Julia Extra Band 0303
keinen Fall würde sie ihm erzählen, dass sich ihr sogenannter Freund zurzeit mit einer anderen Frau im Bett vergnügte!
„Ich habe ihm erklärt, warum ich länger hierbleiben möchte, und er hat es verstanden“, fügte sie, beinah trotzig, hinzu.
Zweifelnd zog Noah die Brauen hoch. Und Kate hoffte inständig, er würde ihr jetzt nicht auf den Kopf zusagen, dass sie log. Zum Glück schwieg er.
„Das ist also kein Problem“, sagte sie, um den peinlichen Moment zu überspielen.
Nachdenklich schwieg Noah weiter.
„Was meinst du denn dazu?“, fragte Kate schließlich drängend.
„Na ja. Es ist natürlich sehr nett von dir, deine Hilfe anzubieten, Kate, aber … was hast du denn davon, wenn du bleibst? Welchen Vorteil versprichst du dir? Ich hätte angenommen, du würdest deinen Anteil so schnell wie möglich verkaufen wollen und mit Taschen voller Geld nach England zurückfliegen.“
Eine gute Frage, dachte Kate und überlegte.
Was versprach sie sich tatsächlich von einem längeren Aufenthalt? Die Chance, Radnor zu retten? Die Chance, das Fiasko mit Derek möglichst schnell zu vergessen? Die Chance, ein bisschen Abenteuer in ihr Leben zu bringen, das ihr in letzter Zeit manchmal wie ein schwarzes Loch vorgekommen war?
Wahrscheinlich spielte alles zusammen eine Rolle, aber wie sollte sie das Noah erklären?
„Ich mache das, was Onkel Angus – wie ich glaube – von mir erwartet hätte“, erklärte Kate schließlich.
Noah lächelte, und um seine Augen bildeten sich Fältchen. „Der Grund ist so gut wie jeder andere, würde ich sagen.“
Zum Glück hakt er nicht weiter nach, dachte sie aufatmend. Sie befürchtete, er könne raten, dass es sozusagen unter all den vernünftigen Gründen auch einen verborgenen gab, warum sie Australien noch nicht verlassen wollte … dass sie noch immer in ihn verliebt war.
Aber das konnte doch nicht sein, oder?
Natürlich nicht!
Nicht einmal ein bisschen?
Darüber dachte sie lieber nicht zu genau nach!
„Da die Frage jetzt geklärt ist“, nahm Kate den Gesprächsfaden wieder auf,„kannst du mir genau erklären, wie ein Viehtrieb verläuft.“
„Warum willst du das wissen?“
„Weil ich dachte, wir könnten deine Herde auf bessere Weidegründe bringen.“
Noah grinste, dann lachte er leise und presste sich schließlich die Faust auf die Lippen, um seinen Heiterkeitsausbruch zu stoppen.
„Entschuldige bitte“, sagte er endlich. „Aber die Vorstellung, dich auf einen Viehtrieb mitzunehmen … Nein, das geht nicht.“
„Warum nicht?“ Kate blieb hartnäckig.
„Du bist bestimmt sehr anpassungsfähig, aber einen Viehhüter können wir nicht aus dir machen.“
Warum sagt er nicht gleich, dass er mich für eine nutzlose Städterin hält, sozusagen eine Stadtpomeranze, dachte sie empört.
„Zum Kochen brauchst du natürlich auch niemand“, meinte sie schnippisch. „Oder zum Fahren des Transporters mit den Ersatzpferden und der Campingausrüstung.“
„Doch, dafür brauche ich jemand.“ Nachdenklich trank er einen weiteren Schluck Whiskey. „Und Ellen kann ich natürlich nicht bitten.“
„Kochen kann ich“, sagte Kate eifrig. „Chauffieren auch. Und wie man einen Truck fährt, kann ich lernen.“
Nach kurzem Überlegen gab Noah zu bedenken: „Und was ist mit Olivia? Ich würde sie nur ungern wochenlang allein hier mit Ellen lassen, obwohl die sich natürlich bestens um das Kind kümmern würde.“
„Ich habe mir gedacht … Wie wäre es, wenn wir Olivia mitnehmen? Ich könnte sie unterrichten. Es gibt doch spezielles Kursmaterial für die Kinder im Outback, die zu weit von einer Schule entfernt leben und deren Eltern sich ein Internat nicht leisten können.“
Noahs Augen leuchteten auf, als er sich die Vorschläge durch den Kopf gehen ließ. „Ich könnte ja mal herumtelefonieren und mich erkundigen, in welchen Regionen es noch genug gutes Gras gibt.“
„Und ich kann mich wegen des Fernunterrichts für Olivia informieren“, ergänzte Kate.
„Steve Hatton aus Mercury Downs wäre bestimmt einverstanden, mir beim Treiben der Herde zu helfen.“ Noah trommelte mit den Fingern einen zunehmend flotteren Rhythmus auf der Sessellehne. „Das Vieh die ganze Strecke zu treiben, könnte riskant sein, aber notfalls bringen wir es mit Transportern bis Cunnamulla. Da hat es schon geregnet, und es sieht mit Futter bereits besser aus als hier. Entlang der Stockrouten – wie die alten Wege heißen – gibt es genügend Gras. Wir müssten es nach
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