Julia Extra Band 0303
„Ihr Tod kam nicht unvorbereitet, sie war seit Jahren krank. Was ist mit deinen Eltern? Leben sie noch?“
„Und wie …“, murmelte er sarkastisch.
„Wahrscheinlich machst du dir Gedanken darüber, was sie zu dem Kind sagen werden“, vermutete Sam.
„Die beiden sind völlig mit ihrem eigenen Leben beschäftigt.“
Sein Vater hatte erst selbst im letzten Jahr, kurz nach seinem sechzigsten Geburtstag, die erneuten Freuden der Vaterschaft erlebt. Seine zweite Frau war gerade mal fünfundzwanzig. Und Cesares Mutter ging völlig in der Betreuung seiner Halbschwestern im Teenageralter auf, wenn sie sich nicht gerade einer Schönheitsoperation unterzog, um mit ihrem ebenfalls jüngeren neuen Partner mithalten zu können.
„Wirst du es ihnen sagen?“
Da Cesare nicht antwortete, überlegte Sam sich, dass dafür wohl auch keine Notwendigkeit bestand, wenn er sie womöglich dazu überreden wollte, die Schwangerschaft abzubrechen. Denn das war der Verdacht, der langsam in ihr aufkeimte.
„Also, was hast du jetzt vor?“, wollte Cesare wissen.
„Mir einen neuen Job zu suchen“, erklärte Sam steif.
Und mein Kind auf jeden Fall behalten! fügte sie im Stillen hinzu.
Laut sagte sie: „Schließlich muss ich Miete zahlen und meinen Lebensunterhalt bestreiten. Vielleicht sind mir dabei ja meine Erfahrungen als Putzfrau nützlich“, versuchte sie, einen leichteren Ton anzuschlagen. „Könnte sein, dass ich dich mal um eine Referenz bitte.“
„Ich befürchte nur, die Talente, die ich dir bescheinigen würde, wären für einen derartigen Job wenig förderlich, cara …“
Sam zuckte zusammen. Das war keine Neckerei mehr, sondern eine handfeste Beleidigung! Wenigstens für ihr Empfinden. „Wenn du nichts weiter kannst, als widerwärtige, zynische Kommentare abzugeben, ist es wohl besser, du gehst! Am besten gleich für immer!“, fauchte sie ihn gereizt an. „Es sei denn, du hast einen konstruktiven Vorschlag zu machen!“
„Das habe ich tatsächlich“, entgegnete Cesare ungerührt.
„Ich höre …“
„Hast du gestern wirklich gemeint, was du sagtest?“
„Was gemeint?“, fragte Sam verwirrt.
„Dass meine Blindheit nicht der Grund für die Ablehnung meines Heiratsantrages war?“
„Natürlich.“
„Dann beweise es.“
Sam schüttelte verwirrt den Kopf. „Wie denn?“
„Sag jetzt Ja .“
7. KAPITEL
Panikartig schoss Sam vom Sofa hoch.
„Du willst immer noch, dass ich dich heirate?“
Cesare hob die breiten Schultern. „Warum nicht? Du trägst mein … unser Kind unter dem Herzen, Samantha. Nichts hat sich seit gestern geändert, außer, dass du dich nicht mehr selbst versorgen kannst.“
Was würde Sam darum gegeben, wenn sie ihm hätte sagen können, dass es ihr nichts ausmache, den Job verloren zu haben, aber so war es nicht. Sie beugte den Kopf und legte eine Hand auf ihren Bauch.
„Weißt du, was ich sogar einen Moment lang geglaubt habe?“, fragte sie leise. „Dass du versuchen würdest, mich zu überreden, unser Baby …“ Ihre Stimme versagte.
Cesare saß da wie erstarrt. „Was dachtest du, würde ich von dir erwarten?“
„Dass ich die Schwangerschaft beende …“ So, sie hatte es gewagt. Doch ihre Erleichterung währte nicht lange, als sie sah, wie er mit sich zu kämpfen hatte, um seine aufsteigende Wut im Zaum zu halten.
„Du hast wirklich geglaubt, ich würde …“ Er brach ab und wechselte in seine Muttersprache. Sam brauchte kein Italienisch zu verstehen, um den Sinn seines verbalen Ausbruchs zu erfassen. Doch immer, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte, hatte Sam das Bedürfnis zuzubeißen, wie leider auch dieses Mal.
„Ich könnte mir schon vorstellen, dass es für dich eine ziemliche Erleichterung bedeuten würde …“
Cesare richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Seine Nasenflügel bebten, und unter der gesunden Bräune wurde er plötzlich leichenblass. „Du weißt gar nichts!“, donnerte er auf sie herab. „Du legst dir alles immer so zurecht, wie es dir passt! In deiner Geschichte bin ich das Monster, der eiskalte Schuft, aber dies hier ist keine fiktive Story , und schon gar nicht allein deine!“
„Was für eine kryptische Äußerung …“, spottete Sam mit bebender Stimme. „Willst du mir das denn nicht aufschlüsseln?“
„Es ist unsere Geschichte! Unser Kind! Ein Kind, das beide Elternteile braucht!“
„Das ist kein Grund, mich derart anzuschreien“, wehrte sie sich mit letzter Kraft.
Cesare atmete tief ein, legte
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