Julia Extra Band 0303
hatten. Erst dann fiel ihr ein, dass Cesare sie ja gar nicht sehen konnte. Dass er ein gefährlicher Mann war, daran hegte sie nicht den leisesten Zweifel. Auch nicht am Wahrheitsgehalt seiner Worte, die ihr einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hatten.
Das Problem war nur, genau diese unberechenbare und aufregende Komponente war ein großer Teil der Anziehung, die Cesare Brunelli auf sie ausübte.
„Du hast wirklich eine originelle Art, mir den Hof zu machen“, sagte sie rau.
„Möchtest du, dass ich vor dir auf die Knie gehe und dir meine ewig währende Liebe versichere?“
Sein Sarkasmus traf einen empfindlichen Nerv bei Sam, von dem sie bisher nichts gewusst hatte. Ihre Augen schwammen plötzlich in Tränen, und die Unterlippe begann verdächtig zu zittern. „Warum nicht?“, fragte sie betont forsch. „Es würde mir guttun, endlich wieder einmal lachen zu können.“
Cesare wandte seinen Kopf zur Seite und präsentierte ihr dabei die perfekten Linien seines klassischen Profils. Sam schluckte trocken.
„Lachen ist durchaus eine Option, die ich in unserer Ehe sehen kann“, sagte er ruhig, ohne auf ihren Sarkasmus einzugehen. „Du hältst dich nur an den negativen Aspekten einer Heirat zwischen uns fest, dabei bietet sie auch eine Menge Positives. Lass uns doch für einen Augenblick ernst sein.“
Dieser unerwartete Vorschlag erfüllte Sam mit einer dumpfen Vorahnung.
„Du bist eine sehr ambitionierte Frau, und ich könnte dich in jeder Form unterstützen.“
„Wenn ich mir ein Ziel stecke, will ich es auch aus eigener Kraft erreichen“, schoss Sam sofort dagegen.
„Ich habe dabei nicht an das sogenannte Vitamin B gedacht, falls du das denkst. Aber als meine Ehefrau genießt du automatisch den Luxus, dir deine nächsten Karriereschritte in Ruhe überlegen zu können, ohne den finanziellen Druck im Nacken zu spüren. Oder dir die Freiheit zu gönnen, dich eine Weile nur um unser Baby zu kümmern. Die Wahl läge ganz bei dir.“
„Nach allem, was ich inzwischen von dir weiß, bist du ein knallharter Geschäftsmann, Cesare, also komm mir jetzt nicht so. Ein Pakt mit dem Teufel verspricht auch den Himmel auf Erden, und erst, wenn du das Kleingedruckte liest, wird dir bewusst, dass du deine Seele verkauft hast. Also … was versprichst du dir von diesem Deal?“, fragte Sam misstrauisch.
„Der Teufel … hoffentlich nur eine Metapher?“
Sam ignorierte das. „Es wäre doch viel unkomplizierter für dich, dem Baby einfach eine finanzielle Absicherung zukommen zu lassen, anstatt eine ungewollte Ehe einzugehen.“
„Mag sein, aber die legalen Rechte eines Vaters, der nicht mit der Mutter des Kindes verheiratet ist, sind gleich null. Und ich will absolut gleichberechtigt an der Erziehung unseres Sohnes oder unserer Tochter beteiligt sein, cara .“
„Ah, das ist also der einzige Grund für deinen Antrag?“
Sam ärgerte sich darüber, dass sein Verhalten sie gegen alle Logik verletzte. Schließlich war es ja nicht so, dass sie Cesare liebte …
„Nicht ganz“, schränkte er ein, und Sams Herz machte einen unvernünftigen Sprung. „Ich denke, mit einer Ehefrau im Hintergrund kann ich endlich diese aufdringlichen Weiber abwimmeln, die unbedingt meine Hand halten wollen, wenn ich eine Straße überqueren muss.“
Autsch! Das hatte gesessen. Aber was hatte sie denn auch erwartet?
„Das wird dann mein Job sein, willst du damit sagen?“
„Nein, ich sehe nicht den geringsten Anlass, etwas an der bestehenden Konstellation zu verändern. Und Paolo hat definitiv keine romantischen Absichten, was mich betrifft. Bei dir müsste ich eher befürchten, dass du mich unter einen Bus dirigierst.“
„Bring mich lieber nicht auf derart verlockende Ideen!“, grollte Sam und hüllte sich dann in beleidigtes Schweigen.
Unterdessen überschlugen sich in ihrem Kopf die Fürs und Widers gegen eine Ehe mit Cesare Brunelli. Konnte sie sich Trotz und Stolz in ihrer momentanen Situation überhaupt leisten? Was, wenn sie irgendwann krank würde oder noch Schlimmeres? Wer würde dann für ihr Baby sorgen?
Gut, es gab noch ihren Bruder und seine Frau. Doch das junge Paar kämpfte selbst täglich ums Überleben und konnte wahrlich kein zusätzliches Problem gebrauchen.
„Worüber denkst du so angestrengt nach?“, wollte Cesare wissen. Sams Schweigen zerrte an seinen Nerven, und er musste sich beherrschen, um seine wachsende Ungeduld nicht zu zeigen. Wenn er doch bloß ihr Mienenspiel sehen
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