Sie noch, ob Sie es wagen können, mir zu begegnen?“, fragte er ironisch und zwang sie dadurch, selbstbewusst einen Schritt vorwärts zu machen.
„Keineswegs“, entgegnete sie munter, als sei letzte Nacht nichts geschehen. „Ich habe nur diese grandiose Aussicht bewundert.“
Er schürzte die Lippen. „Ich auch“, gab er zurück und ließ seine Augen genüsslich über ihren Körper wandern.
Ihr Herz schlug schneller und ihre Nerven waren bis zum Äußersten gespannt, als wäre sein Blick eine Liebkosung ihrer Haut. Verwirrt über die Reaktion ihres Körpers, über die sie keine Kontrolle zu haben schien, zwang sie sich, seinem Blick kühl und reserviert zu begegnen. „Sie verschwenden Ihre Zeit, das wissen Sie doch, nicht wahr?“, sagte sie unverblümt mit leiser Stimme. Sie wollte nicht, dass Nick sie hörte. „Ich werde nicht anbeißen.“
Spöttisch hob er die Augenbrauen. „Wie oft haben Sie diesen Satz in der vergangenen Nacht wiederholt?“, stichelte er, und sie atmete tief durch.
„Einmal genügte. So unwiderstehlich sind sie nicht“, gab sie zurück, und Jonas lachte amüsiert.
Sein Lächeln wurde breiter. „Wissen Sie, was ich denke, Aimi Carteret?“
„Ihre Gedanken interessieren mich nicht“, erwiderte sie scharf.
Doch er lachte erneut. „Sie versuchen, sich und die Welt zu täuschen.“
Damit war er der Wahrheit nähergekommen als er ahnte. Sie versuchte, ruhig zu bleiben. „Wie gesagt, Ihre Gedanken interessieren mich nicht. Sie interessieren mich nicht.“
„Schade, denn ich interessiere mich sehr für Sie“, konterte Jonas. „Ich denke ständig an Sie.“
„Wie langweilig für Sie“, sagte Aimi schnippisch, und Jonas lachte weich – ein Ton, der sie in höchste Erregung versetzte.
„Sagen Sie das nicht. Die Gedanken an Sie haben mir eine fantasievolle Nacht geschenkt“, erklärte er mit spitzbübischem Lächeln.
„Dafür können Sie wohl kaum mich verantwortlich machen“, gab Aimi zurück, während sie jenen Schauer der Erregung spürte, der ihr in Jonas’ Gegenwart schon seltsam vertraut vorkam. Es schien, als treffe alles, was er sagte oder tat, sie direkt ins Mark.
„Warum kann ich das nicht?“, wollte Jonas wissen. „Schließlich waren Sie es, die
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