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Julia Extra Band 0303

Julia Extra Band 0303

Titel: Julia Extra Band 0303 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence , Barbara Hannay , Jennie Lucas , Valerie Parv
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so lautlos in der Dunkelheit, wie sie vorhin aufgetaucht war.
    Hätte er gewusst, wie sehr sie sich nach seinem Kuss sehnte, wäre er ihr bestimmt gefolgt.
    „Du hast wirklich ein Wunder vollbracht, Kate“, meinte Noah am nächsten Abend bewundernd.
    „Übertreib nicht gleich.“
    „Jedenfalls hatte Olivia einen wunderschönen Geburtstag.“
    „Ja, vor allem, weil wir Glück mit dem Lagerplatz hatten.“
    Sie hatten das Lager am Ufer eines Billabong aufgeschlagen, wie in Australien kleine Wasserstellen oder Teiche entlang von Flussläufen genannt wurden. Olivia lag bereits im Bett, Steve hatte sich freiwillig zum Abwaschen gemeldet.
    Noah und Kate saßen nebeneinander auf einem Baumstamm und blickten auf das glitzernde Band, das der Mond auf die Oberfläche des Billabong malte.
    „Mir hat es doch auch Spaß gemacht“, fügte Kate hinzu. „Außerdem ist Olivia so bescheiden, dass ich nicht viel Mühe hatte. Was sind schon Pfannkuchen zum Frühstück und eine improvisierte Schokoladentorte zum Nachtisch.“
    „Es war eine richtige Geburtstagstorte, mit ihrem Namen und ihrem Alter in Smarties gelegt und Kerzen aus kleinen Zweigen“, erinnerte Noah sie. „Das ist in einem Viehtreiberlager keine Kleinigkeit. Eher schon genial.“
    „Ich leide ein bisschen an Perfektionitis“, gestand Kate fröhlich.
    „Das erklärt einiges!“ Noah schmunzelte.
    Sie erwiderte das Lächeln. „Es war einfach schön, zu sehen, wie Olivia sich gefreut hat. Und wie sehr sie an dir hängt.“
    „Das ist erstaunlich, oder? Ich habe so wenig getan, um ihre Zuneigung zu verdienen“, sagte er reuig.
    „Väter sind sehr wichtig, vor allem für kleine Mädchen“, erläuterte Kate sachlich.
    „Du klingst, als würdest du aus Erfahrung sprechen.“
    „Stimmt.“ Sie seufzte leise. „Mein Vater starb zwar, als ich erst fünf war, aber ich habe einige wunderschöne Erinnerungen an ihn bewahrt.“
    „Erzähl mir mehr“, bat Noah sanft.
    Verblüfft sah sie ihn an. Bisher hatte er nur das Nötigste mit ihr geredet, und jetzt wollte er plaudern?
    „Was möchtest du denn hören?“, fragte sie vorsichtig.
    „Egal. Weißt du, ich kann mich an meine Eltern nicht erinnern.“
    „Gar nicht? Armer Noah!“
    „Ich habe ein einziges Foto von ihnen und eine ganz schwache Erinnerung, von dem Tag, als es aufgenommen wurde. Das ist alles.“
    Mitgefühl erfüllte Kate. Sie zog die Beine hoch und umfasste ihre Knie, dann begann sie zu erzählen.
    „Wenn mein Vater abends nach Hause kam, stand ich am Gartentor und wartete. Sobald er um die Ecke bog und mich entdeckte, winkte er mir zu. Das war mein Signal. Lachend lief ich zu ihm. Er hob mich hoch und fragte: Wie geht es meiner Prinzessin heute Abend?“
    Noah lachte leise. „Das ist eine wirklich nette Erinnerung.“
    Ermutigt sprach sie weiter. „Er brachte mir auch beinah immer eine Kleinigkeit mit. Ein besonders schön eingewickeltes Bonbon, winzig kleine Patiencekarten, einen frisch gespitzten Bleistift … Ich erinnere mich noch, wie glatt das Seidenfutter seiner Manteltaschen war, in denen er diese Überraschungen für mich hatte.“
    „Dein Vater klingt einfach großartig.“
    „Das war er auch. Ich habe ihn von ganzem Herzen lieb gehabt. So wie Olivia dich liebt und bewundert.“
    Noah schwieg, und Kate betrachtete sein markantes Profil, das ihr mittlerweile so vertraut war. Vergeblich versuchte, sie sich vorzustellen, wie er als kleiner Junge ausgesehen hatte.
    „Du hast doch bestimmt viele Erinnerungen an Onkel Angus, Noah. Würdest du mir von ihm erzählen?“
    Sie hatte beinah erwartet, dass er sich weigern würde, aber er überraschte sie.
    „Ja, gern, Kate. Meine liebste Erinnerung ist auch eine meiner ältesten. Es war direkt nach dem Unglück meiner Eltern. Sie waren mit dem Buschflieger an die Küste unterwegs, zu einer Hochzeit, und der Flieger stürzte ab.“
    Er brach einen Zweig ab und warf ihn ins Wasser, wo er sanft dahintrieb.
    „Ich war auf Radnor bei der Familie eines Stockman geblieben. Angus kam in das kleine Haus. Ganz sicher hat er berichtet, was meinen Eltern zugestoßen war, aber daran erinnere ich mich nicht. Nur daran, wie er mich aufhob und ins große Haus trug … und daran, wie weich sich der Flanell seines Hemds unter meiner Wange anfühlte, und dass der Stoff nicht nach Zigarettenrauch roch.“
    Im schwachen Licht sah sie, wie er lächelte.
    „Ist es nicht seltsam, was das Gedächtnis speichert und was es sozusagen löscht?“, meinte Noah.

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