Julia Extra Band 0302
denke, Sie sollten tatsächlich zu Bett gehen, Aimi, sonst gewinnt die Neugier in Ihnen doch noch die Oberhand gegenüber Ihrer bemerkenswerten Standhaftigkeit.“
„Ich verstehe Sie nicht“, sagte sie unbedacht.
„O doch“, entgegnete Jonas seufzend. „Ich spreche von Ihrer Entschlossenheit, nichts mit mir zu tun haben zu wollen“, erklärte er gespielt beleidigt.
„Meine Güte, sind Sie selbstherrlich. Ich habe schon vor Jahren beschlossen, Männern wie Ihnen aus dem Weg zu gehen“, erwiderte sie verächtlich.
Belustigt sah er sie an. „Männern wie mir?“
Während sie ihn musterte, zog sie die Augenbrauen hoch. „Männer, die denken, sie könnten alles und jeden bekommen. Ich verachte solche Menschen.“
Jonas lachte laut. „Es ist spät, wir sind beide müde. Ich schlage vor, wir setzen unser interessantes Gespräch morgen fort.“
„Wir werden es gar nicht fortsetzen!“, gab Aimi steif zurück und wandte sich zur Tür.
„Ach übrigens“, hörte sie ihn, „Ihr Haar ist wunderschön, wenn Sie es offen tragen.“
Instinktiv fuhr sie sich mit der Hand durch ihre seidigen Locken. Dann machte sie einen energischen Schritt auf die Treppe zu. Doch im nächsten Moment rutschte sie auf einer nassen Fliese aus, und als sie Halt suchte, fühlte sie sich von starken Armen aufgefangen.
„Entspannen Sie sich. Ich halte Sie“, murmelte er dicht neben ihrer Schläfe.
Doch gerade jetzt konnte sie keineswegs entspannen. Und als sein Blick voller Begehren den ihren traf, wusste sie, dass er in ihr Innerstes gesehen hatte. Behutsam half er ihr auf.
„Lassen Sie mich los“, befahl sie herrisch und löste sich aus seinem Griff. Sie verließ die Küche, zog die Tür hinter sich zu und starrte gedankenverloren in die Eingangshalle. Dass dieser Mann eine Leidenschaft in ihr entfachte, die sie nicht kontrollieren konnte, war eine Sache. Doch dass er es wusste, war eine ganz andere. Sie hatte sich zum Narren gemacht.
Als Aimi im Bett lag, wälzte sie sich unruhig hin und her. Sie musste sich für den Rest des Wochenendes von Jonas fernhalten.
Der nächste Tag war erneut unangenehm schwül. Aimi fühlte sich wie zerschlagen. Sie hatte nur wenig geschlafen, und in jedem ihrer kurzen Träume hatte Jonas die Hauptrolle gespielt. Es schien, als beherrsche er all ihre Gedanken – sowohl im wachen als auch im schlafenden Zustand.
Während sie sich unter der Dusche erfrischte, versuchte sie, das Problem logischer anzugehen. Was war denn bisher wirklich geschehen? Sie fühlte sich von einem Mann angezogen, und er erwiderte ihre Gefühle. Doch sie hatte auch vor Jonas attraktive Männer kennengelernt und ihnen widerstanden. Die Chancen standen also schlecht für Jonas.
Mit neuem Mut stieg sie aus der Dusche und trocknete sich ab. Die Kleiderfrage war schnell gelöst: Sie hatte nur zwei Röcke, ein paar Blusen und – Nicks Rat folgend – einen Badeanzug eingepackt. Sie entschied sich für einen schmalen, cremefarbenen Rock und eine hellblaue, kurzärmelige Seidenbluse. Mit einer geübten Handbewegung schlang sie ihr Haar zu einem lockeren Knoten. Sie zog den Rock über ihren Hüften glatt und betrachtete sich im Spiegel. Sie wirkte kühl, professionell, unnahbar. Als es an der Tür klopfte, rückte sie ein letztes Mal ihren Rock zurecht, ehe sie öffnete.
Es war Nick. Er stand in der Tür und schenkte ihr ein Lächeln. „Guten Morgen, Aimi“, sagte er. „Du siehst unglaublich gut aus.“
Aimi seufzte und schüttelte den Kopf.
„Nick, du bist fast so schlimm wie dein Bruder. Woher habt Ihr diesen Charme?“, fragte sie lächelnd, ohne zu bemerken, dass noch jemand den Flur entlangkam.
„Guten Morgen“, hörte sie plötzlich Jonas’ Stimme. Als sie sich erstaunt umsah, nickte er ihr kurz zu und lächelte. Dann betrachtete er sie von Kopf bis Fuß. „Ein schöner Rock, Aimi. Aber, alles in allem, fand ich Ihre Kleidung heute Nacht noch etwas attraktiver“, reizte er sie mit einem kurzen Lachen, ehe er weiterging.
Sie trat einen Schritt zurück und fühlte, wie das Blut in ihre Wangen schoss.
Nick runzelte die Stirn und rief seinem Bruder nach: „Hey, was meinst du damit?“
Jonas hielt es nicht für nötig, stehen zu bleiben, sondern antwortete nur ungerührt: „Frag Aimi.“ Dann lief er ohne weitere Erklärung die Treppe hinunter.
Nick wandte sich mit fragendem Blick an Aimi. „Was meinte er? Du warst gestern Abend doch nicht besonders ausgefallen gekleidet. Habe ich etwas verpasst?“
Sie
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