Julia Extra Band 0303
sich von ihrem Schreibtischstuhl.
Rowe legte den Ordner zurück.
„Um Jeffrey von der Schule abzuholen?“
Kirsten schüttelte den Kopf. „Heute ist Shara dran. Sie holt beide Jungen ab, und bis zum Dinner darf Jeffrey mit Michael spielen.“
„Dann bist du also nicht wirklich in Eile?“
Himmel noch mal! Warum hatte sie ihm überhaupt von dem Arrangement mit Shara erzählt? Jetzt hatte sie keine Entschuldigung parat, um sich schnellstens zu verdrücken! Zweimal hatte er sie in dieser Woche bereits unaufgefordert begleitet, um Jeffrey von der Schule abzuholen, der damit offensichtlich gar kein Problem hatte. Begeistert war er an der Hand seines neuen Freundes vor ihr hergehüpft und hatte ihm all die kleinen Erlebnisse des Tages anvertraut, die bisher für seine Mutter reserviert gewesen waren …
„Ich muss trotzdem los. Sharas Mann will morgen früh mit beiden Jungen zu einem Angelwochenende starten, und dafür habe ich noch einiges zu erledigen. Picknick und so …“
War sie denn von allen guten Geistern verlassen? Warum lud sie Rowe nicht gleich in ihre sturmfreie Bude ein?
Eisern wich sie seinem glitzernden Blick aus und suchte ihre Sachen zusammen.
„Okay, dann will ich dich nicht länger aufhalten“, sagte er schließlich. „Das Wetter eignet sich tatsächlich fantastisch für einen Angelausflug.“ Damit verließ er vor ihr den Raum.
Kirsten schloss gepeinigt die Augen und zählte langsam bis zehn, ehe sie ihm folgte. Durch die offene Tür zu seinem Büro, das gleich neben ihrem lag, konnte sie Rowe mit grimmigem Gesicht am PC sitzen sehen. Als sie ihm im Vorbeigehen ein schönes Wochenende wünschte, schaute er nur kurz auf und nickte.
„Dir auch eine erholsame Zeit, Kirsten …“, murmelte sie sarkastisch, während sie mit steifen Schritten das Gebäude verließ. Wie albern, sich bei der Aussicht auf ein freies Wochenende deprimiert zu fühlen! Morgen würde sie einen ausgiebigen Einkaufsbummel unternehmen, endlich mal wieder zum Friseur gehen und es sich dann mit einer leckeren Pizza und einem romantischen Film vor dem Fernseher gemütlich machen!
Angesichts des selbst erschaffenen, verlockenden Szenarios fühlte sie sich schon etwas besser, als sie sich auf den Weg zu ihrem Cottage machte, um Jeffreys Tasche zu packen, die Angelsachen zusammenzusuchen und einen Picknickkorb für die drei Ausflügler zu füllen.
Nachdem sie die Camper am nächsten Morgen verabschiedet hatte, fühlte sich Kirsten zu erschöpft für eine Shopping-Tour, beschloss aber, sich wenigstens eine neue Frisur zu gönnen.
Als sie zwei Stunden später den Salon ihrer Lieblingsfriseurin verließ, fragte sie sich allerdings ernsthaft, ob diese Entscheidung nicht ein großer Fehler gewesen war. Kathleen hatte ihr nicht nur ein gehöriges Stück Haar abgeschnitten, sondern auch einige helle Glanzlichter gesetzt, sodass Kirstens Lockenkopf wie flüssiges Kupfer in der Vormittagssonne schimmerte.
Da sie heute beide keinen Verpflichtungen nachkommen mussten, hatten sich die verwaisten Mütter zum Lunch in einem netten Café verabredet. Als Kirsten auf Shara zuging, die bereits an einem Tisch auf der herrlichen Sonnenterrasse saß, wurde sie von ihr mit einem breiten Lächeln begrüßt.
„Du siehst einfach fantastisch aus! Diese Farbe ist umwerfend.“
Kirsten erwiderte das Lächeln und setzte sich. Insgeheim musste sie selbst zugeben, dass der helle Kupferton sehr gut zu ihrem apfelgrünen Top und der weißen Leinenhose passte. „Nicht zu auffällig?“, vergewisserte sie sich trotzdem noch einmal.
Shara beugte sich vertraulich vor. „Liebes, mit einem Mann wie Rowe Sevrin in deinem Leben kannst du gar nicht auffällig genug sein!“
„Er ist nicht Teil meines Lebens, ich arbeite nur für ihn.“
„Aha, deshalb holt er Jeffrey auch mit dir zusammen von der Schule ab und hängt danach noch weiß-ich-wie-lange bei euch herum. Ich hatte mal eine Kollegin, bei der lief das anfangs genauso und endete schließlich damit, dass sie plötzlich verheiratet war.“
Kirsten fühlte, wie sie errötete. „Das kann man nicht vergleichen. Rowe wohnt in einem der Schlossapartments, und damit liegt die Schule quasi auf seinem Weg. Nach dem Radrennen wird er gleich wieder nach Solano zurückkehren.“
„Hmm …“, machte Shara. „Wie lange kennen wir uns jetzt schon, Kirsten?“
„Ein paar Jahre …“
„Dann versuche nicht, meine emotionale Intelligenz zu beleidigen. Du willst es vielleicht nicht zugeben, dass du
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